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Getreideernte

Strohmanagement beginnt beim Häcksler

Pfluglos arbeitende Betriebe würden ihr Häckslerstroh am liebsten pulverisieren. Der technische Aufwand und der Energieverbrauch müssen jedoch in Relation zum Nutzen stehen. Deshalb gilt: so lang wie möglich und so kurz wie nötig.
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Für kurze Häcksellängen müssen Messer und Gegenmesser scharf sein. Die Gegenschneide wird weiter eingeschwenkt.
Für kurze Häcksellängen müssen Messer und Gegenmesser scharf sein. Die Gegenschneide wird weiter eingeschwenkt.Feiffer
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Die Anforderung an den Häcksler sind ständig gewachsen. Schneidwerke werden breiter, das Stroh muss auf die Arbeitsbreite zurückverteilt werden. Die Häcksellängen sollen zwischen 2,0 und maximal 5,0 cm betragen. Mittlerweile bieten alle Hersteller Häcksler für die unterschiedlichsten Ansprüche von Standard- bis zum Hochleistungsbereich an. Und bei pfluglos arbeitenden Betrieben, die ihr Stroh nicht pressen, sind die Ansprüche im Premium-Bereich angesiedelt.

Über die Häckselqualität entscheidet die Frequenz des Aufschlages der Messer auf den Halm. Das erreicht man mit hohen Drehzahlen der Häckslerwelle und mit einer mehrreihigen Messerbestückung. Hatte man früher vier Messerreihen, sind es heute sechs und acht Reihen. Das Stroh fällt nicht so tief in den Messerkreis, es wird eher erfasst und häufiger geschnitten. In der Feinschnittklasse sitzen über 100 Messer auf der Welle, die mit mehr als 3500 U/min dreht. Aber erst die Gegenschneide bringt den Feinschnitt. Die Häckslermesser schlagen durch den Schnittspalt des Gegenmessers und zerschneiden und zerreißen das Stroh. Die Gegenschneide kann unterschiedlich weit in den Messerkreis geschwenkt werden, so dass die Messer mehr oder weniger tief in den Schnittspalt der Gegenmesser eintauchen.

Noch bevor das Stroh zwischen die Messer gerät, wird es von einer Querschneide im Einzugsspalt des Häckslers gebremst und zerkleinert. Damit wird verhindert, dass lange Stroh-abschnitte am Häckslermesser vorbei fallen können, die dann im Feld liegen.

Auf Messers Schneide
Will man die Schnittqualität weiter steigern, kann man mit einer Reibleiste, einen Strohkamm oder einem Intensivrechen in manchen Häckslern die Gutgeschwindigkeit des Stroh im letzten Teil des Messerkreises nochmals bremsen. So wird die Trefferzahl der Messer erhöht.

Hohe Drehzahlen und Zusatzschikanen nützen nichts, wenn die Messer stumpf sind. In der Praxis wird der Wechsel oft zu spät vorgenommen. Das kostet Schnittqualität, Kraftstoff und Mähdrescherleistung. Für das Drehen oder Wechseln gibt es keine Faustzahlen. Je nach Messerart, nach Böden und Erntekultur ist der Verschleiß unterschiedlich hoch.

Gehärtete Messer mit einer aufgesinterten Schicht kosten zwar das Dreifache halten jedoch das Vierfache. Auch wenn der Preis zunächst abschreckt, lohnen sie sich über die längere Nutzungszeit. Außerdem erspart man sich die Zeit des Wechselns zwischendurch. Sie lohnen sich jedoch nicht auf steinreichen Flächen. Gelangen Steine in den Häcksler, können Teile der Sinterschicht brechen. An diesen Stellen geht die Auswaschung besonders schnell vonstatten und der Verschleiß ist insgesamt höher als bei Standardmessern.

Der Zeitpunkt des Tausches wird subjektiv bestimmt. Haben die Messerklingen einen Radius, sind sie an der Schneide nicht mehr spitz sondern rund, fühlt man per Finger, dass sie stumpf sind, sollte gedreht oder gewechselt werden. Gerade zu Beginn der Ernte, wenn das Stroh noch zähe ist, kosten stumpfe Messer viel Kraft.

Bricht eine Messerklinge ab, sollte sie sofort erneuert werden. Die Unwucht des Häckslers ist enorm. Hat man keine Klinge im Ersatzteilkasten, muss auch die gegenüberliegende Klinge entfernt werden, um den Rundlauf zu sichern. Es ist besser den Tag ohne Klingen zu beenden als mit Unwucht des Häckslers zu fahren. Schlägt man seine Messer selbst nach, kann man Geld sparen – aber nicht wirklich. Die Gewichtsunterschiede der Messer bringen Unwucht und schädigen das Häcksellager.

Schärfe wichtiger als Messerform
Bei über 3000 U/min der Häckslerwelle können die sich drehenden Messer wie eine geschlossene Walze wirken. Das von oben kommende Stroh wird schlecht angenommen und gelangt dann schwallartig ins Feld. Manche Fahrer meinen, dass gezahnte Messer das Stroh besser zerhacken und mitreißen und Stau in der Strohhaube verhindert wird. Andere beobachten subjektiv einen schnelleren Verschleiß. Bei einigen Herstellern sitzen die gezahnten Messer auf der Gegenschneide durch die ein glattes oder gehärtetes Messer schlägt. Auch Messer mit dreifach Schneiden werden angeboten, wo sich eine dritte Schneide am Kopfbereich des Messers befindet. Das erhöht die Aggressivität zum Stroh.

Selbstschärfende Messer mit Biberzahneffekt haben eine höhere Standzeit. Dabei ist das Material der äußeren Schneidkanten stärker gehärtet als die der inneren Seite. Durch den abrasiven Verschleiß infolge der Strohreibung nutzt sich die innere Seite schneller ab. So bleibt die scharfe Schneide am Übergang zum stärker gehärteten Material länger erhalten.

Wer keine aktive Häckselgutverteilung hat, aber bis 9,0 m Arbeitsbreiten gleichmäßig verteilen muss, bestückt die Messerwalze mit Paddle-Messern. Die Messer sind über die Längsachse verdreht und wirken wie eine Schaufel. Sie beschleunigen den im Häcksler erzeugten Luftstrom und können das Häckslergut weiter in die Außenbereiche werfen. Die Volumenverteilung ist über die Arbeitsbreite gleichmäßiger – vorteilhaft für den Restkornauflauf und die folgende Bodenbearbeitung. Je nach Schneidwerksbreite werden die Messerreihen mit einer bestimmten Anzahl der tordierten Paddle-Messer bestückt.

Rutschen zu viele lange Strohabschnitte an den Messern vorbei auf das Feld, wird die Querschneide eingeschwenkt. Sie kostet zwar Leistung und Diesel, aber ihr Einsatz lohnt sich. Bei feuchtem Erntegut kann sie mitunter zum Rückstau führen.

Das Spiel mit der Gegenschneide
Entspricht der Zerkleinerungsgrad des Häckselgutes nicht den Ansprüchen, prüft man die Schärfe der Messer und Gegenmesser. Sind diese in Ordnung, wird die Gegenschneide weiter in den Messerkreis gerückt. Das zweigt natürlich Kraft dem Druschvorgang ab und kostet Diesel. Hier kommt es auf die Ansprüche der Bodenbearbeitung an. Für ein gleichmäßiges Häckselbild über den Tag kann die Gegenschneide vormittags halb bis dreiviertel und nach Abtrocknung voll hinzugeschwenkt werden. Dazu muss man absteigen und Schraubenschlüssel in die Hand nehmen, aber der Aufwand lohnt sich. In der Praxis bleibt es meist bei Halb- bis Dreiviertel-Stellung. Auch Lohnunternehmer werden aus Leistungs- und Kraftstoffgründen eher diese Stellung favorisieren, solange gute Häckselarbeit nicht extra honoriert wird, kostet doch eine ganz eingeschwenkte Gegenschneide bis zu 5,0 l/ha Diesel mehr. Bei feuchten, zähen Strohverhältnissen wird die Gegenschneide halb eingefahren. Ein weiteres Einschwenken verursacht hohe Kosten ohne einen deutlichen Nutzeffekt zu erbringen. In Trockengebieten wird man die Gegenschneide stets voll einschwenken. Auch die Gegenmesserleiste wird nach einer Saison gedreht und danach gewechselt. Wer noch intensiver häckseln will, schaltet eine Intensivleiste oder einen Intensivrechen zu. Das Gut wird aufgehalten, die Verweildauer des Strohs im Messerkreis verlängert und an der zusätzlichen Abrisskante geschnitten.

Gleichmäßig verteilen
Werksmäßig sind die Leitbleche voreingestellt, sie müssen jedoch auf die Schneidwerksbreite angepasst werden. Zu Erntebeginn wird mit Hilfe einer zweiten Person die Grundeinstellung auf dem Feld vorgenommen, so dass das Erntegut gleichmäßig auf die Arbeitsbreite verteilt wird. Die Feinjustierung erfolgt nach den Erntebedingungen.
Bei der aktiven Strohverteilung nehmen Wurfrotoren das Stroh aus dem Häcksler auf, beschleunigen es und können so auch größere Arbeitsbreiten bedienen. Von der Kabine aus kann man die hin- und herpendelnden Leitbleche der Wurfrotoren in ihren Endpunkten verstellen und so die Wurfweite beeinflussen.

Automatik entlastet den Fahrer
Die automatische Wurfrichtungsanpassung, auch bei Seitenwind und Hangneigung, entlastet den Fahrer von der permanenten Korrektur und verbessert das Verteilbild. Ebenso die Spiegelfunktion bei der Leitblecheinstellung bei John Deere. Bei Fahrtrichtungswechsel kann man am Vorgewende per Knopfdruck die Leitblechposition spiegeln, damit Stroh und Spreu bei Seitenwind nicht in den stehenden Bestand geblasen werden.

Für Betriebe, die viel häckseln und pfluglos arbeiten, sind alle fahrerentlastende Maßnahmen angesagt, die zu einer besseren Mitten- und Außenverteilung führen. Ansonsten muss über Spiegel und Rückwärtskameras die Strohverteilung beurteilt und die Leitbleche eingestellt werden.
Hängiges Gelände bedarf nicht nur bei der Einstellung der Leitbleche besonderes Augenmerk. Wenn man mit einem Schüttlermähdrescher bergab fährt, staut sich das Stroh über den Schüttlern etwas an. Deshalb sollte die anschließende Geradeausfahrt langsamer begonnen werden, damit der Häcksler zunächst das angestaute Material verarbeiten kann.

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