Maßnahmen gegen Schilf-Glasflügelzikade zeigen erste Wirkung
Auf Einladung der süddeutschen SBR-Task-Force haben sich am 15. Oktober 2025 über 150 Experten aus dem gesamten Bundesgebiet in Offenau getroffen, um aktuelle Entwicklungen in der Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade zu diskutieren und neue Forschungsansätze vorzustellen.
von Südzucker Quelle Südzucker erschienen am 16.10.2025Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt zwei Bakterien, die den sogenannten SBR-Komplex auslösen, der für den heimischen Zuckerrübenanbau eine große Bedrohung darstellt. Auch der Kartoffelanbau und viele weitere Gemüsearten sind mittlerweile davon betroffen. Um den Herausforderungen durch die Pflanzenkrankheit besser begegnen zu können, hat sich die Südzucker AG von Anfang an in der vor zwei Jahren gegründeten SBR-Task-Force engagiert. Die seitdem entwickelten Maßnahmen zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade und der beiden bakteriellen Erkrankungen zeigen dieses Jahr erste Erfolge, die im Rahmen des SBR-Gipfels vorgestellt wurden.
Einblicke ins laufende Projekt
Der von der SBR-Task-Force organisierte Gipfel ermöglichte den Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Forschung, Bundes- und Landeseinrichtungen, den Verbandsvertretern der Zuckerrüben-, Kartoffel- und Gemüseanbauverbänden sowie den Züchtern und Unternehmensvertretern der Zuckerunternehmen und Kartoffelverarbeiter tiefe Einblicke in laufende Projekte zur Zikadenforschung. In einem Praxisteil erklärten SBR-Experten an verschiedenen Stationen am Feld die Befallsituation bei Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse. Bei der anschließenden Vortragsveranstaltung informierte die Task-Force in der Offenauer Zuckerfabrik im Rahmen von Fachvorträgen über die eigene SBR-Beratungsstrategie, über neue Erkenntnisse zur Schilf-Glasflügelzikade, aktuelle Forschungsprojekte und die Ressortforschung des Bundes.
Strategie zeigt erste Erfolge
Der neue, integrierte Ansatz in der Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade sieht einen Baukasten aus Maßnahmen zur Pflanzenernährung und -stärkung, der Gesunderhaltung der Pflanzen und der Fruchtfolge vor. Auch der Einsatz von robusteren Sorten sowie von Insektiziden ist Teil dieser Strategie. Rübenerträge und Zuckergehalte der aktuellen Rübenkampagne liegen über Vorjahresniveau und die Population der Schilf-Glasflügelzikade konnte 2025 verringert und somit der Infektionsdruck reduziert werden. Auch für 2026 werden Notfallzulassungen als Teil des integrierten Bekämpfungsansatzes notwendig, um die Zikadenpopulation in den betroffenen und sich kontinuierlich ausweitenden Befallsgebieten zu verringern.
Notfallzulassungen unabdingbar
Notfallzulassungen sind eine unabdingbare Übergangslösung, um die Ertragsschäden zu begrenzen. „Unser mittelfristiges Ziel ist eine reguläre Zulassung wirksamer Insektizide gegen die Schilf-Glasflügelzikade“, sagt Dr. Georg Vierling, Head of Beet Cultivation and New Plants, Südzucker AG und Leiter der SBR-Task-Force. „Beschleunigte und vereinfachte Zulassungsverfahren für diese Pflanzenschutzmittel sind deshalb dringend erforderlich.“
Züchtungsforschung hat hohe Priorität
Hohe Priorität bei der Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade hat auch die Züchtungsforschung. Der Anbau toleranter oder resistenter Sorten ist ein zentraler Baustein des Pflanzenschutzes. Um die geographische Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade sowie ihren Übergang auf weitere Wirtspflanzen langfristig effektiv zu bekämpfen, müssen die Interaktion von Wirtspflanze, Vektor, Erreger und genetische Grundlagen der Wirt-Erreger-Interaktion erforscht werden. Zentrale Forderungen der SBR-Task-Force an die Politik sind daher die reguläre Zulassung wirksamer Insektizide, die Anpassung der GLÖZ-Regelungen („Mindestbodenbedeckung“) mit der Ermöglichung von Schwarzbrachen und die Unterstützung der Forschung zu Anbausystemen, zu Lagerfähigkeit und Verarbeitungsqualität von Zuckerrüben sowie die Forschungsförderung zu biologischen und biotechnischen Bekämpfungsverfahren.
SBR und Stolbur
Die beiden bakteriellen Krankheiten Stolbur und Syndrome Basses Richesses (SBR) werden von der Schilf-Glasflügelzikade übertragen und bedrohen seit einigen Jahren die heimische Lebensmittelerzeugung. Neben Zuckerrüben sind Kartoffeln und andere Gemüsearten stark betroffen. Die Krankheiten breiten sich in Deutschland und angrenzenden Gebieten weiter aus und können zu dramatischen Ertragsverlusten bis hin zum Totalausfall führen. Im Oktober 2023 wurde deshalb die süddeutsche SBR-Task-Force in Offenau gegründet. Sie hat das Ziel, sämtliche Aktivitäten und wissenschaftliche Kapazitäten zu Versuchen, Forschungsvorhaben und Aufklärungskampagnen zu diesem Thema zu bündeln und effizient zu verzahnen. Die SBR-Task-Force setzt sich aus Vertretern der Verbände der süddeutschen Zuckerrübenanbauer, des Instituts für Zuckerrübenforschung (IfZ), Göttingen und der Südzucker AG zusammen. Neben Projekten zur Grundlagenforschung wurden zahlreiche praxisorientierte Feldversuche und SBR-Modellregionen initiiert.
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