Chancen der Apfelproduktion in China
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„Wenige Monate vor Beginn der Interpoma 2016", erklärte einleitend Thomas Mur, Direktor der Messe Bozen, „wollten wir verstehen, welche neuen interessanten Märkte es für unsere Aussteller geben kann. Bei der letzten Auflage vor zwei Jahren konnten wir Teilnehmer aus mehr als 71 Ländern begrüßen, ein Beweis für das stets internationalere Profil der Veranstaltung." Bevor die Entscheidung für das Thema China fiel, hatten sich die Verantwortlichen vor Ort ein Bild von den Produktionsgebieten des Landes gemacht. Einige Anlagen entsparchen hohen Qualitätsstandards, ein Großteil weist aber noch Verhältnisse auf, die man denen der 50er Jahre zu vergleichen sind. Kontakte suchte die Besuchergruppe auch mit Politikern und Forschungszentren. Bei all diesen Treffen war zu spüren, dass China ein großes Interesse am Apfelsektor hat und die wirtschaftliche Entwicklung dieser Branche im Galopp voranschreitet.
Nachfolgend ein Beitrag von Dr. Yongbing Yuan, Professor am College of Horticulture und Vizepräsident der Qingdao Agricultural University, über das Thema der Apfelproduktion in China. Heutige und zukünftige Perspektiven. „Derzeit haben wir in China enorme Apfelanbauflächen – etwa 2,3 Millionen Hektar – und eine Apfelproduktion von rund 38 Millionen Tonnen. Die Bäume sind in der Regel sehr groß, aber die Apfelanlagen gewöhnlich recht klein. Die Obstgenossenschaften sind noch nicht sehr verbreitet, obwohl die Regierung sich um ihre Förderung bemüht. Wir haben gegenwärtig wenige Apfelsorten, den Löwenanteil bildet die Sorte Fuji mit fast 73 Prozent der Produktion. Der Markt dagegen zählt 1,4 Milliarden Verbraucher“.
Der Vizepräsident der Qingdao Agricultural University hob hervor, dass sich der Apfelanbau in China vor allem in den letzten zehn Jahren modernisiert hat, es aber noch sehr viel zu tun gibt. So ist zum Beispiel das asiatische Land ein großer Importeur von Landwirtschaftsmaschinen. „Laut Studien – so Yongbing Yuan – sind 70 Prozent der in der Landwirtschaft eingesetzten Maschinen importiert. Aber auch bei den Bäumen gibt es keine großen Hindernisse, so wurden in den letzten Jahren viele Bäume aus Europa gekauft, vorwiegend aus den Niederlanden. In unseren Apfelgärten befinden sich sehr viele alte Bäume, während bekanntlich nach modernen Kriterien angelegte Apfelanlagen den Einsatz von Maschinen ermöglichen. Und die Regierung fördert auch den Kauf neuer Maschinen durch steuerliche Vergünstigungen”.
Südtirol als Vorbild
Und die Zukunft? „Heute konzentriert sich der Apfelanbau, so erläutert Yongbing Yuan, auf die Provinz Shandong, die alleine 9,3 Millionen Tonnen Äpfel produziert. Bis 2020 wollen wir eine Fläche von über 400.000 Hektar mit 40 Tonnen pro Hektar bewirtschaften und gleichzeitig die Arbeitskosten und die Kosten für das Wasser um 15 Prozent und für Düngemittel um 30 Prozent reduzieren. Südtirol bleibt unser Vorbild“.
Wenn China sich ein Beispiel an Italien nimmt, hat sich Messe Bozen in diesen Jahren darum bemüht, die Geschäftsmöglichkeiten zu erleichtern. Kurt Werth, Konsulent von Interpoma, sieht in China einen potenziellen Markt für die Aussteller der Interpoma und berichtet von seiner Erfahrung: „Wir sprechen oft über China, können uns aber die Größe dieses Landes kaum vorstellen. Ein Viertel der Menschheit lebt in China. Für die Aussteller der Interpoma birgt dieser Markt ein enormes Potenzial: Angesichts dieser Größe und dieses Entwicklungstempos liegt es auf der Hand, dass es Businessmöglichkeiten gibt. Für die Züchtung der Apfelbäume beginnt man sich an den Praktiken in anderen Ländern der Welt zu orientieren, Veredelungen oder Unterlagen. Die Ausrüstungen werden oft aus Italien oder Europa importiert. Bewegliche Plattformen wie Spritz- oder Sprühgeräte stammen ebenfalls aus Südtirol. Auch die Forschung wird mit Feuereifer betrieben: In zwei Wochen konnten wir elf Stationen zur Sortenentwicklung besichtigen.“
Gottfried Rottensteiner, Direktor von Skipp Sas, hob ebenfalls auf die Bedeutung von Arbeitsreisen in diese geografischen Gebiete hervor und der Rechtsanwalt Veit Gamper wies darauf hin, dass beim Knüpfen von Arbeitsbeziehungen mit chinesischen Partnern das Thema der Rechtsformen und des Rechtsschutzes von Bedeutung ist.
„Interpoma International” war nur die erste von mehreren Informationsveranstaltungen, die die Interpoma zur zentralen Rolle Chinas im Apfelsektor weiterhin durchführen wird. Die Messe Bozen möchte den Unternehmen der Branche die Instrumente an die Hand geben, um dieses Land besser kennenzulernen, das auch für den Apfelsektor ein zukünftiger Markt werden kann.
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