Rhizoctonia aus dem Knollennest vertreiben
Im Kartoffelanbau gibt es drei Beizverfahren. Die Beizen beim Legen an der Legemaschine ist in Baden-Württemberg das am weitesten verbreitete Beizverfahren, jedoch schützt nur eine Furchenbeize das Knollennest komplett.
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Die Legebeize
Bei der Legebeize (Bild 1) besprühen zwei Vollkegeldüsen die fallende Knolle mit dem Beizmittel. Bei diesem Verfahren nicht zu nass beizen, maximal 80 bis 120 Liter Beizbrühe sollten auf den Hektar kommen.
Vorsicht: Beim Kampf gegen Drahtwürmer mit dem biologischen Produkt Attracap müssen Landwirte einen direkten Kontakt mit flüssigen Beizmitteln vermeiden. Zwei bis drei Zentimeter Erde müssen Granulat und Beizmittel voneinander trennen. Dieser Abstand gilt für den biologischen und konventionellen Anbau.
Attracap hat eine Notfall-Zulassung für 7.500 Hektar für 120 Tage vom 15. Februar 2017 bis zum 14. Juni 2017 erhalten. Die Ausbringungsmenge liegt bei 30 Kilogramm pro Hektar beim Furcheneinsatz mit einem speziellen Granulatstreuer. Entsprechende Geräte stehen in einer Liste auf der Homepage des Julius Kühn Instituts.
Für das Produkt Velifer wird ebenfalls eine Notfall-Zulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 gegen Drahtwürmer in Kartoffeln für den Zeitraum vom 15. Februar 2017 bis zum 14. Juni 2017 erteilt. Für eine Behandlungsfläche von 5.000 Hektar ist eine Aufwandmenge von 1,5 Liter pro Hektar (Bandapplikation mit mindestens 150 Liter Wasser pro Hektar) festgelegt. Tankgemische von Velifer mit fungiziden Beizmitteln sind nicht zulässig.
Die Ultra Low Volume-Technik
Hier bietet sich die Ultra Low Volume-Technik (ULV, Bild 2) mit Mantis- oder Mafex-Geräten an. Bei dieser Technik gelangt Beizbrühe auf Knollen, die über ein Rollband oder einen Enterder laufen. Eine Rotationsdüse sprüht das Beizmittel ohne oder mit wenig Wasser in feinsten Tröpfchen auf die Knollen.
Diese Beiztechnik wirkt insbesondere gegen Erreger wie Rhizoctonia oder Silberschorf, die von der Oberfläche der Pflanzknollen und nicht vom Boden kommen. Die ULV-Methode eignet sich auch für die Behandlung mit biologischen Hilfsstoffen. Bei der Legebeize und der ULV-Technik kommt die Beize direkt auf die Knolle.
Die Furchenbeize
Bei einer dritten Technik sprühen Düsen das Beizmittel dagegen auf die Erde um die Pflanzknolle herum. Nur diese Furchenbehandlung sichert das ganze Knollennest gegen Schaderreger aus dem Boden ab. Sie ist deswegen das wirksamste Verfahren.
Zugelassen für die Furchenbehandlung ist zurzeit ausschließlich das Mittel Ortiva mit 3,0 Litern pro Hektar gegen die zwei Pilze Rhizoctonia und Colletotrichum. Ortiva hat zusätzlich eine Nebenwirkung auf Silberschorf.
Empfindliche Sorten können durch eine Benetzung mit Beizmittel Auflaufprobleme vor allem in leichten Böden haben. Auf leichten Böden und bei Sorten mit schwierigem Auflaufverhalten reichen 1,5 bis 2,0 Liter pro Hektar, um dem Auflaufen nicht zu schaden. Ein unbehandelter Kontrollstreifen ist wichtig, um den Einfluss der Furchenbeize auf den Auflauf der gepflanzten Kartoffeln zu prüfen.
Bei der Furchenbeize mit Ortiva gegen Rizoctonia und Colletotrichum gibt es Auflagen:
- NG 340-1: Auf derselben Fläche im folgenden Kalenderjahr keine Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Azoxystrobin.
- NG 405: Keine Anwendung auf drainierten Flächen.
Furchen richtig vorbereiten
Bei der Furchenbeize sprühen Düsen an der Legemaschine das Fungizid in die vom Vorschar aufgerissene Legerinne (Furche) und in die dammbildende Erde. Bei diesem Verfahren sollten vorhandene Standarddüsen zum Knollenbeizen gegen Zungendüsen getauscht und an der Legemaschine so installiert werden, dass sie die Pflanzknolle nicht benetzen.
Die vordere Düse appliziert bei der Furchenbehandlung ein Drittel der Spritzbrühe senkrecht nach unten in die offene Furche direkt hinter dem Furchenzieher. Die hintere Düse sprüht dagegen zwei Drittel der Spritzbrühe in die dammbildende Erde. Somit entsteht um die Mutterknolle herum ein geschützter Behandlungshorizont.
Durch die Behandlung des Bodens rund um die Knolle erfasst die Beize neben Keimen auf der Pflanzknolle auch die bodenbürtigen Erreger. Eine wirksame Furchenbeize erfordert rund 200 Liter Wasser pro Hektar. Damit braucht dieses Beizverfahren etwa dreimal so viel Wasser wie die Beize beim Legen der Knollen.








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