Minimierung des Einsatzes bleibt eine Herausforderung
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Die weitere Verwendung des Wirkstoffs Kupfer steht auf EU-Ebene offenbar kurz bevor. Eric Liegeois aus der Abteilung Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission (SANTE) berichtete auf der Tagung, dass die Kommission den EU-Mitgliedstaaten einen Vorschlag für den Wirkstoff Kupfer für sieben Jahre vorgelegt habe. Danach könnten in diesem Zeitraum insgesamt maximal 28 kg Reinkupfer pro Hektar zu Pflanzenschutz-Zwecken angewendet werden. Das entspricht höchstens 4 kg Kupfer pro Hektar pro Jahr.
Unabhängig von einer möglichen Neuzulassung von kupferhaltigen Mitteln arbeiten Praktiker und Forscher intensiv an innovativen alternativen Konzepten, um die Anwendung von Kupfer weiter zu verringern. Vor allem in Sonderkulturen wie dem Obst- und Weinbau, Gemüse, aber auch Kartoffeln können weder konventionell noch ökologisch wirtschaftende Betriebe auf absehbare Zeit auf Kupfer als Pflanzenschutzmittel verzichten.
Risikobewertung von Naturstoffen ist anspruchsvoll
Ein Schwerpunkt der Veranstaltung war die Frage, wie potenzielle Risiken von Kupfer für Mensch und Umwelt wissenschaftlich korrekt bewertet werden können. Eine Herausforderung, da bisherige Bewertungsverfahren auf synthetische Substanzen und nicht auf Naturstoffe wie Kupfer ausgerichtet sind, die im Ökosystem natürlicherweise nicht vorkommen. Viele Fachleute begrüßen daher den Auftrag der Kommission an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) neue Bewertungsleitlinien zu entwickeln.
Kupferminimierung braucht viel Forschung
Aktuelle Ergebnisse von Kupferminimierungsstrategien in Deutschland, Österreich und Frankreich wurden präsentiert. Dabei wurde deutlich, dass die Entwicklung wirksamer Konzepte zur weiteren Reduktion des Kupfereinsatzes Zeit und Ressourcen für Forschung und Entwicklung benötigt. Nur dann können Lösungsansätze aus dem Labor erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden. Das gilt insbesondere für die Züchtung von langjährig widerstandsfähigen Sorten. Aktuell investiert die EU jedoch weniger als ein Prozent ihrer Forschungsmittel in solche Fragen.
Kupfer – Pflanzenschutzmittel mit Besonderheiten
Zum Abschluss fasste Professor Dr. Stefan Kühne vom Julius Kühn-Institut die Besonderheiten von Kupfer als Pflanzenschutzmittel zusammen: die unterschiedlichen natürlichen Kupferhintergrundkonzentrationen, die Ansammlung in der oberen Bodenschicht und Alterungsprozesse, die zur Immobilisierung des Metalls beitragen. Diese und weitere Faktoren wie zum Beispiel der Gehalt organischer Bodensubstanz, der pH-Wert und die Witterung machen eine umfassende Umweltbewertung kompliziert. Damit die Abhängigkeit von Kupfer weiter sinken kann, müssten laut Kühne die Minimierungsstrategien auf nationaler wie europäischer Ebene vorangetrieben werden.

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