Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Inititative Tierwohl

Interview mit Verena Mutz: "Jeder muss selbst rechnen"

Verena Mutz, Mitarbeiterin des Schweineberatungsdienstes Öhringen, ist seit Wochen als Ratgeberin in Sachen Initiative Tierwohl gefragt. Ob sich die Teilnahme lohnt, muss allerdings jeder Betrieb selber entscheiden. BWagrar hat nachgefragt.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Verena Mutz, Mitarbeiterin des Schweineberatungsdienstes Öhringen
Verena Mutz, Mitarbeiterin des Schweineberatungsdienstes ÖhringenBWagrar/privat
Artikel teilen:

BWagrar: Frau Mutz, der Anmeldezeitraum für die Teilnahme an der Initiative Tierwohl rückt näher. Schlägt sich das in Ihrer Beratungsarbeit nieder?
Mutz: Wir Berater vom Schweineberatungsdienst Öhringen haben uns schon im Vorfeld intensiv mit der Initiative Tierwohl beschäftigt. Auch haben wir uns frühzeitig zur Abnahme der Tränkewasser- und Stallklima­checks ausbilden lassen. Somit können wir diese Checks für unsere Mitglieder kostenlos anbieten. Aktuell ist die Beratung rund um die Teilnahme an der Initiative Tierwohl eins unserer Hauptarbeitsfelder. In den nächsten Wochen werden zusätzliche Betriebsbesuche im Rahmen der Initiative Tierwohl stattfinden. Die Betriebe werden individuell beraten, es werden Konzepte erstellt und bei Bedarf werden auch gleich die Checks durchgeführt.

BWagrar: Wie hoch schätzen Sie das Interesse der Schweinehalter im Land ein?
Mutz: Das Interesse der Schweinehalter ist sehr hoch, allerdings kann nicht jeder interessierte Betrieb die geforderten Kriterien umsetzen. Rund 70 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe haben uns bereits auf die Ini­tiative Tierwohl angesprochen und wollten nähere Informationen haben.

BWagrar: Welche Vorgehensweise raten Sie interessierten Landwirten?
Mutz: Der wichtigste Schritt ist, dass der Betrieb die Grundanforderungen erfüllt, wie zum Beispiel die Teilnahme am QS-System oder die benötigte Tageslichtfläche. Stehen die Grundanforderungen, muss geklärt werden, welche Wahlkriterien der Betrieb schon jetzt erfüllt. Im nächsten Schritt muss sich der Betriebsleiter Gedanken machen, welche Kriterien für ihn und den Betrieb erfüllbar sind. Das wichtigste ist, dass der Landwirt hinter den Kriterien steht und diese auch zu jedem Zeitpunkt umsetzen kann.

BWagrar: Welche Punkte des Anforderungskatalogs zur Teilnahme erfordern den höchsten Beratungsbedarf?
Mutz: Den höchsten Beratungsbedarf stellt das Kriterium des erhöhten Platzbedarfes dar. Anhand des Deckungsbeitrags muss für jeden Betrieb individuell berechnet werden, ob es sich für ihn ökonomisch lohnt, den Tieren mehr Platz anzubieten. Da jeder Betrieb individuelle Deckungsbeiträge, Vermarktungswege sowie andere bauliche Voraussetzungen hat, muss dieses Wahlpflichtkriterium für jeden Betrieb einzeln betrachtet werden. Pauschale Aussagen können hier nicht getroffen werden.

Mehr zur Inititive Tierwohl

BWagrar: An welchen Punkten hängt es vor allem, ob die Anforderungen erfüllt sind?
Mutz: Die Anforderungen gelten dann als erfüllt, wenn der Landwirt den Tieren das gewählte Kriterium dauerhaft anbieten kann. Das heißt im Konkreten beim Kriterium „10 Prozent mehr Platz“, dass den Tieren über die gesamte Dauer der Initiative Tierwohl jederzeit und ohne Ausnahme 10,0 Prozent mehr Platz bereitgestellt werden muss. Problematisch kann dieses Kriterium für die Ferkelaufzucht und die Mast in geschlossenen Systemen werden, da aufgrund der unterschiedlichen Reproduktionsleistungen der Muttersauen immer eine unterschiedliche Anzahl von Tieren in der Ferkelaufzucht und später in der Mast eingestallt wird.

BWagrar: Wie laufen der Stallklima- und Tränkewassercheck ab?
Mutz: Der Stallklima- und Tränkewassercheck wird vor dem Erstaudit und dann einmal im Kalenderjahr durchgeführt. Beide Checks müssen von einer externen fachkundigen Person, die zuvor eine Schulung durchlaufen und sich bei der Trägergesellschaft der Initiative Tierwohl registriert hat, durchgeführt werden.
Beim Stallklimacheck werden zuerst alle Stallbereiche und Abteile visuell und sensorisch geprüft. Danach werden die Stallbereiche oder Abteile festgelegt, in denen der Stallklimacheck stichprobenartig durchzuführen ist. In der Sauenhaltung zum Beispiel muss mindestens ein Check pro Funktionsbereich, sprich im Abferkel-, Deck- und Wartebereich, durchgeführt werden. Auch sensorisch auffällige Stallabteile müssen einem Check unterzogen werden. Im Rahmen des Checks wird dann die Art sowie die Sauberkeit der Zu- und Abluftführung protokolliert. Des Weiteren findet eine Funktionsüberprüfung der Klappen, Stellantriebe und der Temperaturfühler statt. Einer der wichtigsten Punkte ist die Kontrolle der Funktionsfähigkeit der Notfallgeräte, falls das elektrisch betriebene Lüftungssystem ausfällt. Jedes auf dem Betrieb vorhandene Alarmgerät muss überprüft werden.
Der Tränkewassercheck umfasst eine physikalisch-chemische und eine mikrobiologische Untersuchung. Die physikalisch-chemische Untersuchung betrifft nur Betriebe, die Wasser aus einem eigenen Brunnen verwenden. Das Tränkewasser wird dabei auf Parameter wie pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit und auch auf den Gehalt von Eisen, Nitrat und Sulfat hin untersucht. Die mikrobiologische Untersuchung betrifft alle Betriebe. Der Stichprobenumfang ist abhängig von der Anzahl der Tierplätze. Die Wasserproben werden jeweils an der letzten Tränke eines Stichs oder bei einer Ringleitung an einer x-beliebigen Stelle der Ringleitung genommen. Das Wasser wird dann in einem zugelassenen Labor auf die Parameter Koloniezahl bei 20 Grad, Koloniezahl bei 36 Grad und die Anzahl von Escherichia coli hin untersucht.

BWagrar: Wie kann sich der Landwirt auf die Checks vorbereiten?
Mutz: Für den Stallklimacheck sollte sich der Landwirt mit der Funktionsfähigkeit des Lüftungssystem auseinandersetzen und überprüfen, ob zum Beispiel die Alarmanlage oder die Stellklappen funktionieren. Falls er bei der Eigenkontrolle einen Mangel entdeckt, sollte er diesen noch bis zum eigentlichen Stallklimacheck beheben. Für den Tränkewassercheck braucht sich der Landwirt nicht vorzubereiten, da erst aufgrund des festgestellten Untersuchungsergebnisses gehandelt werden kann. Unabhängig von der Teilnahme an der Initiative Tierwohl ist es jedoch wichtig, dass jeder Betrieb die Qualität seines Tränkewassers in regelmäßigen Abständen kontrolliert und gegebenenfalls Maßnahmen zur Verbesserung ergreift.

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.