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Zukunftsforum Genossenschaft

Kretschmann: Genossenschaften haben großes Potenzial

Genossenschaften eignen sich ideal für die Lösung vieler Zukunftsfragen in Baden-Württemberg. „Mit ihren Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung stehen Genossenschaften für eine gelebte Kultur des Mittelstands – und diese Kultur zeichnet Baden Württemberg in ganz besonderer Weise aus“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Mittwochabend (30. September 2015) beim Zukunftsforum Genossenschaft in Stuttgart.

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Noch nie gab es so viele unterschiedliche Genossenschaften im Südwesten wie heute. Die aktuell 830 Unternehmen in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (eG) verteilen sich auf rund 50 verschiedene Branchen – und durch Neugründungen nimmt diese große Vielfalt immer weiter zu. Bei der Veranstaltung im Rahmen des Baden-Württembergischen Jahres der Genossenschaften 2015 wurde auch der erstmals ausgeschriebene „Genossenschaftspreis“ verliehen. Preisträger sind: die Bürgerwerke eG in Heidelberg, die Volksbank Offenburg eG und die ZEG Zentraleinkauf Holz + Kunststoff eG in Stuttgart.


„Die globale Finanzkrise hat der Welt vor Augen geführt, dass ein Gewinnstreben ohne Verantwortungsbewusstsein nicht nur moralisch fragwürdig ist, sondern auch ökonomisch in die Sackgasse führt“, so der Ministerpräsident vor gut 200 Gästen im Stuttgarter GENO-Haus. „Genossenschaften stehen hingegen für demokratische Unternehmensverfassung und wertgebundenes Wirtschaften – und genau damit schreiben sie schwarze Zahlen.“

Globale Herausforderung regional bewältigen

„Genossenschaften sind perfekt zur Lösung sehr vieler Zukunftsherausforderungen geeignet – sowohl in den Städten als auch im ländlichen Raum“, ergänzte Dr. Roman Glaser, der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV). Dies gelte unter anderem für die Megathemen Digitalisierung und demographischer Wandel. „Genossenschaften übernehmen Verantwortung für die Wirtschaft in Baden-Württemberg und ganz besonders für ihr lokales Umfeld“, betonte Glaser mit Verweis auf zahlreiche Gründungsinitiativen in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, Informationstechnologie und Forschung sowie örtliche Nahversorgung.

Gerade in Zeiten des Umbruchs zeichneten sich Genossenschaften durch ihre Beständigkeit aus, aber auch durch ihre Flexibilität zur Bewältigung vieler Herausforderungen unter intensiver Einbindung der Menschen vor Ort. „Solidarität ist in Genossenschaften gelebte Praxis, und wirtschaftliche Vernunft steht im Einklang mit der Förderung der Mitglieder“, erläuterte Glaser. „Die Organisation der eingetragenen Genossenschaft steht daher auch in Zukunft für die Möglichkeit, globale Herausforderungen regional zu bewältigen.“

Jahr der Genossenschaften 2015

Das Zukunftsforum Genossenschaft fand im Rahmen des Baden-Württembergischen Jahres der Genossenschaften 2015 statt. In den Vorträgen und Diskussionen zeigte sich, wie Genossenschaften sowohl als ein Modell für Kooperationen im Mittelstand dienen als auch den Strukturwandel im ländlichen Raum begleiten können. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Schirmherr des Festjahrs, in dem auf zahlreichen Veranstaltungen die enorme Stärke und Vielfalt dieser Unternehmensform gezeigt wird. Mit rund 3,85 Millionen Menschen ist mehr als jeder dritte Baden-Württemberger Mitglied in mindestens einer Genossenschaft. Daher gilt der Südwesten als das „Land der Genossenschaften“.

Die Bedeutung und das enorme Potenzial von Genossenschaften in Baden-Württemberg wurden beim Zukunftsforum in drei Fachforen beleuchtet und intensiv diskutiert. Zu den Themen „Mittelstand & Banken“, „Bildung der Zukunft“ und „Landwirtschaft, ländlicher Raum & Energie“ tauschten sich Fachexperten, Wirtschaftsvertreter und Politiker aus, darunter die Agrarsprecher ihrer Landtagsfraktionen Martin Hahn (Grüne) und Dr. Friedrich Bullinger (FDP) sowie der Vorstandsvorsitzende der Vieherzeuger Gemeinschaft eG, Dr. Reinhard Funk.

250 neue Genossenschaften in zehn Jahren

„Genossenschaften stehen für eine enorme Vielfalt und Stärke “, sagte Glaser mit Verweis auf die vielen Betätigungsfelder für Unternehmen dieser Rechtsform. In den vergangenen zehn Jahren sind allein in Baden-Württemberg rund 250 neue Genossenschaften gegründet worden. „Dies zeigt, wie hervorragend sich die Unternehmensform für viele Geschäftsideen und Formen der Kooperation eignet“, betonte der BWGV-Präsident.

Die Vielfalt an genossenschaftlichen Unternehmen in Baden-Württemberg reicht von den Handelsriesen Intersport und Euronics bis zum Landgasthof, Dorfladen oder zur genossenschaftlich organisierten Kinderbetreuung und Schule. Vermehrt gegründet werden auch Ärztegenossenschaften, Kooperationen für Berater, Gärtner und Druckereien sowie Schwimmbad- oder Kultur- und Marketing-Genossenschaften. Auch in der interkommunalen Zusammenarbeit, bei Infrastrukturprojekten und bei der Unternehmensnachfolge im Mittelstand bieten sich häufig Genossenschaften an.

Genossenschaftspreis erstmals verliehen

Die Gewinner des erstmals verliehenen und von den Unternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe unterstützten Genossenschaftspreises stellte Prof. Dr. Reiner Doluschitz, Geschäftsführender Direktor der Forschungsstelle für Genossenschaftswesen an der Universität Hohenheim, vor. Insgesamt gab es rund 50 Einsendungen. Folgende drei Genossenschaften erhalten den Preis und jeweils 2000 Euro für herausragende Maßnahmen und Projekte:

Die Bürgerwerke eG in Heidelberg, ein Zusammenschluss aus fast 40 Bürgerenergie-Genossenschaften, erhält den Genossenschaftspreis in der Kategorie „Ökologisches Handeln“. Die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft liefert den selbst regional erzeugten Ökostrom direkt an Mitglieder und interessierte Bürger vor Ort. Damit ist die Bürgerwerke eG der erste Stromversorger, der sich komplett in der Hand von Energiegenossenschaften befindet. Durch die Bündelung der einzelnen Genossenschaften reduziert sich für die Mitglieder die Abhängigkeit vom Markt deutlich. Der Genossenschaftsgedanke wird bei der Bürgerwerke eG konsequent umgesetzt.

Zeit schenken statt Scheck überreichen

Die Volksbank Offenburg eG bekommt den Genossenschaftspreis in der Kategorie „Soziale Verantwortung“. „Wir leben von der Region und investieren in die Region“ – aus diesem Antrieb heraus hat die Bank ein einzigartiges Projekt gestartet, um den Menschen in ihrer Region, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ein besonderes Geschenk zu machen. Statt Scheckübergaben bei gemeinnützigen und wohltätigen Veranstaltungen verschenken alle Mitarbeiter etwas ausgesprochen wertvolles: ihre private Zeit. Dabei haben sich die Volksbank-Mitarbeiter bei über 90 Projekten und Aktionen unentgeltlich über 52 Wochen hinweg engagiert, insgesamt mit mehr als 2.000 ehrenamtlichen Stunden. Und das Projekt wird fortgeführt.

Den Genossenschaftspreis in der Rubrik „Mitgliederbindung/-förderung“ erhält die ZEG – Zentraleinkauf Holz + Kunststoff eG in Stuttgart. Der Großhändler im Bereich holzverarbeitendes Handwerk wurde einem umfassenden „Relaunch“ unterzogen. Verschiedene Aktionen und Maßnahmen präsentieren nun das Thema Mitgliedschaft nachhaltig intern und extern, unter anderem mittels Telefonkonferenzen, Plakaten, einer neuen Homepage, einem Mitgliederhandbuch und vielem mehr. Für die Vorteilsberechnung der Mitglieder wurde eine eigene App entwickelt. Zudem gibt es einen Mitgliederreferenten, der Kunden das Thema Mitgliedschaft professionell näher bringt. Damit macht die ZEG das genossenschaftliche Prinzip mit all seinen Vorteilen sowohl bei Mitgliedern als auch bei Nichtmitgliedern bekannt – und das mit Erfolg: Die Zahl der Mitglieder steigt.

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