Lagerkartoffeln – Spitzensportler mit aktueller Frühform
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Für Speise- und Veredelungskartoffeln soll das Trainingsprogramm so ausgerichtet sein, dass die innere und äußere Qualität der Kartoffel zum geplanten Vermarktungszeitpunkt optimal ist.
Fitnesstest
Leider fehlen uns bei Kartoffeln immer noch die mit der Leistungsdiagnostik im Sport vergleichbaren Testverfahren, wie z. B. ein Laktattest, um regelmäßig während der Lagerung deren „Fitness“ zu überprüfen. Erste Ansätze sind beispielsweise die grobe Einschätzung der Lagerfähigkeit verschiedener Partien über die Analyse einzelner Nährstoffe bzw. deren Verhältnis zueinander. Bei Veredelungskartoffeln liefern Backtests oder die Bestimmung der reduzierenden Zucker Infor-mationen über die zu erwartende Verarbeitungseignung.
Aufgrund aktueller Untersuchungen wird jetzt wieder intensiver über die Atmungsrate der Knollen als eine mögliche Messgröße für das physiologische Alter diskutiert. Dabei wird der Atmungsrate eine Schrittmacherfunktion zugeordnet, über deren Intensität die zu erwartende physiologische Alterung der unterschiedlichen Partien abgeleitet werden kann. Bereits ältere Untersuchungen haben gezeigt, dass z. B. Stresssituationen während der Wachstumsphase und im Lager oder Knollen-beschädigungen eine langanhaltende Erhöhung der Atmungsrate nach sich ziehen. Dies könnte die physiologische Alterung in unerwünschter Weise beschleunigen.
Aktuelle Situation
Da die Bestimmung der Atmungsrate von Kartoffelknollen mit einem höheren technischen Aufwand verbunden ist, bietet sich die Berechnung von Gradtagen als ein Ansatz zur Abschätzung des physiologischen Alters der Lagerkartoffeln an. Dabei werden Lagertemperaturen oberhalb von 4 °C als altersfördernd eingestuft und entsprechend erfasst.
Auf der Grundlage einer Beispielspartie mit Erntedatum 1. Oktober wurden die Gradtage einer nur mit Außenluft belüfteten Lagereinheit mit einer Belüftung unter Einsatz einer maschinellen Kühlung in Dethlingen verglichen. Dabei ergaben sich für die Außenluftvariante bis Ende Januar etwa doppelt so viele Gradtage als bei der Variante mit maschineller Kühlung. Ein ähnliches Verhältnis ergab die Berechnung mit den Temperaturdaten der Saison 2014/15, so dass auch in diesem Jahr wieder für die meisten Partien ein deutlich höheres physiologisches Alter und damit eine verkürzte Lagerstabilität zu erwarten sind.
Was bleibt?
Der Handlungsspielraum bei reinen Außen-luftlagern ist witterungsbedingt begrenzt
Unruhige oder bereits keimende Partien sind zeitnah zu vermarkten
Wasserverluste steigen bei wechselnden bzw. hohen Temperaturen weiter an
Hohe Neigung zu Lagerdruckstellen, insbesondere bei Partien mit Stressbedin-gungen bereits im Feld
Für Keimhemmung Produkte mit häufi-geren Anwendungsterminen bevorzugen
Pflanzgutvorbereitung an Herkunft und Lagerbedingungen ausrichten
Möglichkeit zur maschinellen Kühlung bei zukünftigen Investitionen prüfen
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