"Schafe sind am stärksten gefährdet"
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Schafe sind wegen oft schwerer Krankheitsverläufe mit Todesfolge am stärksten gefährdet, weit mehr als Rinder“, erläuterte Dr. Holger Axt den gut 60 Schäfern, die zu der alljährlichen Mitgliederversammlung vergangene Woche nach Leonberg-Glemseck gekommen waren. Für bis zu 30 bis 40 Prozent der Tiere einer Herde kann die Erkrankung tödlich verlaufen. Erkrankte Schafe leiden unter Fieber, sind apathisch und speicheln stark, ihre entzündeten Mundschleimhäute schwellen an und der Kronsaum an den Klauen rötet sich und kann Lahmheiten verursachen. Namengebend für die Krankheit ist eine geschwollene, bläulich verfärbte Zunge, wobei sich dieses Symptom in seiner vollen Ausprägung nur bei wenigen Tieren zeigt.
Nach dem ersten Seuchenzug 2006 bis 2009 gab es in den vergangenen Jahren keine neuen Krankheitsausbrüchen im Land. Doch nun steht die ansteckende Krankheit, die durch Viren des Serotyps 4 (Südosteuropa bis Österreich) und 8 (Frankreich) ausgelöst wird, erneut vor der Tür. Im französischen Haute Saone ist es Ende April 2016 zu dem bisher der Deutschen Grenze einem am nächsten liegenden Ausbruch der Blauzungenkrankheit gekommen. Ausgelöst durch Viren des Serotyps 8. „Die Region“, so erläutert es Axt, liegt in einem 150 Kilometer-Radius von Freiburg und Lörrach entfernt“. Entsprechend dringend sei es, seine Schafe baldmöglichst gegen die ansteckende Krankheit impfen zu lassen.
Zwar rechnet Axt nicht mit der sofortigen Einrichtung von Restriktionszonen, aber dennoch müsse mit diesem Schritt in Zukunft gerechnet werden. Auf jeden Fall sei es unbedingt zu empfehlen, die Wiederkäuer im Land flächendeckend durch Impfung zu schützen. Die Tierseuchenkasse übernimmt 100 Prozent der Impfstoffkosten für Impfungen gegen beide Serotypen des Blauzungenvirus. Eine Beihilfe bei Tierverlusten durch die Viruserkrankung wird im Gegenzug nicht gewährt. Bisher seien, so Axt, 60 bis 70 Prozent der im Land gemeldeten Schafe zur Impfung angemeldet. „Bei diesen, eher niedrigen Anmeldezahlen müssen wir damit rechnen, dass das Virus hierzulande heimisch wird“, macht der Fachtierarzt deutlich.
Die ersten Tiere im südbadischen Grenzgebiet zu Frankreich sind inzwischen geimpft, wobei bisher keine Schäden durch Nebenwirkungen von den Tierbesitzern gemeldet wurden. Der Impfstoff gegen die Viren des Serotyps 4 kommt ist in Spanien zugelassen und darf über eine inzwischen vorliegende Ausnahmegenehmigung des MLR auch in Baden-Württemberg angewendet werden. Gegen den Serotyp 8 wird ein in Deutschland zugelassener Impfstoff eingesetzt . Die Impfstoffe seien derzeit nur begrenzt verfügbar, erläutert Axt, „unter anderem auch deshalb, weil es über Jahre keine Blauzungenfälle gab und von der Pharmaindustrie keine Impfstoffe hergestellt wurden“. Tierseuchenkasse und MLR hätten die Gefahr durch die Blauzungenkrankheit frühzeitig erkannt und entsprechende Impfstoffkontingente für Baden-Württemberg eingekauft. In anderen Bundesländern gebe es derzeit zu wenig oder gar keinen Impfstoff, gibt er zu bedenken.
Um ausreichend geschützt zu sein, sollten Schafe im Abstand von drei bis vier Wochen zweimal gegen die Blauzungenkrankheit geimpft werden. Einmal pro Jahr sollte eine Wiederholungsimpfung durchgeführt werden. Voraussichtlich ab 2017 soll es einen Kombinationsimpfstoff gegen beide Serotypen der Krankheit geben. Die Impfung, erläutert Axt, müsse im HIT dokumentiert werden. In welcher Höhe sich das Land - zusätzlich zur Übernahme der Impfstoffkosten durch die Tierseuchenkasse - an den Impfgebühren beteiligt, darüber wird derzeit noch verhandelt.
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