Grünes Gras und Hightech
Der erfolgreiche Einsatz von automatischen Melksystemen (AMS) hängt stark davon ab, ob die Kühe in möglichst gleichmäßigen Intervallen zum Melken gehen. Bei ausgedehntem Weidegang ist es eine entsprechende Herausforderung, solche Anreize zu schaffen, mit denen die Kühe wieder freiwillig in den Stall zurück kommen. Denn nur dann sind die angestrebten Melkungen pro Kuh und Tag realistisch. Es wundert deshalb wenig, dass Betriebsleiter den Weidegang der Tiere eher einschränken oder sogar abschaffen, wenn sie in ein AMS investieren. Das wiederum widerspricht den Zielen des Ökolandbaus, bei denen die Kühe auf jeden Fall auf die Weide sollen.
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Wie und ob sich Hightech-Melken und Weideaustrieb miteinander kombinieren lässt, das wollte Uwe Eilers vom Landwirtschaftlichen Zentrum (LAZBW) Aulendorf und ein Team der Unis in Hohenheim und München genauer wissen und nahm deshalb Milchviehbetriebe in Südwürttemberg und Oberbayern unter die Lupe, vorzugsweise Ökobetriebe, aber auch zwei konventionell wirtschaftende Milchviehbetriebe, die Roboter und Weide bei ihren Kühen praktizierten.
Titel des im vergangenen Jahr gestarteten Projektes: „Optimierung des Systems Weidegang und automatisches Melken im ökologischen Landbau“. Ziel der Praxisstudie sei es gewesen, so Eilers, interessierten Ökomilchviehbetriebe Empfehlungen für die ungewöhnliche Kombination aus Hightech und grünem Gras mit auf den Weg zu gegeben.
Die 25 Milchviehbetriebe, die für das Projekt befragt wurden, melken ihre Kühe schwerpunktmäßig in Oberschwaben, dem Allgäu und in Oberbayern. Die im Schnitt 68 Kühe gaben im Jahresverlauf zwischen 4557 und 9053 Kilogramm Milch. Pro Kuh stand eine Weidefläche von 02, Hektar zur Verfügung. Zwei der untersuchten Betriebe in Baden-Württemberg wirtschaften konventionell, alle anderen Höfe nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus. Als Haltungssystem überwiegt der Liegeboxenlaufstall.
Zwei Milchviehhalter bewirtschaften einen Kompostierungsstall mit freier Liegefläche. 24 der 25 Betriebe melken ihre Kühe mit einer Ein Boxen-AMS-Anlage (zwölf DeLaval-, zehn Lely-, ein GEA und ein Insentec-/Happel-Roboter). Ein Betrieb betreibt eine Drei-Boxen-Anlage mit Melkarm. In Betrieb genommen wurden die automatischen Systeme zwischen 2009 und 2016. Alle befragten Milchviehhalter füttern ihren Kühen täglich Grundfutter im Stall. Auf 14 Betrieben kommt dabei eine Totale-Misch-Ration (TMR) inklusive Kraftfutterkomponenten zum Einsatz. Die maximal eingesetzten Kraftfuttermengen pro Kuh und Tag liegen zwischen vier und zehn Kilogramm – verfüttert über den Roboter als Lockfutter und teilweise am Futtertisch. Als Weidesysteme dominieren Kurzrasen-, Umtriebs- und Portionsweiden. Zwei Betriebe halten ihre Kühe auf Standweiden.
Als Best Practice-Beispiele eignen sich für Uwe Eilers vom LAZBW, der das Projekt leitet, Systeme, die das Potenzial haben, die Ziele des Ökolandbaus und der Wirtschaftlichkeit gleichermaßen zu erfüllen. Mit folgenden Parametern könnte das funktionieren, so ein Ergebnis der Studie:
- Milchleistung 7000 kg,
- Durchschnittliches Tagesgemelk 23 kg Lakatationsspitze maximal 30 kg,
- Maximal 10 dt Kraftfutter pro Kuh und Jahr, maximal 7 kg Kraftfutter pro Kuh Tag,
- Aktive Tierselektion nach dem Melken,
- Mindestens fünf, besser acht bis zehn Stunden tägliche Weidedauer,
- Mindestens 0,06, besser 012 ha Weidefläche pro Kuh,
- Portionsweide/rotierende Standweide (möglichst täglich neue Parzelle beziehungsweise Portion),
- Zufütterung entsprechend des Weideanteiles in der Ration in einem festen Tagesrhythmus
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