Nachfrage nach Schweinefleisch sinkt, Rindfleisch steigt in der Käufergunst
Die Unternehmen der Fleischwirtschaft bewegen sich weiterhin in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld. Kennzeichnend ist die kontinuierlich schrumpfende Nachfrage für Schweinefleisch in Deutschland und allgemein in der EU. Hinzu kommen offizielle Regelungen oder informelle Übereinkünfte in einer zunehmenden Zahl von EU-Ländern, die den Handel innerhalb der EU erschweren - so das Fazit der jüngsten Jahrestagung des Bundesverbandes für Fleischwaren in Bonn.
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Der Binnenhandel der EU-insgesamt, der bis ins vergangene Jahr noch kontinuierlich schrumpfte, sei dennoch laut offizieller Statistik erstmals wieder gestiegen und zwar bei Rind und Schwein um zwei beziehungsweise 3,5 Prozent. Dies müsse aber nicht die tatsächlichen Absatzverhältnisse im Binnenmarkt widerspiegeln, so der Verband. Der Zuwachs sei vermutlich zum Teil durch weggebrochene Produktionskapazitäten in einigen Mitgliedstaaten begründet.
Der massive Preisrückgang bei Schweinefleisch vor einigen Jahren und im Rindersektor die Milchpreiskrise habe inzwischen viele Erzeuger zur Aufgabe gezwungen. Die Erzeugung hat sich in den EU-Staaten zudem sehr unterschiedlich entwickelt. Der Bedarf für Mengenaustausch dürfte sich dadurch erhöht haben.
Der Export von Schweinefleisch aus der EU in Drittländer ist voriges Jahr um neun Prozent zurückgegangen, bei Schlachtnebenerzeugnissen um acht Prozent. Grund hierfür sei die deutliche Abnahme der Nachfrage aus China gewesen. Dorthin hatte es im Vorjahr eine fast explosive Expansion der Lieferungen gegeben. Der Rückgang des vergangenen Jahres sei geringer als die Zunahme im Jahr 2016. Die Exportmenge sei 2017 somit im Mehrjahresvergleich weiterhin auf hohem Niveau und liege 21 beziehungsweise neun Prozent über dem Stand von 2015.
Die Entwicklung des vergangenen Jahres und die Fortsetzung der Abwärtsbewegung beim Export nach China im laufenden Jahr illustrierten die Notwendigkeit zur Öffnung neuer Absatzmärkte. Zudem wachse die Konkurrenz der Anbieter aus Nord- und Südamerika auf den asiatischen Märkten. Der Rückgang der Lieferungen nach China konnte aber zum Teil durch Steigerungen in andere Exportmärkte kompensiert werden.
Die Preisschwäche 2015/16 hatte einen Produktionsrückgang in der EU im vergangenen Jahr zur Folge. Somit konnten trotz des geringeren Exports deutliche Erzeugerpreissteigerungen realisiert werden. Nach wie vor sorgt der Export für Absatzmöglichkeiten für Teilstücke und Produkte, deren Absatz im EU-Binnenmarkt begrenzt ist. Die Kombination von Absatz im Inland und in Drittländern verbessert die Verwertung der Schlachttiere und trägt zu einer Optimierung im Sinne der Nachhaltigkeit bei.
Nach wie vor könne deutsches Schweinefleisch aufgrund fehlender veterinärrechtlicher Grundlagen aber nicht in alle potentiellen Abnehmerländer geliefert werden. Wäre diese Möglichkeit gegeben, sähe die Absatzsituation für die deutschen Schlachtunternehmen vermutlich günstiger aus. Beispielsweise kann sich die deutsche Fleischwirtschaft wegen fehlender Anerkennung der EU-rechtlich vorgegebenen Form der Fleischuntersuchung nicht mit Lieferungen am kontinuierlich wachsenden Export von Schweinefleisch in die USA beteiligen, der mit über 130.000 Tonnen bereits ein beachtliches Niveau erreicht hat. Auch nach Mexiko konnte aus Deutschland noch kein Schweinefleisch geliefert werden, weil es Unstimmigkeiten über das Verfahren der Betriebszulassung gibt.
Hinter der Fleischwarenindustrie liegen schwierige Monate. Die im letzten Jahr sehr stark angestiegenen Fleischpreise bildeten ein großes Problem für die Verarbeitungsunternehmen, die die gestiegenen Rohstoffkosten nur sehr eingeschränkt an die Abnehmer weitergeben konnten.
Im Rindfleischsektor ist die Lage etwas positiver. Die Produktion in der EU sank nur um zirka 0,5 Prozent - hauptsächlich aufgrund des Rückgangs der Milchviehhaltung. Die Erzeugung von hochwertigen Tieren für die Fleischproduktion (Ochsen und Färsen) stieg hingegen um 2,8 beziehungsweise 5,6 Prozent an. Rindfleisch liege offensichtlich als Qualitätsprodukt weiterhin im Trend der Verbraucher. Dies spiegele sich auch in der weiterhin guten Nachfrage für Qualitätsfleisch aus Übersee wider. Der Import sei zwar insgesamt leicht zurückgegangen. Dies hatte seine Ursache ausschließlich in Lieferschwierigkeiten Brasiliens aufgrund von Turbulenzen bei der dortigen Veterinärverwaltung. Aus den übrigen wichtigen Lieferländern kamen stabile bis steigende Mengen. Die Verbrauchszahlen zeigten im Rindfleischsektor leicht aufwärts.
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