Antibiotisches Trockenstellen kennt unterschiedliche Intensitäten
Die Eutergesundheit ist für Kühe und Milchviehhalter von zentraler Bedeutung - zumal der Antibiotikaeinsatz bei den Tieren immer kritischer diskutiert wird. Gefragt sind neue Konzepte für die Behandlung von Euterentzündungen bei den Kühen, genauso wie eine veränderte Herangehensweise an das Trockenstellen der Tiere.
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Das antibiotische Trockenstellen der Kühe zählte lange zu den Standardmaßnahmen, um eine Neuinfektion des Euters während der Trockenstehphase zu verhindern. Um Antibiotika verantwortungsvoll anzuwenden, also nur dann, wenn sie unbedingt notwendig sind, arbeiten Industrie und Forschung an neuen Verfahren und Konzepten für die Eutergesundheit.
Umfassendes Tiergesundheitsmanagement
So könnte das selektive Trockenstellen eine Möglichkeit sein, den Antibiotika-Einsatz zu reduzieren, ohne dabei die Gesundheit der Kühe zu gefährden. Dafür muss eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. So ist die Herdengesundheit an sich von großer Bedeutung. Sie muss durch ein umfassendes Tiergesundheits-management, das Aspekte der Fütterung bis hin zur Vorbeuge von Krankheiten umfasst, gesichert werden. Auch gute Kenntnisse der Eutergesundheit und die regelmäßige Kontrolle der Kühe durch den Landwirt sind dabei unverzichtbar.
Zeigen bestimmte Indikatoren, wie beispielsweise ein hoher Zellgehalt der Milch, entzündliche Prozesse an oder wird eine Infektion in der Laktation nachgewiesen, sollten betroffene Kühe nach wie vor unter Antibiotikaschutz trocken gestellt werden, um schmerzhafte Mastitiden und Produktionsausfälle in der Folgelaktation zu vermeiden.
Bestandspezifisch statt universell trockenstellen
In den Niederlanden ist selektives Trockenstellen, das heißt nur noch über die erhöhten Zellzahlen oder andere diagnostische Methoden identifizierte Kühe des Bestandes werden antibiotisch trocken gestellt, seit einigen Jahren Standard. Ein strikter Tiergesundheitsplan macht dieses selektive Vorgehen möglich. Der Anteil vorbeugender Impfungen in solchen Betrieben nimmt zu. Notwendig ist es hierfür, die Zahl von Mastitiden in den Folgelaktationen genau zu beobachten. Werden jedoch bestimmte Infektionserreger wie S. aureus oder Sc. agalactiae nachgewiesen, kann auf das antibiotische Trockenstellen in keinem Fall verzichtet werden.
Kein pauschaler Antibiotika-Einsatz
Selektives Trockenstellen setzt eine regelmäßige Erregerbestimmung (Leitkeimbestimmung) oder Tier- und Milchdiagnostik vor dem Trockenstellen voraus. Die im Rahmen der Milchkontrolle durch Landeskontrollverbände bereitgestellten Kennzahlen bieten eine gute Hilfestellung zur Herdenbeurteilung. Auch mit verschiedenen diagnostischen Tests kann der Landwirt sich direkt auf dem Betrieb orientieren.
Insbesondere bei infektiösen Ursachen kann der Tierarzt durch die Kenntnisse zu den Erregern sinnvolle Therapiekonzepte erstellen und den Erfolg von Sanierungsmaßnahmen einschätzen. Eine pauschale Anwendung von Antibiotika ohne regelmäßige Empfindlichkeitsprüfung der Erreger im Bestand entspricht nicht den Empfehlungen der veterinärmedizinischen Antibiotikaleitlinien.
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