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A2-Milch vom Allgäu Hof

"Eine andere Welt an Milch"

Milch mit einer ursprünglicheren Eiweißzusammensetzung zu erzeugen, sogenannte A2-Milch, das war die Idee von Michael Müller im Allgäu. Inzwischen ist daraus eine Geschäftsidee geworden. Eine mit Zukunft, wie der Landwirt meint. Die Milch gilt als besser bekömmlich.  

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Der Allgäu Hof Müller liegt bei Bad Wurzach-Starkenhofen im Württembergischen Allgäu freistehend auf einem Hügel. Betriebsleiter Michael Müller setzt mit seinen Braunviehkühen auf A2-Milch.
Der Allgäu Hof Müller liegt bei Bad Wurzach-Starkenhofen im Württembergischen Allgäu freistehend auf einem Hügel. Betriebsleiter Michael Müller setzt mit seinen Braunviehkühen auf A2-Milch. Borlinghaus
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Beim Besuch auf der Hofstelle an einem späten Nachmittag im Spätherbst zieht gerade der Nebel von den Wiesen in den Talmulden auf, die schwache Herbstsonne verschwindet am Horizont, als ein Viehtransporter einen neuen Zuchbullen anliefert. Michael Müller ist etwas überrascht, nachdem sich der Fahrer nicht vorher bei ihm angekündigt hat und der neue Bulle eigentlich an einem weiteren Standort, an dem die Nachzucht-Tiere stehen, untergebracht werden soll.

Kühe werden auf A2-Milch selektiert

Dass dieser neue Bulle einen A2-Status hat, ist Michael Müller wichtig. Bereits seit zwei Jahren selektiert er seine Braunviehherde auf A2. Müller hat den Bullen über die Rinderunion Baden-Württemberg bestellt, die die genetische Veranlagung der Tiere testet. „Reine A2-Milch ist die ursprünglichste Milch“, sagt Michael Müller. Er glaubt daran, dass diese Milch nach Biomilch und Heumilch der nächste Hype in der Milchproduktion werde. Wissen, sagt er, könne das aber keiner. Er selber am aller wenigsten.

Der Betrieb hat sich aus 50 Kühen heraus weiterentwickelt auf heute fast 200.  Im Jahr 2007 hat Müller den Betrieb vom Vater übernommen. Die Milchviehhaltung war damals der einzige Betriebszweig. Ab 2007 kam eine Fotovoltaik-Anlage dazu, 2008 wurde der erste Stall fürs Jungvieh gebaut. 2010 wurde der Milchviehstall erweitert und die Kuhzahl aufgestockt sowie eine Biogasanlage gebaut, eine Container-Anlage, das zweite Gülle E-Werk, das damals gebaut worden ist. 2012 kam die überbetriebliche Fütterung mit einem Futtermischwagen dazu. Seit 2014 gibt es auf dem Betrieb Ferienwohnungen. 

Ein kleiner Teil der Milch wird ab Hof vermarktet

Müller hat mittlerweile zwei feste Mitarbeiter auf dem Hof sowie einige 450 Euro-Kräfte, plus Auszubildende und Praktikanten. Im Jahr 2016 ist er mit einem kleinen Teil seiner Gesamtmilchmenge in die eigene Milchvermarktung eingestiegen. Im Jahr 2018 konnte er dazu auch eine eigene kleine Molkerei in Betrieb nehmen. Die Milchvermaktung, so Müller, sei ein zähes Geschäft. Müller plant fünf bis zehn Prozent der Milchmenge, künftig selbst zu vermarkten. Aber das sei alles andere als einfach. Verarbeitet wird die Rohmilch in der eigenen Molkerei zu Trinkmilch sowie zu Käse über eine mobile Käserei. 

Vertrieben wird der Käse vom Allgäu-Hof über verschiedene Händler. In der Molkerei wird die Milch pasteurisiert und abgefüllt für die Milchautomaten (große Milchkannen), von denen Müller acht Stück bei Lebensmittelmärkten in der Region aufgestellt hat. Für diese Stellplätze muss er bezahlen. Die Edeka-Märkte zum Beispiel seien davon nicht durchweg alle nur begeistert. Es sei schwierig, dort hinein zu kommen. "Die Kunden denken bei Automatenmilch in der Regel immer noch an Rohmilch. Zudem gibt es Berührungsängste mit dem Automaten. Das ist nicht einfach und eine sehr langwierige Geschichte", beschreibt der Landwirt die aktuelle Situation.

Für eine Auslieferungstour muss Müller von Automat zu Automat fahren und ist dafür sechs Stunden unterwegs. Wenn sich ihrgendwo eine Flasche verhakt oder kein Wechslegeld mher raus kommt, bekommt Müller einen Anruf und muss sich kümmern. Der Automat ist von MilchConcept, einem italienischen Hersteller, der neu auf dem Markt ist. Die Firma habe er auf der Eurotier entdeckt. Deutschlandweit gebe es zahlreiche Mitarbeiter, die sich um den Verkauf den Automaten kümmern. Derweil, so Müller, stünden die ersten Automaten bereits wieder zum Verkauf. Der Grund: Geeignete Standorte fehlen. Der Vertrieb allein über die Automaten ist für Müller nicht wirtschaftlich. Das könne immer nur ein Standbein sein. Es sei nicht einfach, sich im Wettbewerb zu behaupten.

Bei Kunden kommt A2-Milch an

Mit der Erzeugung von A2-Milch hat diese Betriebsstrategie zunächst nichts zu tun. Auf diese als ursprünglich geltende Milch setzt der Landwirt zusätzlich. Am anderen Ende der Weilt, in Neuseeland, wird diese Milch inzwischen im großen Stil vermarktet, sagt er.  "In Deutschland stehen wir hier noch am Anfang. Es gibt erste Initiativen in Österreich und in Holland", so Müller. Und: "Die Rückmeldungen von unseren Kunden sind derweil positiv. Menschen, die Milch eher schwer vertragen, machen mit A2-Milch gute Erfahrungen. Feriengäste äußern sich in unserem Gästebuch sehr zufrieden mit der Milch."

Statistisch ließen sich hierfür bisher keine stichhaltigen Ergebnisse ableiten. "Aber die Rückmeldungen machen uns Mut, den Weg weiterzugehen", erläutert Müller. Für ihn sei in diesem Zusammenhang klar: Der Weg, bis diese Erkenntnis bei Verbrauchern ankommt, sei lang.  Aber will nicht aufgeben: "Unsere A2-Milch schmeckt nach Milch. Die Kunden erleben ein völlig anderes Geschmackserlebnis, als sie es über Jahre gewohnt waren. Das liegt unter anderen an der schonenden Verarbeitung der Milch und am natürlichen Fettgehalt, das ist eine andere Welt an Milch."

Um in den A2-Bereich einzusteigen, musste er zunächst kräftig in Vorleistung gehen. „Für jedes Tier musste ich 25 Euro für die Untersuchung ausgeben, um zu wissen, ob es A1 oder A2 ist“, sagt Müller. Bei den Tieren, oft schon bei den Kälbern, wird eine Gewebeprobe am Ohr entnommen und untersucht. Da komme einiges zusammen, wenn man den gesamten Tierbestand betrachtet.

Bei Müller haben die Tiere derzeit ein Verhältnis von 70 zu 30, also 70 Prozent tragen die A2-Gene in sich, 30 Prozent haben den A1-Status.  Wichtig ist, dass die Tiere reinerbig A2 sind. Das hinzubekommen, sei nicht einfach. Müller möchte künftig zwei Vermarktungsschinen aufbauen. Einmal die Automaten-Milch mit einem gemischten A2-Anteil von 70/30 und eine weitere Schiene mit 100 Prozent A2-Milch. Diese Milch wird bei ihm in der Molkerei in die Glas-Flasche abgefüllt und soll dann über das Laden-Regal in den Lebensmittelmärkte im Premiumsegment verkauft werden - so zumindest ist der Plan.

Durststrecke ist lang

Wie und ob sich das realisieren lässt, ist noch völlig offen. Auch die Automaten-Milch soll langfristig 100 Prozent A2-Milch werden. "Wir haben zwei verschiedene Ställe, zwei verschiedene Tankanlagen, zwei verschiedene Melksysteme."  Im Herdenmanagementsystem ist jedes Tier einzeln hinterlegt und entsprechend dem Status zugeordnet. So euphorisch sich das alles anhören mag, der Weg in der eigenen Milchvermarktung ist lang und steinig. „Da draußen ist niemand, der Juhuh schreit und auf unseren Anruf wartet," so Müller.  Vielmehr müsse man sich den Markt mühsam erkämpfen.

 

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