Schutz der Biodiversität als Teil der Fruchtfolge
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Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sieht im Insektenatlas von BUND und Böll-Stiftung keine neuen Erkenntnisse: „Wir erkennen seit langem an, dass es beim Insektenschutz Handlungsbedarf gibt - gesamtgesellschaftlich und in der Landwirtschaft.“
Insekten als Bestäuber und Nützlinge seien essentiell für die Landwirtschaft, aber der Schutz der Kulturpflanzen vor Schädlingen dürfe nicht unberücksichtigt bleiben.
Verlust von Lebensräumen als Schlüsselfaktor
Es greife zu kurz, beim Insektenschutz nur auf Pflanzenschutz und Agrarpolitik abzustellen. Schlüsselfaktor für den Bestandsrückgang ist auch nach Aussage des Insektenatlas der Verlust von Lebensräumen. „Maßnahmen müssen daher auch bei Landschaftsstrukturen, bei der Erhaltung von Habitaten und damit auch beim Flächenverlust ansetzen. Entgegen aller politischen Bekundungen ist der Flächenfraß aktuell wieder auf fast 80 ha pro Tag gestiegen. Schaffen wir hier keine Trendumkehr, werden wir bei der Erhaltung der Artenvielfalt wenig Erfolg haben“, so Rukwied.
Mit Naturschutz Einkommen erwirtschaften können
„Wir haben geeignete Maßnahmen entwickelt und werden diese weiter in die Fläche bringen, wie beispielsweise Blühstreifen, Extensiv-Getreide, Altgrasstreifen, Landschaftselemente, Saumstrukturen oder Honigbrachen. Der Schutz von Insekten und Biodiversität muss für die Betriebe attraktiver Teil der Fruchtfolge werden. Mit Naturschutz müssen Betriebe auch Einkommen erwirtschaften können“, schlägt Rukwied vor.
Hemmnisse abbauen, Anreize schaffen
Der DBV will diese erfolgreichen Maßnahmen über die GAP umsetzen, und zwar über EcoSchemes und Agrarumweltprogramme. „Die Gemeinsame Agrarpolitik muss moderner, grüner und flexibler werden – das heißt, Hemmnisse abbauen und Anreize schaffen. Wir brauchen auch eine Stärkung der Naturschutzberatung in den Ländern“, so die Forderung des DBV-Präsidenten.
Neue Wege bei Agrarumweltprogrammen
Der DBV setzt auch auf die Bereitschaft von Bund und Ländern, bei der Umsetzung von Agrarumweltprogrammen neue Wege zu gehen und auch in Deutschland zu erproben. Ein Beispiel könne das niederländische Modell der von Landwirten getragenen Naturschutz-Kooperativen sein. Regional angepasste, landschaftsbezogene und betriebsübergreifende Konzepte zur Förderung der Biodiversität mit Flexibilität und Toleranz in der Umsetzung für die Betriebe müssen das Ziel sein.
Wissenschaftliche Grundlagen notwendig
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bekräftigte, dass die Bundesregierung den Insektenschwund in Deutschland sehr ernst nehme. Auch die Landwirtschaft tue das, denn schließlich sei sie wie kaum ein anderer auf die Bestäubungsleistung angewiesen. Deshalb habe der Bund das Aktionsprogramm für mehr Insektenschutz beschlossen. Im Rahmen des Aktionsprogramms soll ein bundesweites Insektenmonitoring entwickelt werden. Man brauche eine wissenschaftliche Basis, um sowohl Ursachen als auch Maßnahmen verlässlich beurteilen zu können. Denn die Gründe für den Insektenschwund seien vielfältig, so Klöckner. Es gebt ihn auch abseits der agrarisch bewirtschafteten Flächen. Die Themen Lichtverschmutzung oder Flächenversiegelung müssten genauso in den Blick genommen werden. Wichtig sei auch, dass auch in anderen Länder systematisch beim Insektenschutz gehandelt werde. Die Abholzung ganzer Waldstriche sei das Gegenteil davon.
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