Topigs Norsvin setzt auf neues Beratungskonzept
Welche Schweine beißen zu, welche werden gebissen und welche Tiere verhalten sich neutral? Das herauszufinden, hat sich das nordrhein-westfälische Schweinezuchtunternehmen Topigs Norsvin zur Aufgabe gemacht. Helfen sollen dabei Spezialkameras in den Ställen und die Anwendung künstlicher Intelligenz. Ziel seien, so teilte es das Unternehmen am gestrigen Mittwoch (29. April 2020) in einer Online-Pressekonferenz mit, soziale Schweine, bei denen auf das Kupieren verzichtet werden könne.
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Angesichts der anhaltenden gesellschaftlichen Debatte um das Kupieren der Ringelschwänze und dem im vergangenen Jahr politisch beschlossenen Kupierverzicht, wolle man sich dieser Diskussion stellen und in Zukunft mehr Schweine selektieren, deren Ringelschwanz intakt ist. Hierfür hat das Unternehmen ein Beratungskonzept entwickelt, das unter dem Namen Sustainabilitiy Tec-Konzept hierfür die Voraussetzungen schaffen soll.
Gefunden werden soll dieses "soziale Schwein" mit einer Kombination aus gezielter Beratung der Betriebe und mehreren technischen Maßnahmen, die vom Einsatz der Künstlichen Intelligenz profitieren sollen, erläuterte Topigs Norsvon-Geschäftsführer Eduard Eissing. Dadurch soll den Betrieben der Kupierverzicht bei ihren Tieren erleichtert werden, gleichzeitig sollen für die Entwicklung neuer Zuchtwerte Tiere gezielt selektiert werden. Geplant sind solche Zuchtwertschätz-ungen für Täter-Tiere und Opfer-Tiere.
Als erstes soll Zucht- und Vermehrungsbetrieben, die in Zukunft Jungsauen mit langen Schwänzen züchten möchten, ein umfassendes Beratungskonzept angeboten werden. Hierfür werden die Betriebe genau unter die Lupe genommen und über den Einsatz von speziellen Futtermitteln und Beschäftigungsmaterial für die Tiere informiert, mit denen das Schwanzbeißen eingedämmt werden soll. Zusätzlich gibt es Informationen zur optimalen Lüftung in den Ställen. Ansprechpartner für das Projekt ist Clemens August Grote, seit Januar 2019 Fachmann für das Thema intakter Ringelschwanz bei dem Zuchtunternehmen.
Unterstützt werden soll die persönliche Beratung der Betriebsleiter durch den Einsatz von Spezialkameras in den Ställen und die Anwendung künstlicher Intelligenz. Mit den Kameras über Buchten soll das Verhalten der Schweine festgehalten werden. Danach werden die Bilddaten mit Systemen aus der künstlichen Intelligenz zusammengeschaltet. So bewertet das System beispielsweise das Ruhe-, Aktivitäts- und Aggressionsverhalten der einzelnen Tiere und gibt Hinweise darauf, welche Schweine für die Weiterzucht auf intakte Ringelschwänze bevorzugt in Frage kommen. „Am Ende wollen wir mithilfe der Technik nicht nur das Opfer-, sondern auch das Tätertier und den sich neutral verhaltenden Typ Schwein identifizieren“, betonte Steffi Nuphaus vom Technical Service bei Topigs Norsvin.
Aktuell verfügt das Unternehmen über einen Datensatz von rund 40.000 Tieren. Bei diesen Schweinen sei die Erstellung des Täterprofils bereits erprobt worden, sagte Geschäftsführer Eduard Eissing. „Die Erfahrungen sind positiv.“ Inzwischen sind sieben Zucht- und Vermehrungsbetriebe auf die Erzeugung von Jungsauen mit unkupierten Schwänzen umgestellt worden. Mit einem Beraterteam, das derzeit aufgebaut werde, sollen künftig weitere Schweinehalter bei der Umstellung begleitet und unterstützt werden.
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