
Kontraktquote wird runtergehen
Die Jahreshauptversammlung des Hopfenpflanzerverbandes Tettnang e. V. fand am 7. Oktober statt. Dazu kamen mehr als drei Viertel der Mitglieder nach Laimnau. Die starke Präsenz unterstreiche einmal mehr den Zusammenhalt der Pflanzer, freute sich der Vorsitzende Wolfgang Ruther, der zudem zahlreiche Gäste begrüßen konnte.
von Matthias Borlinghaus Quelle Hopfenpflanzerverband Tettnang e.V. erschienen am 15.10.2025„Wir haben die Saison mit allen Höhen und Tiefen gut gemeistert. Die Ernte ist mehr oder weniger durchschnittlich. Das passt. Wichtig für die kommende Saison ist, dass wir die Pflanzenschutzsituation in den Griff bekommen“, so ein Fazit von Wolfgang Ruther auf der Versammlung in der Argentalhalle. Der Vorsitzende Ruther werde den Eindruck nicht los, dass Landwirtschaft für die Politik immer mehr zur Nebensache wird und Dieter Mainberger, Geschäftsführer beim Kreisbauernverband Tettnang, beklagte, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit für die Anbauer durch einen anvisierten Mindestlohn von 15 Euro weiter verschlechtern dürfte. Ein immer häufigeres Problem für das Pflanzenwachstum ist laut Anbauberater Gabriel Bader weniger die Gesamtmenge der Niederschläge, als vielmehr deren Verteilung. „Das passt nicht mehr“, so Bader mit Blick auf die abgelaufene Saison. Und auch wenn die 14 Hitzetage dieses Jahr nicht außerordentlich viel waren, gab es immerhin zehn Tage über 35 Grad, was für den Hopfen deutlich zu warm ist. Bei der Erderwärmung liege man im Alpenvorland mit 2,0 bis 2,5 Grad deutlich über dem 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen.
Hopfenmarkt in der Krise
Große Sorgen bereitet derzeit der Hopfenmarkt. Viele Brauereien stecken in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der Bierabsatz lag im August 2025 um über 14 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Von Januar bis August waren es 6,9 Prozent weniger Bierabsatz, das seien rund 6 Mio. Hektoliter weniger, was in etwa der Produktion der Brauerei Krombacher, der stärksten deutschen Biermarke, entspricht, meinte Anton Locher von der BayWa. Im Vergleich zu diesem Verlust sei der Zuwachs bei alkoholfreiem Bier lediglich ein Strohhalm. „Damit können die Rückgänge nicht aufgefangen werden“, so Locher. Positiv sei, dass sich die bewährte und auch anständig bezahlte Sorte Tettnanger in einem insgesamt überversorgten Markt gut behaupten könne. Doch dies sei keinesfalls in Stein gemeißelt. Erste Brauereien würden bereits reagieren. Wegen des Wettbewerbsdrucks stellten sie ihre Rezepturen auf günstigere Sorten um, was ihnen dann helfen soll, Kosten zu sparen. Und: „Wer Um- oder Neupflanzungen vornehmen möchte, sollte die Sorte vorher mit dem Abnehmer besprechen“, empfahl Locher. Gut ist: Bei den Inhaltsstoffen liegen die Aromasorten über dem zehnjährigen Mittelwert. Bei der Sorte Tettnanger gibt es rund 4 Prozent Alphasäure. „Das ist sehr erfreulich“, so Locher. Eher enttäuschend schneidet dieses Jahr die Sorte Herkules ab.
Trend geht zu günstigeren Sorten
Laut Dr. Johannes Stampfl, stellvertretender Vorsitzender der HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft e. G., ist der Bierausstoß 2024 weltweit auf 1,86 Mrd. Hektoliter leicht zurückgegangen. „Wir rechnen in den kommenden Jahren nicht mit wesentlichen Volumensteigerungen beim Bierausstoß, auch Craftbier in den USA geht deutlich zurück“, so seine Einschätzung. Damit nehme der Wettbewerbs- und auch der Kostendruck bei den Brauereien deutlich zu. Der Trend gehe zu günstigeren Sorten. Im laufenden Jahr sei ein Großteil der Ernte 2025 über die Vorverträge bereits verkauft. Es gibt nur wenig Freihopfen. Im kommenden Jahr allerdings dürften die Vorvertragsquoten deutlich fallen. Stampfl rechnet 2026 mit 65 Prozent Vorvertragsquote und im Jahr 2027 nur noch mit 50 Prozent. „Es werden Rodungen stattfinden müssen, insbesondere bei Perle und Tradition“, so Stampfl. Bei den feinen Aromasorten, wie dem Tettnanger und dem Hallertauer, sei die Lagersituation grundsätzlich ausgeglichen. „Wir warnen allerdings vor einer Flächenausweitung“, so Stampfl.
Dass die Kontraktquote runtergehen wird, damit rechnet auch Stephan Schinagl, Leiter des Einkaufs beim Hopfenspezialisten BarthHaas. Und: „Wir gehen davon aus, dass es zu Vertragskündigungsangeboten kommen wird, um die Flächen massiv nach unten zu bringen.“ Die Hopfenvermarkter ihrerseits könnten keine weitere Ware in ihre Lager nehmen. „Die Speisekammer ist voll, sie ist mehr als voll“, so Schinagl. Im Tettnanger Anbaugebiet allerdings sei die Abnahme wegen der hohen Vorvertragsquote auf jeden Fall gesichert. Einig waren sich die Vermarkter, dass die Fläche angepasst werden muss. Nur so ließen sich die Preise halten. Einen konkreteren Preis nannte Andreas Joos von der Simon H. Steiner Hopfen GmbH (Hopsteiner): „Wir bieten für Tettnanger einen Festpreis von 15 Euro pro kg und werden auch Verträge für die kommenden Jahre anbieten.“
Wie Geschäftsführerin Teresa Locher berichtete, wurden im Raum Tettnang 1526 Hektar Hopfen angebaut, davon 27,5 ha Junghopfen. Geerntet wurden laut Schätzung vom 18. August 51.950 Zentner pro ha, was einem Minus von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr (rund 58.157 Zentner) entspricht. Grund für den Rückgang war die Trockenheit im Frühjahr. Erst ab Mitte Juli kam der erforderliche Regen. „Der Juli nimmt oder bringt. In diesem Jahr hat er es doch noch gebracht. Und wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, so Locher. Beim Blick auf die Erntemengen zum Stand am 5. Oktober wurden bei den meisten Sorten die Zahlen der Schätzung erreicht (insgesamt 97 Prozent). Weltweit wurden 2025 auf rund 53.421 ha Fläche Hopfen angebaut, 14 Prozent weniger als noch 2022. In Deutschland waren es 2025 mit 18.962 ha 1227 ha weniger als im Vorjahr. In Tettnang sind die Flächen 2025 jedoch nur um 2,6 ha zurückgegangen. Der Weltflächenanteil aus Tettnang beträgt rund drei Prozent, 70 Prozent der Ernte wird nachhaltig und zertifiziert produziert von 120 Betrieben (Vorjahr: 121) mit im Schnitt zwölf Hektar Fläche. Vom Land Baden-Württemberg wird der Hopfen ab dem Antragsjahr 2026 in das Förderprogramm der Mehrgefahrenversicherung mit aufgenommen. Seit Jahren hat sich der Verband dafür eingesetzt.
Namen sind Nachrichten
Im Frühjahr wurden zwei goldene Hopfendolden und zwei Ehrennadeln in Gold vergeben an Dr. Hermann Gabele, ehemaliger Landwirtschaftsleiter vom Bodenseekreis, an Dr. Reinhold Kugel, BarthHaas, an Dr. Johann Pichlmaier vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer und an Jürgen Weishaupt, dem langjährigen Geschäftsführer des Tettnanger Hopfenpflanzerverbandes. Konrad Renz, der langjährige Verbandsjustiziar, wurde auf dem IHGC-Kongress in Polen zum Ritter des Hopfenordens ausgezeichnet.
Hinweis: Am 25. Oktober in der Mehrzweckhalle in Obereisenbach wird wieder gebührend gefeiert und die neuen Tettnanger Hopfenhoheiten gewählt.
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