Droht 2020 die nächste Dürre?
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Nach einer regenintensiven Witterungsperiode im Januar und Februar 2020 hat sich in Deutschland in den letzten Wochen wieder häufig eine stabile Hochdruckwetterlage eingestellt, die zwar teilweise kühles, aber insgesamt sehr trockenes Wetter brachte. Es besteht die Befürchtung, dass diese Trockenheit der Auftakt für einen erneuten Trockensommer sein könnte.
Bodenwasservorräte insgesamt besser als 2019 – kritische Situation bei leichten Böden
Tatsächlich sind die Wasservorräte der Böden in vielen Regionen noch recht gut gefüllt, wenn auch nicht so gut, wie es um diese Jahreszeit normal wäre. Problematisch sind vor allem Sandböden ohne Grundwasseranschluss, da sie wenig Wasser pflanzenverfügbar speichern können und sehr schnell austrocknen. Hier sind inzwischen die oberen 10–15 cm des Bodens trocken. Hinzu kommt die aktuelle Wetterlage (intensives Strahlungswetter, trockene Luft, starker Wind, regional Bodenfrost), die teilweise bereits zu Schäden im Getreide auf leichten Sandböden führt.
Örtlich sind in tiefen Bodenbereichen, zwischen einem und zwei Metern Tiefe, noch Defizite zu verzeichnen, die als Nachwirkungen der letzten beiden Trockenjahre nicht ausgeglichen werden konnten. Dies gilt vor allem in Gebieten in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt (s. Grafiken zur Bodenfeuchte), wobei die Situation in diesem Frühjahr bundesweit betrachtet besser ist als im Vorjahr.
Für die Landwirtschaft waren nach dem regenreichen Februar die letzten trockenen Wochen sehr wichtig, um die Aussaat von Sommergetreide, Mais und Zuckerrüben durchführen zu können. Auch das Wintergetreide hat von der Witterung der letzten Monate überwiegend profitiert. Hier sind je nach Saatzeitpunkt jedoch teilweise große Unterschiede festzustellen. Frühsaaten mit guter Wurzelentwicklung haben zurzeit noch wenig Probleme.
Risiken für die Landwirtschaft nehmen bei
weiter anhaltender Trockenheit zu
Die Wettersituation kann allerdings schnell zum Risiko für die sich entwickelnden Pflanzen werden, die in trockenen Oberböden keinen Wurzelanschluss an die tiefer liegenden Wasservorräte finden. Auf leichten Böden ist dies bereits jetzt problematisch. Das fehlende Wasser erschwert hier auch die Nährstoffaufnahme. In der Konsequenz führt dies zu einer verringerten Blattmasse und Bestandsdichte und letztlich zu deutlichen Ertragseinbußen.
Wenn auch die nächsten Wochen sehr trocken ausfallen, wird die Situation zum Beispiel für Sommergetreide, Feldgemüse, Raps und Mais kritisch. Problematisch kann es auch für Futterbaubetriebe werden, die auf einen möglichst gleichmäßigen Feuchtigkeitsnachschub angewiesen sind.
Was tun gegen die Trockenheit?
Der BZL-YouTube-Kanal https://www.youtube.com/watch?v=koRjVKViUG4&feature=emb_title gibt Tipps zum Umgang mit der Trockenheit in Deutschland.
Wettermodelle lassen noch keine sicheren Prognosen zu
Entscheidend wird die Wetterentwicklung der nächsten 4-6 Wochen sein. Aktuell deuten weiterführende Wettermodelle von der letzten Aprilwoche an bis in den Mai hinein eine Umstellung zu etwas wechselhafterem Wetter an, wobei jedoch bisher keine flächendeckenden ergiebigen Regenmengen in Sicht sind. Einige Modelle zeigen hier eine Tendenz zu einem Niederschlagsdefizit. Eine seriöse Prognose zum weiteren Witterungsverlaufs abzugeben, ist aber zurzeit noch nicht möglich. Darauf verweist der DWD:
„Die Jahreszeitenvorhersage (für den Frühsommer 2020, d. h. für den Zeitraum Mai, Juni, Juli, Anm. d. Red. des BZL) insbesondere für den Niederschlag über Europa hat derzeit keine besonders hohe Vorhersagegüte. Daher legen wir sehr großen Wert darauf, die Vorhersagen immer nur zusammen mit der Vorhersagegüte darzustellen. Wir hoffen jedoch auf zukünftige Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet, um die Vorhersagegüte zu verbessern und zuverlässigere Jahreszeitenvorhersage zur Verfügung stellen zu können.
Unterschiede bei der Bodenfeuchte
Während im Norden/Nordwesten die Bodenwasservorräte im Laufe des Winters gut gefüllt wurden und sich in tieferen Bodenschichten eine gegenüber dem Vorjahr deutlich bessere Situation erkennen lässt, stellt sich nach Osten von Thüringen bis in die Lausitz die Situation ähnlich wie in den Vorjahren dar: Die Bodenwasservorräte wurden hier im Winter nicht wesentlich aufgefüllt und es besteht weiterhin ein deutliches Defizit. In Süddeutschland hat sich die Situation ähnlich wie im Nordwesten durch ausgeprägte Winterniederschläge gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert.
Die Unterschiede bei der Entwicklung der Bodenwasservorräte vor allem in den tieferen Bodenschichten (bis 2 m Tiefe) zeigen sich an den Bodenfeuchtegrafiken sehr deutlich (siehe Grafiken).
Auch Waldbestände von Trockenheit betroffen
Unabhängig von der Wasserversorgung für die Feldfrüchte ist auch weiterhin die Auffüllung der tieferen Wasservorräte von großer Bedeutung, ganz besonders für die Waldbestände. Dazu ist vor allem in Ostdeutschland eine erhebliche Niederschlagsmenge über längere Zeiträume erforderlich.
Weiterführende Informationen
HIER können Sie die Broschüre der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung über Agrarmeteorologie bestellen. Sie beantwortet Fragen zum Einfluss des Wetters auf die Kulturpflanzen und leitet Empfehlungen für Düngung und Pflanzenschutz ab. Der Download ist kostenfrei.
Täglich flächendeckende Informationen zum Bodenfeuchtezustand in Deutschland finden Sie HIER auf der Seite des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung.
Den Originalartikel finden Sie unter https://www.praxis-agrar.de/umwelt/klimawandel-und-klimaschutz/droht-2020-die-naechste-duerre/