
Herausforderungen bleiben
Die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hat den Jahresbericht zur Grundwasserqualität 2023 veröffentlicht. Der Fokus für den Bericht 2023 lag auf den Schadstoffen: Nitrat, Pflanzenschutzmittel, leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffen und metallische Spurenstoffen.
von LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg erschienen am 04.12.2024Menge und Güte des Grundwassers im Land werden kontinuierlich überwacht. Die erfassten Schadstoffe und Messwerte werden systematisch geprüft, ausgewertet und schließlich im Grundwasserbericht zusammengefasst, der in dieser Woche für das Jahr 2023 veröffentlicht wurde.
Nitrat bleibt Hauptbelastung für das Grundwasser
Nitrat in Boden und Grundwasser sei im Wesentlichen auf den Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft zurückzuführen. Der Schwellenwert für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) werde weiterhin an rund acht Prozent der untersuchten Messstellen überschritten, der Warnwert von 37,5 mg/l an etwa 17 Prozent. Somit sei Nitrat weiterhin der Schadstoff, der am häufigsten gesetzlich festgelegte Schwellenwerte überschreitet, heißt es im Bericht. Seit Beginn der systematischen Messungen im Jahr 1994 sei die gemessene mittlere Konzentration im Grundwasser aber auch um rund 24 Prozent zurückgegangen. In den vergangenen fünf Jahren stagniere diese Entwicklung, und das Konzentrationsniveau bleibe nahezu unverändert. Das Konzentrationsniveau von Nitrat ist weiterhin an vielen Stellen deutlich zu hoch“, fasst Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW, die zahlreichen Ergebnisse zusammen.
Für den Bericht wurde geprüft, wie sich die Belastung des Grundwassers für sieben Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe und deren relevante Abbauprodukte entwickelt hat. An einer von hundert Messstellen überschritt die Konzentration in den Jahren 2022 und 2023 den Schwellenwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Alle gemessenen Wirkstoffe seien seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr zugelassen. Dies zeige, wie lange Schadstoffe im Grundwasser verbleiben.
Belastungen durch Industrie-Schadstoffe
Leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe sind Schadstoffe, die typischerweise auf ehemaligen Industrieflächen vorkommen. Die Belastungen durch diese Schadstoffe sei seit vielen Jahren rückläufig. Im Zeitraum 2022 bis 2023 wurden sie an etwa einem Viertel der untersuchten Messstellen nachgewiesen. Der Schwellenwert von zehn Mikrogramm pro Liter für die Summe der Verbindungen aus Tri- und Tetrachlorethen sei aktuell an rund drei Prozent der untersuchten Messstellen überschritten worden. Mitte der 1990er Jahre wäre dieser Anteil noch bei rund acht Prozent gelegen und somit fast dreimal so hoch.
Metallische Spurenstoffe sind Metalle, die in sehr niedrigen Mengen im Wasser vorkommen, meist weniger als 0,1 Milligramm pro Liter. Sie lösen sich aus dem Gestein und sind ein natürlicher Bestandteil der Umwelt. Entsprechend seien sie im Zeitraum 2022 bis 2023 an nahezu allen untersuchten Messstellen nachgewiesen. Erhöhte Konzentrationen seien oft auf menschliche Aktivitäten wie Industrie oder Bergbau zurückzuführen. Bei diesen durch den Menschen verursachten Belastungen zeige sich seit Jahren ein kontinuierlicher Rückgang. So lagen beispielsweise die gemessenen Werte von Arsen oder Blei im Jahr 1998 an 2,6 Prozent bzw. 0,7 Prozent der Messstellen über dem Schwellenwert von zehn Mikrogramm pro Liter. Im Zeitraum von 2022 bis 2023 waren es nur noch 1,5 beziehungsweise 0,1 Prozent.
Handlungsbedarf bleibt bestehen
Trotz größtenteils sinkender Schadstoffkonzentrationen – bis auf Nitrat – würden die gesetzlichen Schwellenwerte weiterhin nicht flächendeckend eingehalten. „Das Beispiel der Pflanzenschutzmittel verdeutlicht die Langzeitwirkung von einmal eingetragenen Schadstoffen im Grundwasser. Deshalb müssen bestehende Schutzmaßnahmen konsequent fortgeführt und gegebenenfalls optimiert werden. Aus Vorsorgegründen ist es wichtig, auch künftig regelmäßig diese Stoffe und möglicherweise neue Schadstoffe zu beobachten“, betonte Maurer.
Seit Beginn der Messungen wurden von der LUBW mehr als 200 Substanzen untersucht. Langzeitdaten zeigen, dass an immer weniger Messstellen Schwellenwerte für Schadstoffe der Grundwasserverordnung überschritten werden. Diese positive Entwicklung sei vor allem auf das Verbot kritischer Substanzen zurückzuführen
2023: Mehr Regen
Im Jahr 2023 fiel in Baden-Württemberg erstmals seit dem Jahr 2007 leicht überdurchschnittlich viel Regen. Dies erhöhte die Sickerwasserraten bis zum Jahresende und führte zu einer Zunahme der Grundwasserstände und Quellschüttungen. Dennoch blieben die Jahresmittelwerte der Grundwasserstände im langjährigen Vergleich unterdurchschnittlich.
Regionale Unterschiede prägten das Bild: Während im südlichen und nördlichen Oberrheingraben, in Oberschwaben und im Großraum Stuttgart teils niedrige Werte gemessen wurden, zeigten sich in der Ortenau hohe Grundwasserstände. Trotz der positiven Entwicklungen verzeichneten die meisten Messstellen einen moderat sinkenden 20-jährigen Trend. Eine deutliche Verbesserung der Grundwasserstände würde sich erst nach dem Winter 2023/2024 zeigen.
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