Lebensmittelhändler reagieren auf Proteste der Bauern
Nach der Schwarz-Gruppe (Kaufland/Lidl) und Aldi hat nun ein weiterer Lebensmittelhändler auf die ruinöse Situation und die Proteste der deutschen Landwirte reagiert - und zwar die Rewe Group mit ihren Ketten Rewe und Penny. Das Unternehmen stellt „bis auf weiteres“ höhere Beschaffungspreise und eine Herkunftskennzeichnung in Aussicht, teilt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) Deutschlands hierzu in einer Pressemitteilung mit.
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Für die ISN bleiben bei dem jetzigen Vorstoß der Schwarz-Gruppe und von Rewe wie zuvor bei Lidl viele Fragen offen. Beispielsweise die Frage, was sich hinter der Formulierung "bis auf weiteres" verbirgt? Bis der Sturm vorüber oder das Strohfeuer erloschen ist? Genau dabei dürfe es aus Sicht der Interessens-vertretung jedoch nicht bleiben. Vielmehr müsse ein einheitlicher Konsens über die geplante Vorgehensweise erzielt werden. Dabei habe sich Bundeslandwirt-schaftsministerin Julia Klöckner als Moderatorin angeboten. Ein Angebot, das man laut ISN annehmen sollte.
Die Rewe Group hat laut einer Pressemitteilung beschlossen, „bis auf weiteres Beschaffungspreise bei Schweinefleisch zu zahlen, die dem Marktniveau vor Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest und dem damit zusammenhängenden völligen Zusammenbruch des Exportmarktes entsprechen". Der für den Einkauf zuständige Bereichsvorstand der Rewe Group, Hans-Jürgen Moog, erläuterte dazu: „Wir zählen darauf, dass unsere Vorstufen die zusätzlichen Gelder den Landwirten und Ferkelerzeugern durchstellen. Wo möglich, werden wir vertragliche Regelungen abschließen, damit dies sichergestellt wird. Wir wollen damit kurzfristig einen Beitrag leisten, die akute Krise der deutschen Schweinebauern zu beenden.“ Zudem habe man einige Eckpunkte formuliert zu denen unter anderem die freiwillige Auslobung von Produkten deutscher Herkunft zähle.
Hierzu meint ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack: „Es war zu erwarten, dass nach der Schwarz-Gruppe und den Aldi-Unternehmen nun ein weiterer Lebensmitteleinzelhändler mit einem eigenen Einzelvorstoß folgt. Wir vermissen nun noch einen Vorstoß der Edeka, dem Unternehmen, das nach eigenen Angaben Lebensmittel liebt." Bei den bisherigen Vorstößen höre sich zunächst alles gut an, doch bei näherer Betrachtung zeige sich auch beim Rewe-Vorstoß deutlich. "Es muss unbedingt eine ernsthafte und durchdachte Lösung her. Denn auch dieser Vorstoß ist das definitiv nicht", macht Staak deutlich.
Bisher sei nicht bekannt, um wie viel höher der nun anvisierte Beschaffungspreis liegt. „Und warum orientiert man sich an dem Preis der Vor-ASP-Zeit?“ fragt sich der ISN-Geschäftsführer. Die Preissenkungen, die zuvor durch Corona aufgetreten seien, seien doch erheblich größer gewesen. Der Preisabsturz auf der Erzeugerseite betrage seit Anfang der Corona-Pandemie rund 80 Cent je Kilogramm. Das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland habe daran einen Anteil von 20 Cent. Die durch Corona ausgelösten Marktturbulenzen verursachten die restlichen zirka 60 Cent Preisrückgang, erläutert Staack.
Dabei dürfe man nicht vergessen, dass der Lebensmitteleinzelhandel doppelt davon profitiert habe. Zum einen haben sich die Verkaufspreise im Laden trotz stark sinkender Schweinepreise erhöht, zum anderen wurde dort mehr Fleisch verkauft, weil der Außer-Haus-Verzehr in großen Teilen weggebrochen sei.
„Das alles wirkt doch sehr wie ein Mix aus Willkür und heißer Nadel“ beurteilt Staack den Vorstoß. „Ohne Frage ist die Absicht gut, Produkte deutscher Herkunft kennzeichnen zu wollen. Bei der Absicht allein darf es aber nicht bleiben. Und auch hierbei kommt es natürlich auf die Details an. Die für deutsche Ferkeler-zeuger entscheidende Frage wird sein, ob die ganze Kette bis zur Geburt der Ferkel berücksichtigt wird.“
„Es tut sich was in die richtige Richtung. Entscheidend ist jetzt, dass es nicht bei einzelnen Schnellschüssen der Lebensmittelhändler bleibt, sonst handelt es sich nur um Nebelkerzen, die die Lebensmittelhändler als Lockangebot in ihr Schaufenster stellen", mahnt Staak. Vielmehr sei es nun wichtig, dass durchdacht, flächendeckend und vor allen Dingen dauerhaft im Sinne jener Fairness gehandelt wird. Das erfordere einen moderierten Prozess. "Bundesministerin Klöckner hat sich als Moderatorin angeboten, dieses Angebot sollte man annehmen“, fordert der ISN-Geschäftsführer die Beteiligten auf.
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