Sinkende Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln
Auf der IVA-Jahrespressekonferenz wurden die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr 2020 vorgestellt. Die Nachfrage nach Pflanzenschutzmittel sank weiter. Der Absatz von Stickstoff stieg wieder leicht an. Als innovatives Betriebsmittel sollen künftig die Biostimulanzien noch weiter ausgebaut werden.
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Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) lud, unter Leitung von Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer der IVA, zu seiner alljährlichen Pressekonferenz in Frankfurt ein, die auf Grund der aktuellen Situation erneut online stattfand. Dr. Manfred Hudetz von Syngenta Agro GmbH und Präsident des IVA äußerte sich zu der Situation auf dem Pflanzenschutzmittelmarkt, Marco Fleischmann von der YARA GmbH & Co. KG und Vorsitzender des Fachbereich Pflanzenernährung im IVA sprach über die Entwicklung des Düngermittelmarkts, Jörn Fried Johannsen von BASF SE und Vorsitzender des Fachbereich Biostimulanzien im IVA erläuterte die Zukunft und Chancen der Biostimulanzien. Moderiert wurde die Veranstaltung von Martin May, Geschäftsführer und Leiter Kommunikation des IVA.
Pflanzenschutzmittelnachfrage sinkt weiter
Die anhaltend schwache Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln hat den Inlandsumsatz der im IVA organisierten Herstellerfirmen im Geschäftsjahr 2020 abermals um 3,9 Prozent auf 1,146 Milliarden Euro (2019: 1,193 Mrd. Euro) schrumpfen lassen. Dass Landwirte Pflanzenschutzmittel sparsam und mit Bedacht einsetzen, spiegelt sich auch in den Absatzzahlen des Jahres 2019, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jetzt veröffentlichte: Mit 27 496 Tonnen erreichte der Absatz (bereinigt um Sondereffekte) den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung.
Düngemittelabsatz leicht gestiegen
Auf dem Düngemittelmarkt ist, nach dem zuletzt starken Nachfrageeinbruch des Hauptnährstoffs Stickstoff, in der vergangenen Düngesaison 2019/20 der Stickstoff-Absatz um 2,2 Prozent auf 1,372 Millionen Tonnen gestiegen (Vorsaison: 1,342 Mio. Tonnen). Vom Höchststand der Düngesaison 2014/15 mit 1,823 Millionen Tonnen ist dieser Wert nach wie vor weit entfernt.
Die Entwicklung auf den Düngemittelmärkten kommentierte Fleischmann: „Trotz der anhaltenden Diskussionen um die Düngeverordnung und die Ausweisung der roten Gebiete hat sich der Absatz bei der effizientesten Nährstoffquelle, den Mineraldüngern, im abgelaufenen Düngejahr stabilisiert.“ Es zeige sich ein anhaltender Trend weg von Harnstoff hin zu Nitrat-basierten und schwefelhaltigen Produkten. Darin spiegelt sich das Bemühen der Landwirtschaft wider, unter den verschärften Vorgaben möglichst effizient und verlustarm zu düngen. Die deutsche Landwirtschaft sei damit den Zielen der Farm to Fork-Strategie Strategie der EU, mit der Nahrungsmittel-Produktion und -Konsum nachhaltiger werden sollen, bei Düngung bereits voraus.
Bekenntnis zum Insektenschutz
Hudetz, der auch Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Zukunftskommission Landwirtschaft ist, sieht die Branche in den kommenden Monaten vor entscheidenden Weichenstellungen, vor allem durch die Farm to Fork. Diese sieht unter anderem auch ambitionierte Reduktionziele für den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel und eine höhere Nährstoffeffizienz vor. Er erklärte, dass der IVA sich für ein Impact Assessment ausspreche, um den Effekt einer Senkung der Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent zu ermitteln. Des Weiteren bekennt sich der IVA klar zum Insektenschutz. „Insektenschutz per Gesetz, aber bitte wirksam“, verkündet Hudetz und erklärt, dass der IVA das Insektenschutzgesetz als falschen Schritt ansieht. Der IVA sieht freiwillige und staatliche geförderte Modelle als wirkungsvollere Strategien an.
Hudetz betonte, dass die agrochemische Industrie diesen Prozess aktiv mitgestalten wolle: „In Europa werden die führenden Unternehmen unserer Industrie in diesem Jahrzehnt in digitale Lösungen für die Landwirtschaft 10 Milliarden Euro und in die Entwicklung biologischer Pflanzenschutzmittel weitere 4 Milliarden Euro investieren.“ Er sei überzeugt, dass in diesen Innovationen der Schlüssel für eine zukunftsfähige Landwirtschaft liegt. Dafür bräuchte es aber auch langfristig verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen, auf europäischer Ebene, ohne nationale Sonderwege.
Biostimulanzien zukunftsweisend
Für die neue Produktgruppe der Biostimulanzien, die seit 2017 einen eigenen Fachbereich im IVA darstellt, und dieses Jahr das erste Mal zur Jahrespressekonferenz geladen war, kommentierte der Fachbereichsvorsitzende Johannsen: „Biostimulanzien stoßen als innovative Betriebsmittel auf zunehmendes Interesse in der Landwirtschaft. Die gesellschaftlich-politischen Diskussionen um einen nachhaltigen und effizienten Pflanzenbau lassen die Vorzüge dieser Produkte hervortreten.“ Er sieht Biostimulanzien als das richtige Instrument bei der Erhöhung der Nährstoffeffizienz, der Qualitätsverbesserung von Feldfrüchten oder der Bewältigung von abiotischem Stress, wie der zunehmenden Frühjahrstrockenheit. Er betont, dass Biostimulanzien Pflanzenschutzmittel nicht ersetzen, sondern ergänzen und dadurch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln senken werden. Jetzt sei es entscheidend, die Einrichtung von Konformitätsbewertungsstellen voranzubringen.
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