Förderneugeschäft legt um 3,5 Prozent zu
„Mit dem Geschäftsjahr 2020 sind wir insgesamt zufrieden. Das gesamte Förderneugeschäft haben wir um 3,5 Prozent auf 11,2 Mrd. Euro gesteigert“, berichtete der Sprecher des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank, Dr. Horst Reinhardt, auf der digitalen Bilanzpressekonferenz am 28. April. Die Bilanzsumme der Förderbank liegt bei 95,3 Mrd. Euro (Vorjahr: 90,9 Mrd. Euro).
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Von den 11,2 Mrd. Euro aus dem Förderneugeschäft, so Reinhardt, entfielen auf Namenspapiere, Schuldscheindarlehen und Wertpapiere 5,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,8 Mrd. Euro). Damit werden die Gebietskörperschaften sowie Banken und Sparkassen mit Bezug zum ländlichen Raum refinanziert. Auf Programmkredite entfielen 2020 wie im Vorjahr rund 6,0 Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund des etwas niedrigeren Zinsüberschusses bei nur geringfügig erhöhten Verwaltungsaufwendungen erreichte das Betriebsergebnis in etwa das Vorjahresniveau. Weiter gestärkt hat die Bank ihre Kapitalausstattung. „Unsere Kapitalquoten von circa 31 Prozent sind weiterhin sehr solide. Mit einer Cost-Income-Ratio unter 30 Prozent arbeiten wir außerdem sehr effizient“, so Reinhardt.
Gewinn wird für Innovationen eingesetzt
Der Jahresüberschuss 2020 stieg planmäßig von 32,5 Mio. Euro im Vorjahr auf 33,5 Mio. Euro. Daraus ergibt sich ein Bilanzgewinn von 16,8 Mio. Euro, der den Vorjahreswert von 16,3 Mio. Euro leicht übersteigt. Die eine Hälfte dieses Gewinns wird dem Zweckvermögen des Bundes bei der Rentenbank zugeführt. Damit werden Innovationen durch Zuschüsse gefördert. Die andere Hälfte fließt in den Förderungsfonds der Rentenbank. Mit dem Fonds werden Einzelprojekte und Institutionen bei agrarbezogenen Forschungsvorhaben oder Weiterbildungsmaßnahmen, ebenfalls durch Zuschüsse unterstützt.
Deutliche Zuwächse im Forstbereich
Insgesamt, so Reinhardt, war die Nachfrage nach Förderdarlehen 2020 anhaltend hoch. "Unser Förderneugeschäft mit Programmkrediten blieb mit 6,0 Mrd. Euro stabil. Deutliche Zuwächse verzeichneten wir in den Sparten „Forstwirtschaft“ und „Ländliche Entwicklung“, erläuterte Reinhardt. In den Fördersparten „Landwirtschaft“, „Agrar- und Ernährungswirtschaft“ und „Erneuerbare Energien“ ging die Nachfrage nach Programmkrediten dagegen leicht zurück.
Weniger Geld für Rinder- und Schweineställe
Gleichwohl blieb die Sparte „Landwirtschaft“ die wichtigste Fördersparte. Das Neugeschäft erreichte 2,1 Mrd. Euro (2,2 Mrd. Euro). Die Betriebe fragten vor allem Maschinenfinanzierungen nach. Ihre Höhe lag bei 669 Mio. Euro, nach 590 Mio. Euro im Vorjahr. Die Nachfrage nach Programmkrediten für Gebäude, Grunderwerb und Betriebsmittel ging dagegen zurück. Weniger nachgefragt wurden Finanzierungen für Rinder- und Schweineställe. Ursachen sind die anhaltende gesellschaftliche Debatte um die Tierhaltung, Planungsunsicherheit und Diskussionen um die neue Düngeverordnung. Eine weiterhin hohe Nachfrage nach Geflügelfleisch führte dagegen zu leicht gestiegenen Investitionen in die Geflügelhaltung.
Schnelle Hilfen bereitgestellt
Angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wurde gleich im März 2020 ein Programm zur „Liquiditätssicherung“ aufgelegt. Ab April 2020 gab es im Auftrag des BMEL dann auch noch verbürgte Darlehen zur Liquiditätssicherung. Insgesamt aber blieb die Nachfrage nach Liquiditätssicherungsdarlehen moderat, weil das Gros der landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen relativ gut durch die Pandemie gekommen ist. Es gibt aber auch Betriebe, die erheblich von den pandemiebedingten Einschränkungen betroffen waren und dies auch noch weiterhin sind, beispielsweise Schweine haltende Betriebe. „Wir sind froh, dass wir diesen Betrieben mit unseren Liquiditätssicherungsdarlehen und verbürgten Darlehen helfen können“, so Reinhardt.
Weitere Fördersparten
In der Sparte „Agrar- und Ernährungswirtschaft“ erreichte das Neugeschäft 1,1 Mrd. Euro (1,2 Mrd. Euro). Wie in der Landwirtschaft wurden auch in den vor- und nachgelagerten Bereichen Maschinenfinanzierungen stärker nachgefragt, während Gebäude- und Betriebsmittelfinanzierungen weniger gefragt waren. Stabilisiert habe sich das Neugeschäft bei den „Erneuerbare Energien“. Es erreichte mit 878 Mio. Euro (894 Mio. Euro) annähernd das Vorjahresniveau. „Während wir weniger Fotovoltaik- und Biogasanlagen finanzierten, stieg die Nachfrage nach Windkraftfinanzierungen kräftig an“, so Reinhardt. Mit 408 Mio. Euro (223 Mio. Euro) lag das Neugeschäft 83 Prozent über dem Vorjahreswert. In unserer Fördersparte „Ländliche Entwicklung“ stieg die Nachfrage kräftig um 7,1 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro (1,7 Mrd. Euro). Das Neugeschäft in dieser Sparte ist stark geprägt durch das Geschäft mit den Landesförderinstituten. An sie wurden Globalrefinanzierungen in Höhe von 1,7 Mrd. Euro (1,4 Mrd. Euro) vergeben.
Viel Geld für den Wald
"In unserer im Mai 2019 etablierten Fördersparte „Forstwirtschaft“ verdreifachte sich das Neugeschäft im Vergleich zum Vorjahr", so Reinhardt. Bis Ende Dezember 2020 wurden in der Sparte Darlehen über insgesamt 76,5 Mio. Euro (25,0 Mio. Euro) beantragt. Davon entfallen 52,3 Mio. Euro auf das BMEL-Programm „Investitionszuschüsse zu Digitalisierung und moderner Technik für die nachhaltige Waldwirtschaft“. In diesem Programm kombinieren wir einen Zuschuss in Höhe von bis zu 40 Prozent der Investitionssumme mit einem zinsgünstigen Programmkredit der Rentenbank zur Finanzierung des Restbetrags.
Immer mehr nachhaltige Projekte
"Nachhaltige Vorhaben unterstützen wir mit unseren besonders günstigen „Top-Konditionen“, so Reinhardt. 2020 finanzierten wir Investitionen in den Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz über insgesamt 337,3 Mio. Euro (321,0 Mio. Euro). Die Investitionen in den ökologischen Landbau erreichten dabei 83,6 Mio. Euro (84 Mio. Euro). Mit 81,7 Mio. Euro (118,8 Mio. Euro) wurden Investitionen in besonders tiergerechte Haltungsverfahren gefördert. Insgesamt förderten wir im Geschäftsjahr 2020 nachhaltige Vorhaben über 1,2 Mrd. Euro (1,2 Mrd. Euro). Damit floss ein Fünftel unseres Förderneugeschäfts mit Programmkrediten in nachhaltige Investitionen.
Nachhaltigkeit soll zum Markenkern werden
„Natürlich beschäftigt uns das Thema Nachhaltigkeit auch über diese Zahlen hinaus“, so Reinhardt. Nachhaltigkeit sei seit jeher in der DNA der „Grünen Branche“ und der Rentenbank verankert. „Das wollen wir als Chance nutzen“, so der Vorstandssprecher. Und: „Wenn die Rahmenbedingungen für die Betriebe politisch und gesetzlich verändert werden, müssen damit Investitionen und auch finanzielle Anreize einhergehen. Darin sehen wir die Chance, die Agrarwirtschaft als „Problem-Löser“ und die Rentenbank als „Transformations-Bank“ zu positionieren.“ Auch bei der Refinanzierung wolle man in Zukunft noch stärker auf Green Bonds setzen“, meinte Reinhardt und kündigte an: „Wir wollen Nachhaltigkeit zu unserem Markenkern machen.“
Innovationen vorantreiben
Für eine nachhaltigere Agrar- und Ernährungswirtschaft kommt es aber nicht nur auf Investitionen an, sondern auch auf Innovationen. Deshalb sei die Innovationsförderung von zentraler Bedeutung für die Rentenbank. Insgesamt stiegen im vergangenen Jahr Anzahl und Volumen der geförderten Innovationsprojekte deutlich an. Wir förderten aus dem Zweckvermögen und dem Innovationsfonds 90 Projektpartner mit Zuschüssen in Höhe von 24,1 Mio. Euro. Im Vorjahr waren es 61 Projektpartner und 14,4 Mio. Euro. Darüber hinaus bewilligten wir zusätzliche Mittel von 2,7 Mio. Euro (0,6 Mio. Euro) für laufende Projekte, die bereits in den Vorjahren begonnen wurden. Unser „Bootcamp“ zur Förderung von AgTech- und Foodtech-Start-ups führten wir im Berichtsjahr erneut gemeinsam mit dem Frankfurter TechQuartier durch. Die Geschäftsideen der 12 teilnehmenden Start-ups reichten von innovativen Inhaltsstoffen für Nahrungsmittel über neue sensorgestützte Technik zur Erkennung von Fremdkörpern bei der Ernte bis zu einer Handels-Plattform für landwirtschaftliche Betriebsmittel.
Blick auf das laufende Jahr
"Wir verzeichnen derzeit ein starkes Wachstum in den Sparten „Landwirtschaft“ und „Forstwirtschaft“, so Reinhardt - in der Landwirtschaft mit hohen zweistelligen, in der kleineren Sparte Forstwirtschaft sogar mit dreistelligen Zuwachsraten. Dies liege an den beiden Förderprogrammen des BMEL, die einen enormen Investitionsschub in der Land- und der Forstwirtschaft ausgelöst hätten. Über zweistellige Wachstumsraten freue man sich ebenfalls in der Sparte „Erneuerbare Energien“. Dagegen sei das Neugeschäft in der Sparte „Ländliche Entwicklung“ gesunken. "Die Zahlen könnten aber in den nächsten Quartalen schon wieder ganz anders aussehen, sodass die weitere Entwicklung abzuwarten bleibt.
IuZ-Programm schiebt Investitionen an
Die geplanten Investitionen in der Landwirtschaft übersteigen derzeit das Vorjahresniveau. "Dazu trägt sicherlich auch das „Investitionsprogramm Landwirtschaft“ des BMEL bei. "Unabhängig davon werden wir die Attraktivität unserer Förderprodukte im gegebenen Zinsumfeld weiter erhöhen", so Reinhardt.
Zinsen gehen immer weiter runter
So habe man bereits im Jahr 2017 einen Förderzuschuss eingeführt. "Zum 30. Juni 2021 wollen wir nach Abstimmung mit allen Förderbanken und den Hausbanken negative Einstandssätze für die Hausbanken einführen", kündigte Reinhardt an. Der Zinssatz für die Endkreditnehmer könne dann in der günstigsten Preisklasse A unter die heute gültige Ein-Prozent-Schwelle sinken, bliebe aber immer noch größer als 0,00 Prozent. Insgesamt rechne man für das Jahr 2021 mit einem leicht steigenden Neugeschäftsvolumen.
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