
Ergebnisse der Sojabohnen
Die Ergebnisse der Sortenversuche in Baden-Württemberg für das sehr frühe (000) und frühe (00) Sortiment der Sojabohnen liegt vor.
von Maria Müller-Belami, LTZ Augustenberg erschienen am 01.12.2025Baden-Württemberg zählt zu den Regionen in Deutschland mit optimalen klimatischen Bedingungen für einen erfolgreichen Sojaanbau. Besonders geeignet sind warme Körnermaislagen wie Rheinebene und Gunstlagen im Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis. 2025 war für die Sojabohne ein ertragreiches Jahr. Bisher liegen zwar noch nicht alle Ernteergebnisse vor, aber nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Landesamtes liegt der Durchschnittsertrag bei guten 32 dt/ha und somit über dem Vorjahresniveau.
Die Praxisflächen dagegen stagnieren sowohl im konventionellen wie auch im ökologischen Anbau. Insgesamt beläuft sich der Flächenumfang auf 6.760 ha, davon entfallen 36 Prozent (2.450 ha) der Fläche auf ökologisch wirtschaftende Betriebe.
Witterung und Ergebnisse
Die Landessortenversuche (LSV) Sojabohnen werden als reine Sortenprüfungen nach den Reifegruppen sehr früh (000) und früh (00), getrennt und vierfach wiederholt, angelegt und mit den Versuchen der angrenzenden Bundesländer Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz ein- und mehrjährig verrechnet.
Die Aussaat der LSV-Soja erfolgte Anfang April bis in den Mai bei guten Witterungs bedingungen. Die obere Bodenschicht war ausreichend krümelig, feucht und warm, sodass Keimung und Aufgang zügig und gleichmäßig vonstatten gingen. Im Mai kam es vereinzelt zu stärkeren Schwankungen der Tag-Nacht-Temperaturen, die die Jugendentwicklung der Sojabohnen verzögerten.
In Müllheim und Orschweier war der Zaun- und Ackerwindendruck so hoch, dass, trotz Herbizidanwendung, mit Maschinen- und Handhacke nachgearbeitet werden musste. In Orschweier reagierten die Pflanzen sortenspezifisch auf das Herbizid mit eingerollten Blättern und blasenartigen Verwerfungen auf der Blattoberseite. In Bönnigheim gab es Hagelschäden. Alle Phänomene konnte die Sojabohne im weiteren Vegetationsverlauf gut kompensieren.
Trotz mehrerer Hitzewellen im Frühsommer gab es ausreichend Niederschläge, sodass Pflanzenwachstum und Kornausbildung gesichert waren. Krankheiten, mit Ausnahme von leichtem Rhizoctoniabefall in Müllheim, sowie Schädlinge traten nicht in Erscheinung. Die Bestände blieben bis zur Ernte standfest. Fraßschäden durch Hasen und Tauben waren ohne nennenswerte Auswirkungen. Heftige Niederschläge führten zu suboptimalen Erntebedingungen. Mitte Oktober wurden dann die letzten Sojabohnen vom Acker geholt.
Ergebnisse der beiden Reifegruppen im Vergleich
Der Durchschnittsertrag der sehr frühen Sojabohnen (000) lag, verrechnet über 8 Standorte und 16 Prüfglieder, bei 38,5 dt/ha und einer Trockensubstanz (TS) von 87 Prozent. Den höchsten Ertrag verzeichnete der bayerische Standort Oberhummel mit 52 dt/ha, dicht gefolgt von Orschweier (Baden-Württemberg) mit 51 dt/ha. Ertragsstärkste Sorte war die EU-Sorte Ascada mit 109 Prozent Relativertrag.
Bei den Doppelnullsorten (00) lag das Leistungspotential über 8 Sorten und 7 Prüfstandorte bei einem Versuchsmittel von 38,3 dt/ha mit durchschnittlich 85 Prozent Trockensubstanz (TS). Auch hier setzte sich Orschweier mit 47 dt/ha an die Spitze. Mit einem sehr guten Relativertrag von 105 Prozent konnte sich die EU-Sorte Atacama als leistungsstärkste 00-Sorte behaupten.
Abreife und Sortenwahl bei Soja 2025
Innerhalb des 000-Sortiments differenzierte die Abreife bis zu 7 Tage (durchschnittlich 135 Tage), bei den 00-Sorten waren es bis zu 12 Tage (durchschnittlich 142 Tage). Früheste Sorte war Arnold (000-Sorte mit 131 Tage), späteste Sorte Vogue (00-Sorte mit 145 Tage).
Um Soja gewinnbringend anzubauen, ist eine standortangepasste Sortenwahl maßgeblich von Bedeutung. Über 50 Sorten unterschiedlicher Abreife stehen laut Bundessortenamt der Praxis zur Verfügung, davon 6 Neuzulassungen sowie 10 EU-Sorten. Bei den Vermehrungsflächen gab es 2025 in Baden-Württemberg mit 640 ha einen leichten Rückgang. Nachgefragt sind vor allem die sehr frühe Sorte Sussex für die Gunstlagen sowie Ascada für die Vorzugslagen Südwest.
Sojabohnen sehr früh (000)
Die Neuzulassung Acassa überzeugt im ersten Jahr mehrfach: Angesichts der Frühreife und verglichen mit identisch eingestuften (BSL 6) Sorten, liegen die Kornerträge recht hoch, die Standfestigkeit ist gut und die gleichmäßige Korn-Strohabreife erfolgt früh. Über die Prüfstandorte zeigt sich Acassa ausgesprochen harmonisch. Abzüge gibt es für den niedrigen Proteingehalt und die niedrige TKM.
Die kurzwüchsige Sojabohne Adelfia erzielt im mehrjährigen Mittel leicht überdurchschnittliche Korn- und Proteinerträge, allerdings sehr standort- und jahresabhängig. Die Sorte weist eine mittlere Reife und eine gute Standfestigkeit auf und hat eine gleichmäßige Korn-Strohabreife.
Ancagua ist eine Hochleistungssorte, die sich 2025 und mehrjährig bei Korn- und Proteinertrag sehr gut präsentiert. Trotz längerem Wuchs ist die Sojabohne durchschnittlich standfest. In den LSV fällt sie durch die etwas stärkere Reifeverzögerung des Strohs auf. Ancagua gehört zu den spätabreifenden Sorten mit Proteingehalte um den Durchschnitt.
Arnold ist eine sehr frühe Sorte mit einer harmonischen Strohabreife und einer mittleren Standfestigkeit. Das Ertragsvermögen ist hoch, allerdings zeigt sich die Sorte sehr indifferent über die Prüfstandorte: Die Kornerträge reichen von 91 Prozent - 108 Prozent Relativertrag. Mit 180 g ist die TKM niedrig.
Die EU-Sorte Ascada erzielt 2025 und mehrjährig Spitzenleistungen im Kornertrag. Entsprechend hoch ist auch der Proteinertrag. Bei Standfestigkeit und Reifeverzögerung ist die Sorte leicht schwächer einzuschätzen. Ascada reift etwas später ab als der Durchschnitt.
Atalana hat zu Recht eine gute BSL-Einstufung bei Proteingehalt (5). Entsprechend hoch sind die Proteinerträge. Im Kornertrag bewegt sich die Sorte beständig im überdurchschnittlichen Bereich. Atalana reift zügig ab. Die agronomischen Eigenschaften der kurzen Sorte sind positiv zu bewerten. Die TKM ist unterdurchschnittlich.
Cantate PZO fällt mehrjährig auf ein unterdurchschnittliches Ertragsniveau. Aufgrund der guten Einstufung bei Proteingehalt (BSL 6) kommt die Sorte auf einen hohen Proteinertrag. Die Strohstabilität der längeren Sorte ist leicht unterdurchschnittlich. Bezüglich Abreife gehört Cantate PZO zu den späteren Sojabohnen.
ES Collector liefert 2025 gute Erträge. Langjährig liegt das Leistungspotenzial bei Korn im Mittelfeld, bei Protein unter dem Durchschnitt. Die frühe Sorte ist standfest und hülsenstabil mit einer durchschnittlichen Reifeverzögerung. Die TKM ist niedrig.
Habibi ist eine Neuzulassung, die im ersten Jahr eine sehr ansprechende Ertragsleistung bringt. Hervorzuheben ist die hohe Einstufung beim Rohproteingehalt (BSL 7) und die sehr harmonische Korn-Strohabreife. Mit 92 cm ist sie die längste Prüfsorte, zeigt sich aber ausgesprochen standfest.
Die neue Prüfsorte PRO Taranaki ist beim Proteingehalt laut BSL (8) mit der höchsten Einstufung im Prüfsortiment ausgezeichnet, was erste Untersuchungen bestätigen. Die kurze Sorte ist sehr standfest, hat aber Probleme mit der gleichmäßigen Strohabreife. Als spät abreifende Sorte ist sie beim Kornertrag mit BSL 7 eher schwach eingestuft, was sich 2025 auch zeigt.
Romy präsentiert sich im ersten Prüfjahr sehr ertragsstark, nachdem sie 2024 wegen schlechter Keimfähigkeit zurückgezogen werden musste. Vielversprechend ist auch die sehr hohe Einstufung bei Proteinertrag. Bezüglich Pflanzenlänge, Strohstabilität und Reifeverzögerung ist die Sorte unauffällig. In der Abreife ist Romy etwas später.
Die Erträge von SU Ademira liegen 2025 im guten mittleren Ertragsbereich. Mehrjährig ist die Sorte ertragsstärker einzuschätzen. Auch beim Proteinertrag sind die Ergebnisse beachtlich. Die Sorte überzeugt mit guter Hülsenfestigkeit und mittlerer Strohstabilität.
Die neue Sorte Talisa fällt 2025 durch ein hervorragendes Ertragsvermögen und vor allem durch die höchste TKM positiv auf. Beim Proteinertrag erhält die Sorte laut BSL (9) eine sehr gute Bewertung. Talisa weist eine ausgezeichnete Standfestigkeit auf, ist aber in der Abreife später und zeigt stärkere Reifeverzögerungen des Strohs.
Die Sorte Tarock fällt in ihren Leistungen deutlich ab. Auffallend sind die großen Ertragsschwankungen über die Prüfstandorte 2025. Auch beim Proteinertrag ist die Sorte weit unterdurchschnittlich. Sichtbar waren auch die Mängel in den Prüfparzellen nach Aufgang. Die lange Sorte hat eine mittlere Standfestigkeit. Die TKM ist sehr hoch.
Die 'Tofusorte' Todeka erzielt, trotz schwächerer Kornerträge, mehrjährig einen beachtlichen Proteinertrag. Die agronomischen Eigenschaften sind gut, vor allem bezüglich Strohstabilität und Reifeverzögerung. In der Abreife ist die Sorte etwas früher.
Vineta PZO ist eine sehr frühreife Sorte (BSL 3), die im Ertrag mit den später abreifenden Sorten nicht mithalten kann. Längere Vegetationsperiode beziehungsweise verzögerte Ernte kann Vineta im Südwesten nicht kompensieren. Die langwüchsige Sorte ist lageranfällig. Als Grenzgänger zwischen den Reifesegmenten (0000/000) eignet sich die Sorte für Grenzstandorte.
Sojabohnen früh (00)
Die mehrjährigen Ertragsleistungen von Alvesta zeigen insgesamt eine beachtliche Konstanz. Im Jahr 2025 präsentierte sich die Sorte an drei baden-württembergischen Prüfstandorten mit guten Erträgen. Bei einer durchschnittlichen Wuchslänge überzeugt Alvesta mit einer sehr guten Standfestigkeit. Bei der Abreife zeigten sich 2025 stellenweise leichte Verzögerungen. Hervorzuheben ist der hohe durchschnittliche Proteinertrag über die vergangenen Jahre.
Im dritten Prüfjahr bestätigt Annabella die soliden Leistungen vom Vorjahr. Die Erträge 2025 über acht Standorte liegen um den Durchschnitt. In der BSL ist die Sorte beim Korn- und Proteinertrag mit Bestnote 9 eingestuft. Die kompakte Sojabohne zeigt eine durchschnittliche Standfestigkeit, zeigt aber auch ein standortbedingtes variables Reifeverhalten.
Die EU-Sorte Atacama kommt 2025 über die drei baden-württembergischen Prüfstandorte auf einen hohen Kornertrag. Mehrjährig liegt die Sorte mit 102 Prozent im Hochertragsbereich. Neben einer herausragenden Standfestigkeit sind die agronomischen Eigenschaften positiv zu bewerten, die Wuchshöhe ist im Vergleich unterdurchschnittlich.
Die Ertragsleistung von ES Compositor zeigt 2025 über acht Standorte eine Spanne von 98 Prozent (Orschweier) bis 105 Prozent (Müllheim). Mehrjährig positioniert sich das Leistungsniveau etwas unter dem Durchschnitt. Die mittelhohe Sorte zeigt eine zufriedenstellende Standfestigkeit.
Die neue Prüfsorte PRO Denali zeigte 2025 über acht Standorte stabile Ertragsleistungen. Mit ihrem Korn- (BSL 8) und Proteinertrag (BSL 8) positioniert sich die Sorte im guten Mittelfeld. Die langwüchsige Sorte verfügt über eine mittlere bis gute Standfestigkeit, ist aber je nach Standort in der Abreife verzögert.
Im dritten Prüfjahr erreicht Successor 2025 ein unterdurchschnittliches Ertragsniveau, wobei die Relativerträge über die drei baden-württembergischen Standorte zwischen 96 Prozent (Bönnigheim) und 102 Prozent (Orschweier) schwanken. Mehrjährig liegt die Sorte unter dem Durchschnitt, wobei auch der Proteinertrag unterdurchschnittlich ausfällt. Successor ist die früheste Sorte im Prüfsortiment 00 (BSL 5) mit einer Tendenz zum Hülsenplatzen. Die Korn-Strohabreife ist harmonisch.
SU Cutena kann 2025 trotz bester BSL-Einstufung beim Kornertrag (9) über sieben Standorte nicht ganz mit den ertragsstärksten Sorten mithalten. Mehrjährig präsentiert sich mit 101 Prozent ein solides Bild, und mit 104 Prozent ist der Proteinertrag überdurchschnittlich gut. SU Cutena zeigt mittlere bis lange Wuchsformen bei hohem Hülsenansatz und guter Standfestigkeit.
Das erste Prüfjahr der Neuzulassung Vogue spiegelt die sehr gute BSL-Bewertung beim Kornertrag (9) nicht wider. Mit 97 Prozent im mehrjährigen Vergleich gehört sie zu den schwächsten Sorten im aktuellen Prüfsortiment. Die Kombination aus später Reife, Lagerneigung und hohem Wuchs bedingen einen unterdurchschnittlichen TS-Gehalt und eine ausgeprägte Reifeverzögerung des Strohs.
Empfehlungssorten für den Anbau 2026 werden zeitnah bekannt gegeben.










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