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Sturmholz

Vorsicht bei der Aufarbeitung

Nach dem Unwetter vom 28. und 29.6.21 im Südwesten stehen viele Waldbesitzer vor der Aufgabe, ihr Sturmholz aufarbeiten zu müssen. Dabei sollte sich jeder bewusst sein, dass Sturmholz besondere Gefahren birgt. Diese lassen sich aber auf ein Minimum reduzieren, wenn ruhig, überlegt und unter Anwendung fachmännischer Arbeitstechnik gehandelt wird.

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   Wie hier ein Sturmtief am 28. und 29. Juni 2021 in Oberschwaben, sorgte auch Sturmtief Nadia für zahlreiche umgestürzte Bäume.
Wie hier ein Sturmtief am 28. und 29. Juni 2021 in Oberschwaben, sorgte auch Sturmtief Nadia für zahlreiche umgestürzte Bäume. Borlinghaus
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Durch das Unwetter erhöht sich nochmals die Gefahr für Borkenkäferbefall, da jetzt nach der zufälligen Nutzung (umgebrochene Bäume) schon wieder bruttaugliches Material im Bestand liegt. Zwar halten die Wurzelteller das Holz noch eine Zeitlang frisch, dennoch sollten Sie das Sturmholz in Ihrem Bestand zeitnah aufarbeiten, rücken, verkaufen und für eine zügige Abfuhr sorgen, damit der Schaden nicht noch größer wird.

Schaden erfassen

Als ersten Schritt sollten Sie den Zustand Ihres Waldes erfassen. Überlegen Sie, welche Arbeitsgeräte zur Aufarbeitung nötig sind, zum Beispiel Seilwinde zum Rücken und Entzerren oder eine starke Motorsäge mit langem Schwert. Bei größeren Schäden, stellt sich die Frage, ob Sie das Sturmholz selbst aufarbeiten können oder besser ein Forstunternehmen beauftragen sollten.

Unfallverhütung

Beim Aufarbeiten von Sturmholz dürfen auf keinem Fall die Unfallverhütungsvorschriften außer Acht gelassen werden, wie persönliche Schutzausrüstung, fester Stand bei der Arbeit und nicht über Schulterhöhe sägen. Ganz wichtig ist auch, dass Sie nie alleine im Sturmholz arbeiten. Kontrollieren Sie, ob Ihr Handy eine Netzverbindung hat und machen Sie sich Gedanken, wie Sie im Notfall den Rettungsdienst in das Waldstück lotsen.

Erste Tipps zur Aufarbeitung

Folgende Punkte sind bei der Arbeitsdurchführung sehr wichtig:

  • Beginnen Sie mit der Arbeit dort, von wo der Sturm gekommen ist.
  • Fangen Sie mit dem einfachen Baum an und wenden Sie sich erst dann den schwierigen zu.
  • Jeder Stamm muss sorgfältig auf seine Spannungen beurteilt werden. Dies ist umso schwieriger, wenn der Stamm durch Naturverjüngung oder Bewuchs verdeckt wird.

Wenn Zweifel bestehen, sollten Sie sofort die Maschine zum Entzerren oder zur Sicherung des Mannes vor gespanntem Holz einsetzen. Arbeiten Sie nie unter angeschobenen oder hängenden Bäumen, denn diese können bei Wind plötzlich fallen; die Festigkeit des Wurzeltellers ist meist fraglich. Wenn abgerissene Gipfelstücke in Nachbarkronen hängen geblieben sind, dürfen Sie darunter nicht arbeiten, denn auch diese können herunterfallen.

Bruchstelle unbekannt

Bäume, die über Brusthöhe abgebrochen und am Stamm hängen geblieben sind, bergen viele Gefahren in sich. Die Bruchstelle ist unbekannt, Druck- und Spannungsverhältnisse im Kronenteil und im Reststamm sind gefährlich. Deshalb dürfen solche Bäume nicht umgekeilt werden, sondern müssen im 90 Grad- Winkel gefällt oder mit der Seilwinde abgezogen werden.

Die Winde hilft beim Entschärfen

Abgebrochene Schaftstücke ohne Krone wer-den gefällt und müssen umgekeilt werden. Diese können auch mithilfe einer Seilwinde, dem mechanischen oder dem hydraulischen Fällkeil gefällt werden. Dabei müssen Sie beachten, dass das Kronengewicht fehlt und die Schaftstücke wieder in die Höhe springen können, wenn sie auf dem Boden aufkommen. Wegen der Gefahr von Spannungen und zurückgehenden Wurzeltellern sollte im Flächenwurf immer nur eine Person abtrennen. Geht der Wurzelteller nicht zurück, sollten Sie ihn mit der Seilwinde absichern oder ein Sicherungsstück in verwertbarer Länge belassen. Dieses können Sie dann mit der Maschine aufstellen und absägen.

Was passiert mit dem Wurzelteller

Vergewissern Sie sich vor dem Abtrennen des Wurzeltellers, dass sich niemand dahinter befindet. Nach der Aufarbeitung sollte kein Wurzelteller mehr übrig sein, der unsicher steht.

Bei der Abtrennung des Wurzeltellers muss folgendes beachtet werden:

  • Räumen Sie Ihren Arbeitsplatz gut frei. Beurteilten Sie die Spannungsverhältnisse im Stamm, beispielsweise kann der Stamm hochschnellen, zur Seite schlagen, der Wurzelteller zugehen beziehungsweise offen bleiben oder zum Sägeführer kommen.
  • Bei der Situationsbeurteilung stellen Sie fest, dass der Wurzelteller eindeutig nach hinten hängt. Also befindet sich die Druckseite des Stammes unten und die Zugseite oben.

Der sicherste Standort muss als Standseite gewählt werden, hier bietet sich ein Schutz hinter einem Baum oder am Wurzelteller an. Sägen Sie zuerst die Druckseite, anschließend die Zugseite.

Auf der sicheren Seite stehen

Auf der gefährlichen Seite wird zuerst ein Schmälerungsschnitt so tief wie möglich gemacht. Anschließend wird auf der sicheren Seite nochmals so viel wie möglich durch den sogenannten Stech- und Druckseitenschnitt geschmälert. Vor dem letzten Schnitt vergewissern Sie sich, dass sich niemand hinter dem Wurzelteller aufhält. Der letzte Schnitt muss so gesägt werden, dass der Sägeführer auf Abstand die Wurzel abtrennt. Dies geht nur, wenn Sie so viel Holz wie möglich mit dem Schmälern entfernt haben. Achten Sie dabei auch auf einen sicheren Stand.

Weitere Infos: Es gibt zur Sturmholzaufarbeitung einen Leitfaden (DGUV Information 214-046), der beim Bundesverband der Unfallkassen unter https://www.ukbw.de/ zu finden ist. Dieses Heft ist allerdings ausschließlich für Profis geeignet. Von Stützpunkten von ForstBW werden Lehrgänge angeboten, in denen auch die Spannungsverhältnisse angesprochen werden.

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