
Genoholz startet mit digitaler Holzvermarktung
Unter der Nummer 22024/58/572/500 ist im neuen Shop-Portal von GenoHolz ein Polter für Brennholz aus der Gemeinde Schlier-Unterankenreute zum Verkauf eingestellt. Anklicken, anschauen, bestellen und bezahlen. So einfach soll künftig die Brennholzvermarktung im Landkreis Ravensburg und dem Bodenseekreis ablaufen. Das zumindest ist der Plan von GenoHolz-Geschäftsführer Sebastian Hornstein sowie den Mitarbeiterinnen Saskia Reise und Johanna Steurer, die das für jedermann offene Portal im Internet eingerichtet haben.
von Matthias Borlinghaus Quelle Genoholz erschienen am 28.10.2024„Seit 17. Oktober ist unser Online-Shop am Netz und innerhalb von nur einer Woche sind bereits sechs Bestellungen eingegangen“, freut sich Saskia Reise. Bislang mussten die Kunden einen Bestellschein an Genoholz schicken. Dann wurde geschaut, wo ein passender Polter in der Nähe liegt. „Daraufhin haben wir dem Kunden ein Angebot zurückgeschickt. Der Kunde hatte zwei Wochen Zeit, um rauszufahren und sich den konkreten Polter vor Ort anzuschauen, meist gab es Rückfragen zum Beispiel zur Holzart, Menge oder speziellen Gegebenheiten“, erinnert sich Reise. Bei einer Zusage konnte man bei GenoHolz die Rechnung schreiben und das Geschäft abwickeln. Falls der Polter für den Kunden aber aus irgendeinem Grund doch nicht infrage kam, musste erneut ein Angebot erstellt werden und der Prozess ging von vorne los. „Alles ziemlich aufwendig. Das soll jetzt deutlich einfacher werden“, hoffen Saskia Reise und Geschäftsführer Sebastian Hornstein.
Für kleinere Mengen interessant
Beim Brennholz handelt es sich um unbearbeitetes Rundholz, um Stämme mit über vier Metern Länge, die an einem mit Lkw oder mit einem Pkw befahrbaren Waldweg zur Abholen bereitliegen. Insgesamt geht es bei dem Online-Shop zunächst einmal um 400 Festmeter oder umgerchnet 32 Lkw-Ladungen beziehungsweise rund 125 Polter. „Wir sind fleißig Einstellen der Polter. Uns geht das Material erst einmal nicht aus“, sagt Reise. Das Angebot soll auf 5000 bis 6000 Festmeter ausgebaut werden, was umgerechnet 250 bis 300 Lkw-Ladungen oder viele, viele Autoanhänger-Ladungen bedeutet. Abnehmer von Brennholz sind zum einen gewerbliche Kunden und zum anderen private Endkunden. Die Gewerblichen kaufen das Rundholz, spalten es, lassen es zum Beispiel über eine Biogasanlage trocknen und verkaufen es dann scheitweise weiter an Privathaushalte. Diese gewerblichen Abnehmer allerdings werden künftig nur bedingt über den Shop einkaufen, prognostizieren Hornstein und Reise. Diese Gruppe von Kunden bekommt von Genoholz weiterhin spezielle Angebote. Sie benötigt Brennholz in der Größenordnung bis zu 1500 Festmeter pro Jahr und Kunde. Beim Online-Shop jedoch geht es um deutlich kleinere Mengen. „Mit dem Shop wollen wir in erster Linie den klassischen Endverbraucher ansprechen“, sagt Hornstein. Dabei handelt es sich um Privatleute, die zum Beispiel über einen Motorsägekurs Spaß daran gefunden haben, selbst Holz zu machen. „Eine erweiterte Käuferschicht, durchaus mit Potenzial“, hofft Hornstein.
Sensibler Umgang mit den Daten
Das auf der Landkarte angezeigte Verkaufsgebiet mit dem Kreis Ravensburg und dem Bodenseekreis ist ziemlich groß und entsprechend war es nicht immer einfach für jeden Kunden, der ein Bestellschein geschickt hatte, einen passenden Polter mit der passenden Menge und Holzart direkt in der Nähe zu finden. Jeder Polter hat seine individuelle Nummer und ist über die sogenannte Holzliste mit Geodaten hinterlegt. In der Holzliste stecken sämtliche Daten über die eingeschlagenen Stämme, vom Namen und Ort des Waldbesitzers über den Lohnunternehmer und Revierleiter bis hin zu Holzart, Fälldatum und vielem mehr. Für Genoholz als Vermarktungsorganisation seien nur die Daten interessant, die unmittelbar für den Verkauf erforderlich sind. Auf der im Online-Shop angezeigten Karte lassen sich alle verfügbaren Polter anzeigen und anschauen. Beim Anklicken auf die Nummern öffnet sich ein Bild vom jeweiligen Polter mit Beschreibung der Anzahl der Stämme und der Holzart. Je nach Zustand, Alter und Verästelung oder Wuchsform gibt es vereinzelt Rabatte für die Hölzer. Um Diebstählen vorzubeugen, werden die Standorte lediglich auf Ortsebene angezeigt. Den exakten Standort mit den jeweiligen Geodaten gibt es erst nach Überweisung der Rechnung. Bei der hohen Transparenz und besseren Effizienz durch die Online-Vermarktung sei Vorsicht geboten, weil sich damit auch das Risiko von Diebstahl erhöhe. „Wir müssen da aufpassen, denn wir tragen die Verantwortung für die Vermarktung gegenüber unseren Waldbesitzern und Mitgliedern“, gibt Hornstein zu bedenken. Von jedem Polter gibt es mehrere Bilder mit unterschiedlichen Ansichten. Auf dem einen Bild sieht man die Stirnfläche von vorne, auf einem anderen die Stämme von der Seite, um die Qualität, die Rinde und die Astansätze besser beurteilen zu können. Die Bilder gelangen von den Revierförstern zu Genoholz in die Zentrale, von wo aus sie hochgeladen werden. Der Revierleiter wiederum berät die Waldbesitzer hinsichtlich Holzeinschlag. Förster und Besitzer legen gemeinsam fest, wie die Sortimente am besten vermarktet werden.
Viele weitere Ideen im Kopf
„Wir sind sehr gespannt, wie sich der Onlineverkauf entwickeln wird“, sagt Reise und betont, dass keiner der Kunden alleine gelassen wird. Die gute Nachricht für alle meist älteren Kunden, die zu Hause kein Internet haben, lautet: „Jeder, der sich meldet, bekommt ein Angebot zugeschickt“, versichert Reise. Falls der Onlineverkauf mit dem Brennholz gut läuft, besteht die Möglichkeit, eine zweite digitale Plattform zum Beispiel für Stammholz-Sondersortimente einzurichten. Da gebe es ab und an einzelne Stämme, die nur mit viel Aufwand zu vermarkten seien. Solche Raritäten könnte man gut im Netz anbieten. Ideen haben die beiden viele. Mit der Umsetzung wird sich zeigen, was sich am Markt durchsetzen lässt. Betriebswirtschaftlich gesehen bietet die digitale Vermarktung eine riesige Chance, denn der bisherige Aufwand gerade bei der Brennholzvermarktung ist hoch. „Wir erhoffen uns eine echte Kosteneinsparung“, so Hornstein und ist sich sicher, dass dem digitalen Verkauf die Zukunft gehört.
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