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Holzvermarktungsgemeinschaft

Gemeinsam den neuen Weg gehen

Im festlichen Rahmen wurde am 26. Juli 2021 in Mainhardt-Mönchsberg die Gründung der Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbisch-Fränkischer Wald/Ostalb (HVG e.G.) begangen, die bereits Ende April besiegelt worden ist. Etwa 100 private, kommunale und kirchliche Waldbesitzer haben sich in der Genossenschaft zu Holzvermarktung zusammengeschlossen.

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  Festredner in Mönchsberg: v. l. Steffen Häußlein, Ladenburger Holzwerke, Dr. Joachim Bläse, Landrat Ostalbkreis, Gerhard Bauer, Landrat Schwäbisch Hall, Damian Komor, Bürgermeister von Mainhardt, Christoph Hald, Bürgermeister von Gschwend, Minister Peter Hauk und HVG-Aufsichtsratsvorsitzender und Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner.
Festredner in Mönchsberg: v. l. Steffen Häußlein, Ladenburger Holzwerke, Dr. Joachim Bläse, Landrat Ostalbkreis, Gerhard Bauer, Landrat Schwäbisch Hall, Damian Komor, Bürgermeister von Mainhardt, Christoph Hald, Bürgermeister von Gschwend, Minister Peter Hauk und HVG-Aufsichtsratsvorsitzender und Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner. Gerhard Bernauer
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An der HVG sind Waldbesitzer aus den Landkreisen Schwäbisch Hall, Ostalb und Rems-Murr mit rund 53.000 Hektar Wald beteiligt. Die Gründung der Holzverkaufsorganisation war notwendig, nachdem die staatliche Rundholzvermarktung für den Privat- und Körperschaftswald kartellrechtlich untersagt worden ist. In seiner Begrüßung vor mehr als 130 Mitgliedern und Gästen der Säge- und Holzindustrie, Landkreise, Kommunen und aus der Politik betonte HVG-Aufsichtsratsvorsitzender Armin Mößner die Notwendigkeit, zukunftsfähige Strukturen zu schaffen, „um am Markt wahrgenommen zu werden“. Im Raum Mainhardt sei die Idee geboren worden, über alle Waldbesitzarten und Kreisgrenzen hinweg den Holzverkauf zu bündeln und konkurrenzfähige Mengen bereitzu stellen. Den mehrjährigen HVG-Gründungsprozess beschrieb Mößner mit einem Zitat von Wilhelm Raiffeisen: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“

Stabilisierende Wirkung

Landrat Bauer freut sich über den gelungenen kommunalen Schulterschluss. Er beglückwünschte die privaten Waldbesitzer zur HVG, die sie selbst gestaltet und gegründet haben. Bauer bezeichnete die Gemeinschaft als „klimastabile Baumart“ der Waldbesitzer, die nach vierjähriger Forschungsarbeit gepflanzt wurde und nun zu wachsen beginnt. Auch die im Einzugsbereich der HVG besonders konzentrierte Säge- und Holzindustrie soll von der Genossenschaft profitieren. Mit einem Vermarktungsvolumen bis zu 250.000 Festmeter (fm) jährlich sei die HVG ein attraktiver Lieferant von Rohholz und ein Garant für den Erhalt der Arbeitsplätze vor Ort.

Nach der Zerschlagung der Einheitsforstverwaltung in Baden-Württemberg, der nach Überzeugung von Forstminister Peter Hauk auch noch weitere Länder folgen werden, haben kommunale und private Waldbesitzer die Holzvermarktung selbst in die Hand genommen. Mit der Bündelung des Angebots bei weiterer Konzentration der Sägebetriebe sei bisher schon das Überleben der mittelständischen Sägeindustrie das Ziel gewesen. Dies sei bislang gelungen, versicherte Hauk, und werde auch weiterhin angestrebt, damit „wir nicht alle in die Fänge der Österreicher und Skandinavier geraten, die momentan den Holzmarkt dominieren“.

Vom Export-Run nach Übersee hat Hauk ausdrücklich die heimischen Sägewerke ausgenommen, „die weiterhin ihre Stammkunden bedient haben“. Dennoch stiegen die Preise im April dieses Jahres auf einen Rekordstand. Das hatte zur Folge, dass landes- und bundesweit Schnittholz zum Teil nicht mehr verfügbar war.

Zeit für Veränderung

Deshalb sei es wichtig, dass das Rohholzangebot gebündelt wird, damit die „Früchte“ der weltweiten Entwicklung auf dem Schnittholzmarkt am Ende auch bei den Produzenten ankommt. Besonders ärgerlich an der Situation ist nach den Worten des Ministers, dass die Waldbesitzer von den Schnittholzpreisen in „ungeahnter Höhe“ nichts hatten. Dagegen hatten die Käferholzpreise im letzten Jahr nicht einmal die Aufarbeitung gedeckt. Es wird Zeit, dass sich das ändert, bekannte Hauk ganz offen. Die Sägeindustrie müsse sich europaweit darauf einstellen, dem Urproduzenten Mengen und Preise zu bieten, mit denen er überleben kann. Ansonsten wird es nicht mehr möglich sein, dass Privatwaldbesitzer ihre Wälder hegen, pflegen, für Zuwachs sorgen und das Holz bereitstellen „Wer ja sagt zu Holz aus Baden-Württemberg, muss auch ja dazu sagen, den Waldbauern auskömmliche Preise zu bezahlen“, zog Hauk sein Fazit.

Kein Naturschutz mit der Käseglocke

Den Forderungen von einigen Naturschützern, die Wälder einfach still zu legen, um möglichst viel Kohlenstoff anzureichern, hielt Hauk entgegen, die Substitutionseffekte durch die Holznutzung zu vergessen. „Jeder Kubikmeter Holz, der verwendet wird, verringert zum Beispiel den Verbrauch von Steinen, Erde, Zement, Stahl, Aluminium oder Glas. Der Ersatz von fossilen Stoffen sei der eigentliche Klimaschutzeffekt. Naturschutz mit der Käseglocke ist nicht die Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels, stellte Hauk klar.

Er ermunterte die Verantwortlichen den HVG, auch über weitere Dienstleistungen nachzudenken. In der Generationennachfolge fehlt es an Know-how bei der Bewirtschaftung der Wälder. Hier Hilfe und Unterstützung zu bieten, sieht der Minister als künftiges Betätigungsfeld solcher privaten Zusammenschlüsse wie der HVG.

Holzmärkte aus den Fugen geraten

Für Steffen Häußlein, den Vertreter der Säge- und Holzindustrie, scheinen die Holzmärkte derzeit aus den Fugen geraten zu sein. Aber außer Holz sind auch andere baurelevante Güter wie Stahl, Kunststoffe und vor allem Dämmmaterial schwierig zu beschaffen. „Und uns geht aktuell der Leim aus“, merkt Häußlein an. Die jüngste Entwicklung zeige jedoch, dass vielerorts „der Hamster“ eingekauft hat. Bei Schnitt- wie Rundholz gibt die Nachfrage genauso nach, wie es die Preise tun. Sie pendeln sich momentan neu ein.

Im Jahr 2020 war der Einschnitt in Deutschland so hoch wie nie. Es wurden etwas mehr als 25 Mio. m³ Nadelschnittholz produziert. Bis April 2021 wurde der Einschnitt nochmals um knapp 20 Prozent gesteigert. Im gleichen Zeitraum wurden rund eine Mio. m³ Schnittholz exportiert, was ebenso eine Steigerung um rund 20 Prozent entspricht. Etwa 250.000 m³ gingen davon in die USA, wo der Zuwachs im Hausbau 25 Prozent erreicht. Darüber hinaus hat China zusätzlich 70 Mio. fm Nadelschnittholz importiert. Zehn Mio. fm kamen davon aus Deutschland. Häußlein forderte von Sägern und Waldbesitzern Augenmaß. Beide sollten sorgsamer miteinander umgehen. Anstatt Marktmacht zu demonstrieren, wäre es sinnvoller, den Fokus auf langfristige Partnerschaften zu lenken.

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