Kreditnachfrage rückläufig
Im Vergleich zum starken ersten Halbjahr 2022 ging die Nachfrage nach den Programmkrediten der Landwirtschaftlichen Rentenbank im ersten Halbjahr 2023 zurück. Das Neugeschäft erreichte insgesamt 3,2 Mrd. Euro. Ein kräftiges Plus war in der Fördersparte „Ländliche Entwicklung“ zu verzeichnen. Zur Refinanzierung ihres Fördergeschäfts nahm die Rentenbank an den Kapitalmärkten 7,4 Mrd. Euro auf. Das Betriebsergebnis der Förderbank erhöhte sich im ersten Halbjahr 2023 deutlich.
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Unsicherheiten über die künftigen politischen Rahmenbedingungen, deutlich gestiegene Zinsen und volatile Märkte wirken sich offenbar zunehmend auf die Investitionsbereitschaft in der Landwirtschaft aus. Das ist insbesondere auch in der Tierhaltung zu spüren. Dazu kommt, dass wir uns mitten in der Transformation zu einer klimaneutralen und nachhaltigeren Wirtschaft befinden. Vieles ist unsicher und wird noch diskutiert. Aber eines ist sicher: Die Landwirtschaft kann Lösungen für die Transformation anbieten. Und wir werden sie dabei unterstützen. Damit die zukunftsorientierten Landwirtinnen und Landwirte diese Chancen nutzen können, passen wir unsere Förderangebote immer wieder an. Dazu sind wir im engen Austausch mit der Branche“, sagt Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands der Rentenbank.
Betriebe reagieren zurückhaltend
Das Neugeschäft in der Fördersparte „Landwirtschaft“ entwickelte sich gegenüber dem Vorjahreshalbjahr schwächer und erreichte 801 Mio. Euro (1. Halbjahr 2022: 1 104 Mio. Euro). Die Betriebe fragten vornehmlich weniger Programmkredite für Grunderwerb und Wirtschaftsgebäude nach. Auch in der Fördersparte „Agrar- und Ernährungswirtschaft“ war ein Rückgang zu verzeichnen, insbesondere bei Maschinen- und Gebäudefinanzierungen. Das Neugeschäft lag bei 415 Mio. Euro (613 Mio. Euro). Kräftig angestiegen um rund 75 Prozent ist das Neugeschäft in der Fördersparte „Ländliche Entwicklung“ auf 1,6 Mrd. Euro (914 Mio. Euro). Hierfür sorgte die stärkere Nachfrage der Landesförderinstitute nach Globaldarlehen der Rentenbank. Sie nutzen diese insbesondere für die Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen im ländlichen Raum.
Vorzieheffekte wegen Zinserhöhung
Nach einem außergewöhnlich guten Vorjahreshalbjahr ging die Nachfrage in der Fördersparte „Erneuerbare Energien“ auf 339 Mio. Euro (1,0 Mrd. Euro) zurück. Weniger nachgefragt wurden Windkraftfinanzierungen. Hierbei spielten vor allem die Vorzieheffekte eine Rolle, die es im vergangenen Jahr aufgrund der sich abzeichnenden Zinserhöhungen gab. Insgesamt erreichte das Programmkreditgeschäft der Rentenbank im ersten Halbjahr 2023 3,2 Mrd. Euro (3,8 Mrd. Euro).
Erweiterung der Programmkredite
Erweitert hat die Rentenbank im Juli ihr Programm „Zukunftsfelder im Fokus“, dem zwei neue Zukunftsfelder hinzugefügt wurden: „Hofnachfolgerinnen und Existenzgründerinnen in der Land- und Forstwirtschaft“ sowie „Effiziente Bewässerung und Speicherbecken“. Zudem wurden zwei Zukunftsfelder um weitere Investitionsmöglichkeiten ergänzt. In allen Zukunftsfeldern profitieren die Betriebe von den zusätzlich vergünstigten „LR-Premium“-Konditionen. Im Programm „Leben auf dem Land“ wurden die Fördermöglichkeiten für Investitionen in die soziale Infrastruktur erwei-tert. Im Programm „Räumliche Strukturmaßnahmen“ bietet die Bank nun neben Konditionen auf Einzelanfrage zusätzlich täglich aktualisierte Standardkonditionen an und hat den Antragsprozess weiter verschlankt.
Engagement mit dem Bund
Neben ihren Programmkrediten baut die Rentenbank auch ihr Engagement mit dem Bund weiter aus. Zusätzlich zum Investitionsprogramm Landwirtschaft des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) konkretisiert sich die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Geplant ist, dass die Rentenbank einzelne Fördermaßnahmen im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK) abwickelt. Das ANK ist ein wichtiges Vorhaben des Bundes, um Landwirtschaft mit dem Klimaschutz stärker in Einklang zu bringen.
Mehr Innovations- und Start-up-Förderung
Innovationen fördert die Rentenbank von der Entwicklung über die Praxiseinfüh-rung bis hin zur Verbreitung zukunftsweisender Verfahren und Produkte. Im ersten Halbjahr 2023 erhielten drei agrarnahe Start-ups Nachrangdarlehen über insgesamt 1,6 Mio. Euro (1,3 Mio. Euro) und in Form von Innovationsgutscheinen aus dem „Zweckvermögen des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank“. Zudem förderte die Rentenbank aus ihrem Innovationsfonds acht Projektpartner mit Zuschüssen in Höhe von insgesamt 2,6 Mio. Euro (1,6 Mio. Euro).
Mit Wagniskapital Investitionen anschieben
Im Rahmen ihrer Venture-Capital-Aktivitäten beteiligte sich die Rentenbank im ersten Halbjahr 2023 mit insgesamt 15 Mio. Euro an den beiden Venture Capital Fonds Astanor und Zintinus. Astanor verfolgt einen globalen Investitionsansatz im Bereich Agri-Food-Tech. Zintinus ergänzt das Rentenbank-Portfolio durch seinen reinen Food-Investitionsfokus. Die Rentenbank plant, bis Ende 2024 rund 140 Mio. Euro in VC-Fonds zu investieren. Mit dem BMEL und dem Frankfurter TechQuartier hat die Rentenbank das AgTech & FoodTech Gründerprogramm „Growth Alliance“ weiter ausgebaut. Mit inzwischen vier unterschiedlichen Angeboten werden die Herausforderungen von Start-ups zielgerichtet adressiert. Darüber hinaus unterstützt die Rentenbank als Kooperationspartnerin zahlreiche Initiativen und Programme, um innovative und nachhaltige Ideen sowie die Vernetzung in der Branche voranzutreiben.
Höheres Ergebnis
Die größten Investoren in die Rentenbank waren Geschäftsbanken mit einem Anteil von 56 Prozent (69 Prozent) sowie die Zentralbanken mit 31 Prozent Anteil (15 Prozent) des Emissionsvolumens. Das Betriebsergebnis der Rentenbank vor Risikovorsorge und Bewertung übertraf im ersten Halbjahr 2023 mit 103,9 Mio. Euro das entsprechende Vorjahresniveau (74,3 Mio. Euro) deutlich. Grund dafür ist vor allem das gestiegene Zinsniveau und der hieraus resultierende höhere Zinsüberschuss.
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