Wetterkapriolen bestimmen Anbaujahr
„In Summe gehen wir von einer durchschnittlichen Getreideernte aus," lautet das Fazit von Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV) auf der Ernte-Pressekonferenz heute auf dem Bio-Gemüsehof von Beate und Jörg Hörz in Filderstadt im Kreis Esslingen, zur diesjährigen Ernte in Baden-Württemberg.
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Die Getreide- und Rapsernte ist mittlerweile in weiten Teilen des Landes abgeschlossen. „In den Regionen, in denen die Erntearbeiten aufgrund des Regens häufig unterbrochen werden mussten, haben unsere Bauernfamilien Ertrags- und Qualitätseinbußen hinnehmen müssen. Landwirte in sogenannten Frühdruschgebieten profitierten hingegen von den reichlichen Frühjahrsniederschlägen und konnten sich über eine ordentliche Getreideernte freuen. Die Winterkulturen kamen mit den Wetterkapriolen insgesamt besser zurecht als die Sommerkulturen“, erklärt Rukwied.
Ein nasses Frühjahr, gefolgt von anhaltender Trockenheit in den Monaten Mai bis Juli und wiederkehrende Ernteunterbrechung aufgrund von Niederschlägen strapazierten die Nerven vieler Bauern in Baden-Württemberg. „Das Wintergetreide und der Raps sind größtenteils gut durch den Winter und das Frühjahr gekommen“, erklärt Bauernpräsident Rukwied. „Anders beim Sommergetreide, welches wegen dem nassen und kühlen Frühjahr größtenteils erst spät gesät werden konnte.“ Vor allem diese Kulturen litten unter der ausgeprägten Frühsommertrockenheit, das gut entwickelte Wintergetreide kam besser mit den ausgebliebenen Niederschlägen zurecht.
Ertragsspanne zwischen den einzelnen Regionen sehr groß
Aus Sicht des LBV-Präsidenten war die diesjährige Ernte eine echte Zitterpartie: „Wiederkehrende Niederschläge während der Erntezeit waren für einige Regionen in Baden-Württemberg eine große Herausforderung. Während in den frühen Erntegebieten wie beispielsweise Nordbaden die Ernte bereits mit ordentlichen Ergebnissen abgeschlossen war, mussten Landwirte in anderen Regionen Baden-Württembergs aufgrund der Niederschläge teils deutliche Ertrags- und Qualitätseinbußen hinnehmen.“ Teile der Weizen- und Gerstenernte werden keine Back- oder Brauqualität erreichen und können nur als Viehfutter oder in der Biogasanlage verwertet werden. „Manches Erntegut, das dieses Jahr für den Teller geplant war, lässt sich nur noch über den Trog zu menschlicher Nahrung verwerten. Die späten Kulturen wie Mais, Zuckerrüben und Soja sowie der Grünlandaufwuchs haben von den Niederschlägen der vergangenen Wochen enorm profitiert. „Bei den Herbstkulturen erwarten wir aktuell eine gute Ernte“, sagt Rukwied.
Inflation führt zur Kaufzurückhaltung von regionalen Produkten
Durch die kriegsbedingte Inflation hat sich der Absatz von höherpreisigen regionalen Produkten und Biolebensmitteln von Fachgeschäften, Supermärkten und Hofläden auf die günstige Discounterware verlagert. „Im Discounter werden häufig Produkte aus anderen EU-Staaten und Drittländern angeboten, die nicht unsere hohen Qualitäts- und Tierwohlstandards erfüllen. Dies geht zulasten der regionalen Erzeugung, die auf diesem Preisniveau nicht produzieren kann“, erklärt Rukwied. Bei den Hofläden sind die Umsätze wieder auf das Niveau vor der Coronapandemie eingebrochen. „Dabei haben unsere landwirtschaftlichen Betriebe ebenfalls mit gestiegenen Produktionskosten zu kämpfen“, erklärt der Bauernpräsident. „Hauptkostentreiber bei den Sonderkulturbetrieben mit Gemüse, Obst und Wein sind die gestiegenen Lohnkosten, höhere Energiepreise sowie höhere Logistik- und Verpackungskosten.“
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