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Umbruch in der Biogasbranche

Biogas vor dem Aus?

Vor 20 Jahren boomte Biogas. Für viele Landwirte eine echte Alternative und ein zweites Standbein. Nun laufen die ersten Anlagen aus der Förderung und Anlagenbetreiber wissen nicht, wie es weitergeht.

von Silvia Rueß erschienen am 20.11.2024
Eine Biogasanlage. © Silvia Rueß
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Die deutsche Biogasbranche befindet sich seit Monaten in einem gefühlten Vakuum: Die Bundesregierung plant einerseits Gaskraftwerke, um Energie zu speichern, andererseits stehen Biogasanlagen vor dem Aus, obwohl sie genau diese Anforderung erfüllen könnten. Nun steht auch politisch das Biomassepaket auf dem Spiel. „Wichtige Gesetze, die in Abstimmung waren, werden aufgrund der aktuellen Lage nicht kommen“, stellte Claudius da Costa Gomez, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage fest.

Horst Seide, Präsident des Verbandes, hat dagegen noch Hoffnung. Zum Jahresende gebe es nochmal Gespräche in Berlin. Die Forderungen, die der Fachverband dabei stellt, formulierte Seide deutlich: „Wir brauchen kurzfristig eine Anhebung des jährlichen Ausschreibungsvolumens auf 1800 Megawatt.“ Dies sei notwendig, um die vorhandene Biogas-Leistung zu sichern, die im Energiesystem der Zukunft eine ganz entscheidende Rolle spielen wird. All die Biogasanlagen, deren erste Vergütungsperiode im EEG nach 20 Jahren endet, brauchen jetzt eine Anschlussvergütung. Diese bekommen sie nach erfolgreicher Teilnahme an der Biomasse-Ausschreibung – die aber zuletzt stets dreifach überzeichnet war. Ohne Anschlussvergütung ist der Weiterbetrieb einer Biogasanlage wirtschaftlich nicht möglich – was am Ende auch die kommunale Wärmeplanung zahlreicher Gemeinden gefährden könnte, in denen eine örtliche Biogasanlage eine wichtige Rolle spiele.

Neben der Anhebung des Ausschreibungsvolumens sei die Erhöhung des Flex-Zuschlags von heute 65 auf 120 Euro je installiertem Kilowatt und Jahr unbedingt erforderlich, ergänzte Seide. Mit diesen Anpassungen im EEG könne seine Branche 12 Gigawatt sichern und flexible Leistung bis 2030 bereitstellen. Dies entspricht der Leistung, die die Bundesregierung als Bedarf festgestellt hat und mit dem Bau neuer Gaskraftwerke sichern will. „Biogas ist klimafreundlicher als Fracking Gas aus Amerika und günstiger als Wasserstoff“, betonte Seide.

Er geht davon aus, dass bei einem Regierungswechsel Biomasse nicht mehr auf dem Abstellgleis landet, sondern wieder gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen. Eine höhere Förderung verspricht er sich jedoch auch nicht nach einem Regierungswechsel.

Biogas als Teil der Energiekonzepte

Christoph Spurk, Vizepräsident des Fachverbandes Biogas, stellte fest, dass weltweit betrachtet das Interesse an Biogas steigt. Das sei vergangene Woche auf der Messe in Hannover spürbar gewesen. Vor allem europäische Länder haben Biogas als Teil ihrer Energiekonzepte politisch verankert – „nur Deutschland nicht“, stellte er bedauernd fest. Er mahnte zudem, dass mit der Biogasbranche auch die letzte Erneuerbare-Energien-Sparte wegzubrechen drohe, wenn nicht sehr zügig klare Entscheidungen getroffen werden. „Wir waren in Deutschland bei der Windenergie führend – und haben den Markt hergeschenkt; wir waren bei der Solarenergie Pioniere– und kaufen nun Module aus Asien. Noch sind wir Weltmarktführer beim Biogas, wir beschäftigen 50.000 Menschen mit einem Umsatz von 13 Milliarden Euro pro Jahr – das dürfen wir nicht auch noch aufgeben.“ Um diese Position zu halten, brauche es einen funktionierenden Heimatmarkt.

„Wir dürfen nichts abbauen, bevor etwas Neues aufgebaut ist“, resümierte Seide – und wiederholte seine dringende Forderung an alle Parteien, den bestehenden Biogasanlagen-Park als wertvollen Teil des Energieversorgungssystems weiterzuentwickeln. „Die Weichen werden jetzt gestellt. In ein paar Jahren könnte es zu spät sein. Denn wenn die Anlagen erst abgeschaltet sind, werden sie nicht mehr hochgefahren – und dann brauchen wir noch mehr fossile Gaskraftwerke.“

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