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Bullenmast

So fördern die Rationen das Potenzial der Wiederkäuer

Wiederkäuer sind in der Lage, faserreiche Futtermittel wie Gras, Grassilage, Heu oder Maissilage in essbares Eiweiß für Menschen zu transformieren. Um regionale Lebensmittel effizient zu produzieren und Nährstoffkreisläufe schließen zu können, ist es wichtig, das wirtschaftseigene Grundfutter in der Bullenmast effizient zu nutzen. Welche Rolle hierbei die Grundfutterqualität spielt, erfahren Sie im Beitrag von Dr. Christian Koch vom Hofgut Neumühle.

von Dr. Christian Koch, Hofgut Neumühle Quelle Dr. Christian Koch, Hofgut Neumühle, Rheinland-Pfalz erschienen am 29.04.2025
Damit Bullen hohe tägliche Zunahmen erreichen, müssen sie bedarfsgerecht mit Grund- und Kraftfutter versorgt werden. © Petra Ast
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Wiederkäuer sind wegen ihres Pansens und den darin lebenden Mikroorganismen in der Lage, faserhaltige Futtermittel wie Gras, Mais oder Pressschnitzel effizient zu verwerten und in essbares Eiweiß in Form von Fleisch umzuwandeln. Durch diese Fähigkeit können Kohlenhydrate, die als Gras und in anderen Futtermitteln gebunden sind, wirksam genutzt werden. Die Nutzung von wirtschaftseigenen Futtermitteln spielt hierbei eine wichtige Rolle zur wiederkäuergerechten Versorgung der Bullen. Darüber hinaus können dadurch Nährstoffkreisläufe geschlossen werden.

Wiederkäuer- und leistungsgerecht

Um hohe Leistungen in der Rinder- und Bullenmast zu erzielen, sollten die Tiere wiederkäuer- und leistungsgerecht gefüttert werden. Häufig werden in der Rinder- und Bullenmast Rationen mit hohen Anteilen an Maissilage, gepaart mit hohen Gehalten an Stärke und Zucker, eingesetzt. Steigt der Anteil von Stärke und Zucker in der Ration an, so wird der Anteil an faserhaltigen Komponenten, wie zum Beispiel Rohfaser oder NDF (Neutrale Detergenzien-Faser), sowie die Strukturwirksamkeit der Ration reduziert. Durch einen hohen Stärkegehalt und eine unzureichende Strukturversorgung der Bullen steigt im Gegenzug das Risiko für Pansenfermentationsstörungen, wie beispielsweise Pansenazidosen, erheblich an.

Um die Bullen wiederkäuergerecht und zeitgleich bedarfsgerecht versorgen zu können, ist die Grundfutterqualität entscheidend. Dadurch kann der Pansenstoffwechsel optimiert und die mikrobielle Proteinsynthese im Pansen maximiert werden. Das ist jedoch nur dann möglich, wenn die Ration hohe Anteile von hygienisch einwandfreien und nährstoffreichen Grundfuttermitteln enthält. Hierdurch wird ein hoher Anteil der Energieversorgung der Bullen über Kohlenhydrate ermöglicht, die als Pflanzenfasern gebunden sind. Kann die Grundfutterqualität verbessert werden, können die Anteile von leicht abbaubaren Kohlenhydraten, wie beispielsweise aus Getreide (Weizen oder Gerste), reduziert und die Wiederkäuergerechtheit der Ration verbessert werden.

Hygienisch einwandfreie Silagen

Um qualitativ hochwertige und hygienisch einwandfreie Silagen herzustellen, sollten wichtige Grundlagen bei der Silierung eingehalten und umgesetzt werden. Nur dann kann Gärqualität der Silagen optimal gestaltet werden. Hierzu zählen neben einer guten Gräserzusammensetzung des Grünlandes der richtige Silierzeitpunkt und eine zügige Silierung und optimale Häcksellänge, um später hochwertige Grassilagequalitäten zu erzeugen.

Bei der Maissilage spielt die Sortenwahl und der Erntezeitpunkt eine wichtige Rolle, um qualitativ hochwertige und gleichzeitig schmackhafte Silagen zu produzieren. Neben den Inhaltsstoffen der Grundfuttermittel, wie beispielsweise Energie-, Protein- und Stärkegehalt, spielen die Gärqualität und die Bewirtschaftung des Silos (optimaler Vorschub, gute Verdichtung) eine wichtige Rolle, um hohe Leistungen bei den Bullen zu erreichen. Häufig werden in der Bullenmast hohe Anteile an Maissilage eingesetzt, weshalb die Maissilage in vielen Betrieben das wichtigste Grundfuttermittel für die Bullen ist. Aus diesem Grund sollte der Fokus auf die Qualität der Maissilage gelegt werden. Häufig wird hierbei die Qualität der Maissilage über den Stärkegehalt und den Stärkeertrag beziehungsweise Kolbenertrag definiert. Es steht außer Frage, dass der Stärkeertrag je Hektar Mais ein wichtiges Qualitätskriterium ist, da ein großer Anteil der täglichen Energie über Maissilage in die Bullen gelangt.

Hoch verdauliche Restpflanzen

Neben dem Stärkegehalt der Maissilage spielt die Restpflanze ebenfalls eine wichtige Rolle in Hinblick auf den Gesamtenergieertrag der Maissilage und deren Nutzung in der Bullenmast. Das bedeutet, dass neben dem Stärkegehalt durch die Kolben auch die Restpflanze und die Verdaulichkeit der Restpflanze optimiert werden sollten. Die Restpflanzenverdaulichkeit und besonders die Verdaulichkeit der Pflanzenfasern sollte deshalb verbessert werden, da die Pflanzenfasern und deren Verdaulichkeit eine wichtige Kohlenhydratquelle der Bullen sind und zeitgleich zu einer wiederkäuergerechten Fütterung beitragen.

Kann die Verdaulichkeit der Restpflanze in Mais erhöht werden, ist es möglich, schonend Energie für die Pansenmikroorganismen zur Verfügung zu stellen, wodurch das Risiko von Pansenfermentationsstörungen vermindert werden kann. Um gute Verdaulichkeiten der Restpflanze und der Faser (NDF) in Maissilagen zu erzielen, ist neben der Sorte der Erntezeitpunkt entscheidend. So wird am Hofgut Neumühle regelmäßig der Trockenmasse (TM)-Gehalt des Kolbens und der Restpflanze zum Erntefenster gemessen und der optimale Erntezeitpunkt der Maissilage bestimmt. Hierbei sollten TM-Gehalte in der Gesamtpflanze von 30 bis 33 Prozent (%) erzielt werden. Neben der Erreichung eines optimalen TM-Gehaltes wird die Häcksellänge, abhängig vom TM-Gehalt, angepasst. Durch die Bestimmung der Verdaulichkeit der NDF wird man über die Verdaulichkeit der Restpflanze der Maissilage informiert. In der Abbildung finden sich exemplarisch die NDF-Verdaulichkeiten aus den Jahren 2020 und 2021, die auf dem Hofgut Neumühle erfasst worden sind.

Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass es keine Unterschiede bei den TM-Gehalten gibt, jedoch deutliche Unterschiede in den Stärkegehalten der beiden Maissilagen erkennbar sind. Auch beim NDF-Gehalt sind höhere Gehalte in der Maissilage aus dem Jahr 2020 zu erkennen sowie zeitgleich mit einer NDF-Verdaulichkeit von 71 % deutlich höhere Werte im Vergleich zur Maissilagequalität im Jahr 2021. Durch diese Betrachtung der Restpflanzenverdaulichkeit und der Faserverdaulichkeit können die Maissilagen besser charakterisiert, bewertet und einfacher in die Rationsberechnung integriert werden. Kann die Faserverdaulichkeit in der Maissilage verbessert werden, ist es darüber hinaus möglich, hohe Mengen an pansenverfügbaren Kohlenhydraten in die Ration zu integrieren und gleichzeitig die Stärkemengen zu reduzieren, wodurch die Wiederkäuergerechtheit der Ration gewährleistet und das Risiko für Pansenfermentationsstörungen reduziert wird.

Bedarfsgerechte Rationen

Die Produktion von bestem Grundfutter spielt in der Bullenmast eine wichtige Rolle, um wiederkäuergerechte Rationen mit erwartbar hohen Leistungen der Tiere zu schaffen. Um die Maissilagequalitäten zu verbessern, sollte hierfür neben der Sortenwahl und des Stärkegehalts auch die Restpflanzenverdaulichkeit und die Verdaulichkeit der Pflanzenfasern berücksichtigt werden.

Abb.: Kennzahlen der Maissilagen aus den Jahren 2020 und 2021
Abb.: Kennzahlen der Maissilagen aus den Jahren 2020 und 2021 © Dr. Christian Koch, Hofgut Neumühle
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