
Doppelnutzen bevorzugt
Zunehmend werden Fotovoltaikanlagen nicht nur auf Dächern installiert, sondern auch im Freiland. Bei Bürgerinnen und Bürgern stößt das nicht immer auf Gegenliebe. Deutlich positiver wird hingegen die sogenannte Agrivoltaik (Agri-PV) bewertet, wie Forscher der Universität Bonn nun zeigen konnten.
von Universität Bonn erschienen am 22.05.2025Solarstrom ist eine wichtige umweltfreundliche Energiequelle. Doch die lichtempfindlichen Paneele verschlingen viel Platz. Zudem empfinden viele Bürgerinnen und Bürger die Anlagen als unattraktiv und störend – besonders, wenn dafür Acker- und Grasland geopfert werden.
Eine Alternative ist die sogenannte Agri-PV. Bei ihr werden die Paneele auf Flächen errichtet, die weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. „Sie reduzieren zwar in der Regel den Ertrag“, erklärt Hendrik Zeddies vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn. „Manchmal schaffen sie aber auch Synergien: Die Solarzellen können zum Beispiel als transparente Überdachung dienen, die Obstbäume oder Weinreben vor Hagelschlag oder zu intensiver Sonneneinstrahlung schützt. Auf Weizenfeldern fungieren sie dagegen oft als Windschutz – ähnlich wie eine Mauer oder eine Hecke.“
Kühe grasen zwischen Solarpaneelen
Die jetzt erschienene Studie zeigt zudem, dass Agri-PV noch einen weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil hat: Sie genießt in der Bevölkerung offensichtlich deutlich größere Akzeptanz als herkömmliche Solarparks. In diese Richtung deuten zumindest die Ergebnisse einer Online-Umfrage, an der fast 2000 Frauen und Männer aus Deutschland teilnahmen.
Die Befragten wurden so ausgewählt, dass ihre Zusammensetzung hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Einkommen und Bundesland der Bevölkerung in Deutschland entsprach. Sie erhielten zunächst Informationen über die Vor- und Nachteile von Agrivoltaik sowie herkömmlichen Solarparks im Freiland. Dann wurden sie zufällig in eine von drei Gruppen eingeteilt. Die erste sah Fotos einer Viehweide und zum Vergleich einer Wiese, auf der zwischen den grasenden Kühen lange Reihen von Solarpaneelen standen. Die zweite betrachtete analog dazu Bildpaare von einem Weizenfeld mit oder ohne Solarzellen, die dritte von einer Anbaufläche für Wein. Verglichen wurden diese Bilder jeweils mit reinen Solarparks in der gleichen Landschaftsszene.
„Wir befragten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einerseits, wie sie den Eingriff in die jeweilige Landschaft beurteilten“, erläutert Zeddies. „Also etwa, als wie attraktiv oder unattraktiv sie die gezeigten Gebiete empfanden oder wie sie ihren Erholungswert bewerteten.“ Zudem sollten sie angeben, ob sie dazu bereit wären, für den auf der jeweiligen Fläche produzierten Strom einen Aufpreis in Kauf zu nehmen - oder umgekehrt: ob sie Geld zahlen würden, um den Solarpark zu verhindern.
Fast 44 Prozent würden für Agri-PV-Strom mehr zahlen
Die Ergebnisse zeigen, dass Agri-PV auf deutlich größere Akzeptanz stieß – und zwar unabhängig vom jeweils gezeigten Szenario: Fast 44 Prozent würden für Strom von diesen Flächen mehr zahlen; bei normalen Solarparks im Freiland wären dagegen lediglich 29 Prozent dazu bereit. Nur 2,9 Prozent würden zudem aus eigener Tasche Maßnahmen finanzieren, um Agri-PV zu verhindern – bei herkömmlichen Parks wären es 4,8 Prozent. Zwar waren die Befragten generell der Ansicht, dass Fotovoltaik das Landschaftsbild beeinträchtigt. Diese negativen Auswirkungen waren in ihren Augen bei der Agri-PV aber deutlich geringer.
„Unsere Befragung ist hypothetisch – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten ja nicht wirklich Geld einsetzen“, betont Prof. Dr. Matin Qaim, ebenfalls verantwortlich für die Studie. „Dennoch lassen die Ergebnisse den Schluss zu, dass Agri-PV in der Bevölkerung auf größere Zustimmung stößt als normale Freiflächen-Solaranlagen.“
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