
Das Waldland Deutschland leidet
Der Zustand der heimischen Wälder bleibt besorgniserregend: Laut der aktuellen Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) weisen vier von fünf Bäumen Schäden auf. Die Situation hat sich im Vergleich zum Vorjahr damit kaum verbessert.
von Redaktion erschienen am 12.06.2025Deutschland ist Waldland. Ein Drittel der Landfläche ist mit Wald bedeckt. Doch dieser krankt. Weiterhin weisen vier von fünf Bäumen Schäden auf. Die Situation hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr kaum verbessert. Zwar war die Witterung im Jahr 2024 günstiger als in den Vorjahren – dennoch leiden Fichte, Kiefer, Buche und Eiche weiter unter den Nachwirkungen langanhaltender Trockenperioden und überdurchschnittlich hoher Temperaturen seit 2018. Immerhin: Es haben sich keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands eingestellt, aber auch keine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu 2023.
Der belaubte Kronenzustand der Waldbäume gilt als wichtiger Weiser für ihre Vitalität. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 hat der Anteil der deutlichen und mittleren Kronenverlichtung, also der sichtbare Blatt- beziehungsweise Nadelverlust, aller Baumarten zugenommen. Im Jahr 2019 konnten die deutlichsten Veränderungen beobachtet werden. Der Kronenzustand der Waldbäume hat sich im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Nach wie vor ist eine hohe Kronenverlichtung bei allen Arten zu verzeichnen: Die Anteile der Schadstufe „deutliche Kronenverlichtung“ (36 Prozent) und der „Warnstufe“ (43 Prozent) sind weiterhin auf hohem Niveau. Überdurchschnittlich betroffen sind ältere Bäume über 60 Jahre. Der Anteil der Bäume mit deutlicher Kronenverlichtung liegt hier bei 43 %, bei denen unter 60 Jahren dagegen nur bei 16 %.
Ergebnisse der Waldzustandserhebung
Fichte: Bei der Fichte ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 43 Prozent auf 39 Prozent gesunken. Auf die Warnstufe entfielen unverändert 40 Prozent. Ohne Verlichtungen waren es 21 Prozent (2023: 17 Prozent). Die mittlere Kronenverlichtung ist von 28,6 Prozent auf 27,2 Prozent leicht gesunken. Im Vergleich zu den anderen Hauptbaumarten weist die Fichte die höchste Absterberate auf.
Kiefer: Bei der Kiefer blieb der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei 24 Prozent. Auf die Warnstufe entfielen im Jahr 2024 56 Prozent (vgl. 2023: 53 Prozent). Der Anteil ohne Verlichtungen ist von 23 Prozent auf 20 Prozent gesunken. Die mittlere Kronenverlichtung stieg 2024 geringfügig von 22,3 Prozent auf 22,5 Prozent.
Buche: Auch bei der Buche verblieb der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung mit 46 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Auf die Warnstufe entfielen 36 Prozent (vgl. 2023: 39 Prozent). Der Anteil ohne Verlichtungen hat sich mit 18 Prozent (vgl. 2023: 15 Prozent) leicht verbessert. Die mittlere Kronenverlichtung ist mit 28,5 Prozent unverändert.
Eiche: Die Eiche ist das traurige Schlusslicht: Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtungen von 44 Prozent auf 51 Prozent gestiegen. Der Anteil der Warnstufe sank dagegen leicht von 39 Prozent auf 33 Prozent. Auch der Anteil ohne Verlichtungen sank leicht um einen Prozentpunkt von 17 Prozent auf 16 Prozent. Die mittlere Kronenverlichtung ist von 27,6 Prozent auf 29,3 Prozent gestiegen.
Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Ländern auf einem systematischen Netz von Stichproben durchgeführt. Das Bundesergebnis wird aus den von den Ländern bereitgestellten Rohdaten am Institut für Waldökosysteme des Johann Heinrich von Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, berechnet.
In die Erhebung 2024 sind 9816 Probebäume auf 409 Probepunkten eingegangen. Bei der Erhebung werden 38 Baumarten erfasst. Hiervon entfallen rund 80 Prozent auf die vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche (Stiel- und Trauben-Eiche werden gemeinsam ausgewertet). Alle übrigen Baumarten werden für die statistische Auswertung zu den Gruppen „andere Nadelbäume“ und „andere Laubbäume“ zusammengefasst. Rund 73 Prozent der aufgenommenen Bäume sind älter als 60 Jahre.
Beurteilungsmaßstab für die Waldzustandserhebung ist die Verlichtung der Baumkronen im Vergleich zu einer voll belaubten bzw. benadelten Krone. Null Prozent Verlichtung bedeutet eine voll belaubte Krone, 40 Prozent Verlichtung bedeutet: Gegenüber einer voll belaubten Krone fehlen 40 Prozent der Blattmasse beziehungsweise es sind nur 60 Prozent der normalerweise zu erwartenden Blattmasse vorhanden.
Unterstützung vom Bund
„Die Baumkronen sind ein Seismograph für den Zustand der Bäume. Und der Blick nach oben in die Baumkronen zeigt: Unsere Wälder haben Dauerstress. Das sehe ich in meinem eigenen Wald genauso wie überall im Land. Hitze, Trockenheit und Schädlinge setzen unseren Wäldern weiter zu“, so Alois Rainer, Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts. Dabei brauche es für die folgenden Generationen gesunde, stabile Wälder, weshalb das BMLEH in die Wiederaufforstung und den Waldumbau investiert.
Für die Jahre 2019 bis 2024 wurde von den Ländern insgesamt ein Wiederbewaldungsbedarf von etwa 525.000 Hektar gemeldet. Seit 2022 hätten der Bund und die Länder gemeinsam über die Gemeinschaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz mehr als 200 Millionen Euro in Wiederbewaldung und Waldumbau auf knapp 50.000 Hektar Waldfläche investiert. Zusammen mit dem Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ des BMLEH, das ein Finanzvolumen von rund 135 Millionen Euro pro Jahr habe, stünden damit die notwendigen Mittel für Investitionen in die Wiederaufforstung, die Entwicklung und den Erhalt der Wälder zur Verfügung. Mit dem Förderprogramm werden derzeit rund 1,5 Millionen Hektar Privat- und Kommunalwald erreicht.
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