Erdraupen profitieren von der Hitze
Lokal hat in diesem Jahr ein Befall mit Erdraupen zu umgefallenen und abgestorbenen Maispflanzen geführt. Erdraupen sind die bodenbewohnenden Larven verschiedener Eulenfalter.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 18.08.2025Die Erdraupen fressen im Mais an der Stängelbasis, sodass größere Pflanzen schon bei leichter Berührung umfallen können beziehungsweise kleine Pflanzen mangels Wasser- und Nährstoffversorgung einfach absterben, teilweise stehen bleiben und teilweise umfallen. Betroffene Einzelflächen gab es in den Landkreisen Göppingen, Esslingen, Ravensburg, Breisgau-Hochschwarzwald und im Schwarzwald-Baar-Kreis. Mehrfach wurde die Ypsiloneule (Agrotis ipsilon) nachgewiesen. Noch nicht alle eingesandten Exemplare sind abschließend untersucht. Auch Larven weiterer Eulenfalter-Arten kommen als Schaderreger in Betracht.
Allerdings waren nicht in jedem untersuchten Verdachtsfall Erdraupen die Ursache, sondern es gab auch andere Schädlinge. Zum Beispiel wurden Maispflanzen in einem Fall auch durch eingewanderte Maulwurfsgrillen aus einer Stilllegungsfläche an der Stängelbasis abgefressen. Insbesondere sehr spät gesäter Mais ist durch Erdraupen gefährdet und von Schäden durch Erdraupen betroffen, da hier die Pflanzen noch vergleichsweise schwach sind, wenn die Erdraupen kommen. Erdraupen verursachen nach österreichischen Beobachtungen insbesondere dann größere Schäden, wenn zur Zeit der Eiablage und der Larvenentwicklung trocken-warmes Wetter herrscht. Das war dieses Jahr im Mai und Juni, wo üblicherweise die erste Generation unterwegs ist, der Fall.

Mittel gegen Erdraupen
In Saat- und Körnermais sowie in Zuckermais hat das Pflanzenschutzmittel Karate Zeon reguläre Zulassungen (zwei Mal 0,075 Liter pro Hektar in 400 Liter pro Hektar Wasser im Abstand von 10 bis 14 Tagen). Zusätzlich wird vermutet, dass die Anwendung von Coragen gegen Maiszünsler – sofern der Mais nicht zu groß ist und auch die Stängelbasis gut benetzt wird – eine gute Nebenwirkung auf die Erdraupen hat. Alternativ können auch entomopathogene Nematoden eingesetzt werden, zum Beispiel „solanem“ von e-nema Gesellschaft für Biotechnologie und biologischen Pflanzenschutz mbH mit zwei Mal 2,5 Milliarden Nematoden pro Hektar im Abstand von circa 7 Tagen.
Entomopathogene Nematoden sind 0,5 bis 0,6 Millimeter lange Fadenwürmer. Sie gehen aktiv auf Wirtssuche, dringen in den Wirt (Engerling, Raupe, et cetera) ein und entlassen dort ein Bakterium, mit dem sie in Symbiose leben. Dieses Bakterium tötet dann den Wirt, zum Beispiel die Erdraupe, ab. Sowohl Bakterien als auch Nematoden vermehren sich, viele junge Nematoden verlassen den Kadaver der Erdraupen und gehen aktiv auf die Suche nach einem neuen Schädling. Die Ausbringung von entomopathogenen Nematoden muss mit sehr viel Wasser erfolgen und auch im Anschluss sind sehr feuchte Bedingungen vorteilhaft (ideal sind mehrfache Niederschläge oder Bewässerung). Die Wirkung ist bei ordnungsgemäßer Anwendung mit 60 bis 80 Prozent gut, unter günstigen Voraussetzungen sind sogar sehr hohe Wirkungsgrade von 90 Prozent und mehr möglich. Auch im Biobereich ist ein Einsatz zulässig. Die Ausbringung von Nematoden gilt in Deutschland nicht als Anwendung eines Pflanzenschutzmittels. Insbesondere bei wiederkehrenden Schäden im Gemüsebereich (zum Beispiel Salat, Bohnen, Spinat, Paprika, Kohl, Karotten, Sellerie, Rettich, Zwiebeln, Spargel, Rote Rübe) kann eine Ausbringung von Nematoden in Betracht gezogen werden. Wenn zum ersten Mal Nematoden ausgebracht werden, sollte man sich unbedingt vom Lieferanten ausführlich beraten lassen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.