
Japankäfer in Freiburg im Breisgau gefangen
In Freiburg im Breisgau wurden in diesem Jahr vermehrt Japankäfer gefangen. Laut LTZ Augustenberg summiert sich die Zahl der in diesem Jahr gefangenen Japankäfer auf 22 Exemplare. Die Funde liegen bislang in der Nähe des Güterbahnhofs. Eine Fläche mit Japankäferlarven- oder puppen konnte bislang nicht gefunden werden, allerdings ist das erfahrungsgemäß schwierig. Bereits in den Vorjahren wurden in diesem Gebiet Japankäfer gefangen, allerdings nur einzelne.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 18.08.2025Aufgrund der deutlichen Zunahme der Fänge und um eine dauerhafte Ansiedlung und Ausbreitung des Schaderregers zu verhindern, haben die Landratsämter Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen und das Regierungspräsidium Freiburg Allgemeinverfügungen erlassen. Seit 1. August 2025 gilt die Allgemeinverfügung im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und im Stadtkreis Freiburg. Ab 5. August 2025 gilt die Allgemeinverfügung im Landkreis Emmendingen. Es wurde eine Befallszone sowie eine Pufferzone ausgewiesen. Die Befallszone umfasst nur Gebiete in der Stadt Freiburg, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Fängen des Käfers stehen. Die Pufferzone ist deutlich größer, sie umfasst neben großen Teilen des Freiburger Stadtgebiets auch Gebiete der Ortschaften Gundelfingen, Heuweiler, Glottertal, Stegen, Merzhausen, Au, Ebringen, Umkirch, March im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sowie Denzlingen und Vörstetten im Landkreis Emmendingen. Sowohl in der Befallszone als auch in der Pufferzone gelten strenge Vorgaben, um eine Verschleppung von Käferlarven mit Erde oder Käfern mit Pflanzen oder Pflanzenmaterial zu verhindern. So dürfen aktuell zum Beispiel weder Topfpflanzen noch Oberboden noch zum Beispiel Grünschnitt ohne Weiteres aus den Zonen gebracht werden. Für notwendige Transporte gibt es rechtliche Möglichkeiten. So kann zum Beispiel Grünschnitt nach draußen verbracht werden, wenn das Material vor dem Transport auf eine Größe von maximal 5 Zentimeter gehäckselt wird.
Bekämpfung und Ausbreitung des Japankäfers
Die gezielte Bekämpfung der Larven beziehungsweise Käfer im Befallsgebiet mit entomopathogenen Nematoden und Insektiziden wird erfolgen, sobald es fachlich angezeigt ist. Das BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) hat Notfallzulassungen für den Einsatz von Mospilan SG und Minecto One erteilt. Der Hauptflug der Käfer ist jedoch im Juli, sodass fraglich ist, ob dieses Jahr noch ein Einsatz notwendig ist. Entomopathogene Nematoden können prophylaktisch auf als risikoreich angesehenen Flächen ausgebracht werden. Sobald Larven des Japankäfers gefunden werden, können die entomopathogenen Nematoden gezielt auf diesen Flächen eingesetzt werden. Allerdings wurden in Freiburg bislang keine Larven gefunden. Auch wenn der Wirkungsgrad von entomopathogenen Nematoden geringer ist als von Insektiziden, können sie einen wichtigen Baustein bei der Verringerung der Japankäferpopulation bilden.
Neben den Funden in Freiburg wurden im Landkreis Lörrach zwei Japankäfer gefangen, sowie in Bayern im Raum Lindau insgesamt fünf Japankäfer. In beiden Fällen wird davon ausgegangen, dass sie als blinde Passagiere mit dem Reise- und Warenverkehr aus Italien oder der Schweiz kamen. Sollten die Fangzahlen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen, muss diese Einschätzung gegebenenfalls revidiert werden. Die Fänge zeigen, dass Japankäfer aus den Befallsgebieten in Italien und der Schweiz nach draußen gelangen und die Quarantänemaßnahmen vor Ort keine 100 Prozent Sicherheit bieten können. Das Risiko für Ansiedlungen und eine dauerhafte Etablierung nördlich der Alpen wird auch in den kommenden Jahren hoch bleiben, da sowohl der Reise- als auch der Warenverkehr nach Süddeutschland sehr intensiv ist. Jeder Einzelne kann das Risiko senken, indem bei Reisen in die Gebiete und zurück darauf geachtet wird, dass keine Käfer mitkommen und auch ankommende Warenlieferungen angeschaut und auf Käfer kontrolliert werden. Die fliegenden Käfer sind überwiegend zwischen Juli und September aktiv, während im Winterhalbjahr eine Verschleppung höchstens in Form der Larven im Boden oder in Topfpflanzen denkbar ist.
Etablierung macht den Landbau schwieriger
Sofern, wie in Freiburg geschehen, Japankäfer vermehrt gefunden werden, lohnen sich gezielte Bekämpfungs- und Eindämmungsmaßnahmen. Die Chance, größere Schäden zu vermeiden oder zumindest zu verzögern, sind am höchsten, wenn die Population noch klein ist beziehungsweise die Käfer nur sehr lokal vorkommen. Hat sich die Population einmal so etabliert wie in Norditalien und dem Tessin, wo ein Gebiet größer als Baden-Württemberg betroffen ist, kann eine Tilgung nicht mehr gelingen und auch die Bekämpfungsmaßnahmen können allenfalls Schäden begrenzen, aber nicht mehr verhindern.
Für die Landwirtschaft werden bei einer Etablierung des Japankäfers größere Schäden insbesondere im Weinbau, im Beerenanbau sowie teilweise im Maisanbau erwartet. Im Gartenbau wären Rasenflächen jeder Art (zum Beispiel Sportplätze, Golfplätze) stark gefährdet und auch die Produktion von Rollrasen sowie von Topf- und Containerpflanzen hätte erhebliche Einschränkungen.
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