Wildwuchs im Wintergetreide bremsen
Im Fokus dieser Woche stehen Strategien zur Unkraut- und Ungrasbekämpfung im Wintergetreide, bei denen Bodenherbizide und ackerbauliche Maßnahmen eine zentrale Rolle spielen. Zudem informiert das BVL über aktuelle Zulassungsverlängerungen bei verschiedenen Pflanzenschutzmitteln.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 29.09.2025Blattaktive Mittel (zum Beispiel Axial 50, Traxos) haben aufgrund von Resistenzbildungen auf vielen Standorten keine volle Wirkung mehr. Deshalb kommt sowohl ackerbaulichen Maßnahmen als auch dem optimalen Einsatz von Bodenherbiziden eine besondere Bedeutung zu. Scheinsaat, Blindstriegeln und eine spätere Aussaat können den Gräserbesatz deutlich senken. Gerade im letzten Herbst und bei der diesjährigen Ernte konnte sehr gut beobachtet werden, wie eine spätere Aussaat zu deutlich weniger Ungräsern führt und trotzdem hohe Erträge möglich sind.
Nicht nur für das Getreide, sondern auch für die Bodenherbizide, ist ein krümeliges Saatbett vorteilhaft. Größere Kluten, mangelnder Bodenschluss und unbedeckte Saatkörner sollten unbedingt vermieden werden. Bei ungünstigen Bodenbedingungen kann ein Walzen nach der Saat helfen. Größere Kluten werden zerdrückt, Hohlräume verringert und der Bodenschluss verbessert.
Bei größeren Kluten beziehungsweise einem grobscholligen Saatbett können Bodenwirkstoffe eine unbefriedigende Wirkung haben. Einerseits können beim Zerfallen der Kluten im späteren Herbst und Winter zum Beispiel neue Ackerfuchsschwanzsamen zum Keimen angeregt werden. Andererseits können bei Starkregen nach der Applikation oder bei unzureichender Bodenbedeckung der Saatkörner auch die Getreidekeimlinge geschädigt werden. Für eine gute Wirkung gegen Ungräser wird zusätzlich eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit benötigt. Soweit es die Witterung zulässt, ist eine Behandlung im Vorauflauf, circa 2 bis 3 Tage nach der Saat, wenn sich der Boden etwas abgesetzt hat, ideal.
Detaillierte Hinweise zur Wirkung zugelassener Mittel sowie zu den Auflagen und Anwendungsbestimmungen können in der Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2025 – Ackerbau und Grünland“ in Tabelle 20 auf den Seiten 50 und 53 nachgelesen werden.
Kommenden Änderungen zuvorkommen
Eine Möglichkeit in Wintergerste und Winterweizen wäre, 0,6 l/ha Herold SC (Diflufenican + Flufenacet) im Vorauflauf. Bei starkem Druck bzw. hohem AFU-Besatz können 5 bis 10 Tage später noch 2,0 l/ha Trinity (Chlortoluron + Pendimethalin + Diflufenican) nachgelegt werden.
Möchte man schon in diesem Jahr auf Flufenacet verzichten, können die 0,6 l/ha Herold SC im Vorauflauf auch durch 3,0 bis 3,2 l/ha Boxer Evo (Diflufenican + Prosulfocarb) ersetzt werden. Allerdings sollten dann auf jeden Fall 5 bis 10 Tage später eine Folgebehandlung mit 1,5 bis 2,0 l/ha Trinity erfolgen, da Boxer Evo auf Ackerfuchsschwanz eine deutlich schwächere Wirkung hat als Herold SC. Bei allen Pendimethalin- und Prosulfocarb-haltigen Produkten (z. B. Agolin/Addition, Malibu, Stomp Aqua, Trinity, Boxer, Crozier, Jura, Professional, Roxy 800 EC) wird dringend empfohlen, mit ausreichend Wasser (300 l/ha) zu fahren, grobtropfige Düsen zu verwenden (Abdriftminderungklasse 90%) sowie die Applikation mit angepasster Geschwindigkeit (max. 7,5 km/h) und möglichst bei Windstille (tendenziell am Morgen oder Vormittag, Windgeschwindigkeit max. 3 m/s) durchzuführen. Es handelt sich sowohl bei Pendimethalin als auch bei Prosulfocarb um sichere und geprüfte Wirkstoffe, die jedoch im Vergleich zu Flufenacet einen höheren Dampfdruck (höhere Flüchtigkeit) haben und daher anfälliger für Abdrift sind. Das muss bei der Anwendung beachtet werden. Viele Pendimethalin- und Prosulfocarb-haltigen Pflanzenschutzmittel haben deshalb auch die Anwendungsbestimmungen: NT145 (mindestens 300 l Wasser je ha), NT146 (Fahrgeschwindigkeit maximal 7,5 km/h), NT170 (Windgeschwindigkeit maximal 3 m/s). Werden Anwendungsbestimmungen nicht eingehalten, kann das Förderkürzungen sowie Bußgelder nach sich ziehen.
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