Neues Logistikzentrum eingeweiht
Unter dem Projektnamen ForageGO wird der Claas-Standort in Bad Saulgau modernisiert und erweitert. Mehr als 50 Mio. Euro wurden in die Standortinfrastruktur, Fertigungseinrichtungen und ein neues Logistikzentrum mit insgesamt 9600 m2 investiert. Am 6. Oktober wurde die neue Werkstruktur eingeweiht. Glückwünsche von der Landesregierung überbrachte Isabel Kling, Ministerialdirektorin im MLR.
von Matthias Borlinghaus Quelle Claas erschienen am 07.10.2025ForageGO sei weit mehr als ein reines Produktionsprojekt. Vielmehr wurde das komplette Produktangebot auf den Prüfstand gestellt und die Produktion mit sämtlichen Prozessen an das neue Produktprogramm angepasst, berichtete Ulrich Nickol. Der Standortleiter Claas Saulgau gab sich vor den zahlreichen Gästen und Managern kämpferisch, darunter auch der Generalunternehmer Hans-Jörg Reisch von der Firma Georg Reisch GmbH & Co. KG: „Wir waren und wir sind von unserer Produkt-Roadmap zu 100 Prozent überzeugt.“ Mit dem neuen Logistikzentrum solle insbesondere auch die zeitliche Synchronisation in der Fertigung weiter optimiert werden. Schließlich werden die vom Marktführer Claas in Saulgau gebauten Feldhäcksler in die ganze Welt verkauft. Für die Jaguar-Modelle habe man mit der jüngst vorgestellten Feldhäcksler-Baureihe Jaguar 1000 eine weitere Leistungsklasse geschaffen. Die Modellpalette reicht von 300 bis 1100 PS, was die Komplexität für die Produktion deutlich erhöht habe. „Das ist eine Ansage an den Markt, die uns weiter antreiben und die Marktposition sichern wird“, meinte Nickol.
Um die Produktionskapazitäten am Standort mit aktuell 850 Mitarbeitenden auszubauen, investiert das Unternehmen 50 Mio. Euro in ein neues Logistikzentrum für die Produktion und in zusätzliche Montageflächen. Eine Investition, mit der auch die Arbeitsplätze vor Ort gesichert werden, freute sich Nickol und bedankte sich bei der Konzernspitze für die Unterstützung. Auch bei den Mähwerken und den Anbaugeräten wie den Wendern und Schwadern mit bis zu 15 Meter Arbeitsbreite würden die Herausforderungen für die Fertigung und die Logistik zunehmen. Sämtliche Großmaschinen würden ab sofort im modernisierten Montagelayout gefertigt, das optimal auf die gestiegenen Kapazitätsanforderungen zugeschnitten ist.
Kompetenzzentrum für Futtererntetechnik
„Bad Saulgau ist ein zentraler Bestandteil der Claas-Gruppe und steht für Innovationskraft und Qualität in der Futterernte. Der Standort genießt international einen exzellenten Ruf – und genau darauf bauen wir die nächsten Wachstumsschritte auf“, so COO Thomas Spiering, Mitglied der Konzernleitung. In seiner Laudatio sprach Spiering von einem Standort-Projekt, das als Gradmesser für den Industriestandort Deutschland dient. „Das ist nicht nur ein Projekt, sondern es geht angesichts der Flächenkonsolidierung über mehrere Jahre um ein Strukturprojekt. Wir sind sehr dankbar, dass dies mit so vielen Partnern umgesetzt werden konnte“, bedankte sich Spiering bei allen Beteiligten. Er zeigte sich gespannt, wie sich die Investition in Zukunft auszahlen wird, an einem traditionsreichen Standort dessen Geschichte im Jahr 1872 mit der Firma Bautz begonnen habe. Innerhalb der Claas-Gruppe habe sich der Standort Bad Saulgau im Laufe der Jahre von einem breiten Zulieferer zu einem integralen Systempartner entwickelt, der heute als das Kompetenzzentrum für Futtertechnik angesehen werde.
Neue Logistikkonzepte und angepasstes Montagelayout
Nach knapp einem Jahr Bauzeit geht das neue Logistikzentrum nun Anfang Oktober pünktlich zur neuen Saison in Betrieb. 90.000 m3 Boden mussten bewegt werden, um dessen Bau direkt neben der bestehenden Montagehalle vorzubereiten. Das neue Logistikzentrum besteht aus einem vollautomatischen Lager für Kleinladungsträger und Europaletten, einem Kommissionierbereich, Lagerplätzen für große, lackierte Komponenten und einem Wareneingang, in dem auch nachts bis zu drei Lkw gleichzeitig entladen werden können. Die angelieferte Ware wird mit Kameras gescannt und erfasst, den Komponenten zugeordnet und anschließend im Hochregallager mit 6000 Plätzen abgelegt. Innerhalb von einer Stunde lassen sich rund 150 Ein- und Auslagerungen realisieren. Das Lager für die Kleinteile hat 16.000 Plätze und bis zu 260 Ein- und Auslagerungen pro Stunde, daran anschließend folgt ein Kommissionslager, über das die Teile für ein spezielles Produkt zusammengestellt und dann in die Montagehalle gefahren werden. Künftig sollen im neuen Logistikzentrum rund 80 Mitarbeiter eine Beschäftigung finden und vermutlich im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten, so der Plan. Um die gesamte Werksfläche von neun Hektar auf heute 18 Hektar zu verdoppeln, habe es insgesamt rund zehn Jahre gedauert. Flächen wurden getauscht mit Kaufland, ein Gebäude von toom Baumarkt zugekauft und als Montagehalle umgebaut beziehungsweise ins Werkgelände integriert. Im Zuge der Baumaßnahmen mussten zwei öffentliche Straßen schrittweise umgeleitet und das Stromnetz erneuert werden.
Ein Mutmacher für die Region
Ministerialdirektorin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR), Isabel Kling, die selbst in Bad Saulgau in die Schule gegangen ist, lobte die Investitionsentscheidung und Standorttreue des Unternehmens im Namen der Bäuerinnen und Bauern und versprach Claas die volle Unterstützung der Landesregierung. „Wir sind sehr stolz, dass Sie Teil unserer Wirtschaft sind.“ Und: „Wir brauchen Kommunalpolitiker, die verstehen, dass ein Land lebt und wächst, indem man ermöglicht und nicht verhindern“, bedankte sich Kling bei der Stadt und zeigte sich gegenüber dem Management technikbegeistert. „Sie helfen seit über 120 Jahren mit, dass junge Menschen sich entscheiden, in der Landwirtschaft zu bleiben.“
Der Saulgauer Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller zeigte sich persönlich und auch im Namen der Bürger eng verbunden mit Claas. „Wir sind dankbar, dass Sie 1969 nach Bad Saulgau gekommen sind und mit der Übernahme der Landtechnikfirma Bautz die Erfolgsgeschichte weitergeführt haben.“ Laut Osmakowski-Miller habe fast jede Familie in Saulgau ihre Wurzeln in der Landwirtschaft. „Hier sind Innovation, Verlässlichkeit und Zusammenhalt zuhause“, so Osmakowski-Miller. Angesichts der engagierten Menschen sei der Standort längst nicht nur aus monetärer Sicht ein Gewinn für die Claas-Gruppe. Umgekehrt wären für die Bürger der Stadt ohne die Gewerbesteuern von Claas viele Aktivitäten nicht möglich, ebenso gab es nun im Zuge der Standorterweiterung auch für die Stadt neue Perspektiven für die Entwicklung. Claas ist nach der Knoll Maschinenbau GmbH der zweitgrößte Arbeitgeber in Saulgau.
Ausblick
Aktuell wird bei Claas die nicht mehr in Betrieb befindliche Gießerei abgerissen. Dabei entsteht mitten auf dem Werksgelände eine zusätzliche Fläche von 10.700 m2, die in den kommenden Jahren überbaut werden kann. Bereits für 2026 ist der Bau eines neues Konfigurationszentrums mit rund 1700 m2 geplant, um kundenspezifische Umbauten, Produktaudits und Nacharbeiten durchzuführen. Bereits im April dieses Jahres wurde auf 70.000 m2 nahe des Claas Werks der neue Standort der Spedition Grieshaber in Betrieb genommen, an dem alle Aktivitäten rund um den Versand gebündelt werden. Direkt nach der Produktion übernimmt die Spedition Grieshaber die fertigen Produkte. Diese werden zunächst zwischengelagert, dann kommissioniert und schließlich an Kunden in aller Welt verschickt. Dies erfolgt sowohl per Lkw-Transport direkt zu den Claas-Vertriebspartnern als auch per Container auf dem Seeweg.
Über Claas
Das 1913 gegründete Familienunternehmen Claas ist einer der weltweit führenden Hersteller von Landtechnik. Das Unternehmen mit Hauptsitz im westfälischen Harsewinkel ist Weltmarktführer bei Feldhäckslern. Die europäische Marktführerschaft besitzt Claas darüber hinaus bei Mähdreschern. Claas beschäftigt 12.000 Mitarbeitende weltweit und erzielte im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von fünf Milliarden Euro.



Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.