Leere Apfelsilos im ganzen Land
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Die Fruchtsafthersteller im Land sehen sich in diesem Jahr vor der schlechtesten Ernte der letzten Jahrzehnte. Lisa Häussermann von der gleichnamigen Kelterei in Neckartailfingen erinnert sich, dass es zuletzt im Jahr 1991 eine ähnlich miserable Ernte gegeben hat. Besonders hart trifft es die Betriebe, die wie Häussermann ausschließlich heimisches Streuobst verarbeiten. Dort rechnet man dieses Jahr mit einer Menge von nur 5 bis10 Prozent einer normalen Ernte. Die wenigen Bäume, die ein paar Äpfel tragen, werden oftmals nicht abgeerntet oder das Obst wird für den Eigengebrauch verwendet. Zum Glück gibt es aber auch Leute, die mit nur einem einzigen Eimer Äpfel zur Kelterei kommen. Auch diese kleinen Mengen werden in diesem Jahr dankbar angenommen.
Streuobsternte im Miniformat
Nicht viel anders sieht es im übrigen Land aus. Vom Odenwald bis zum Bodensee liegt die Erntemenge zwischen 20 und 30 Prozent einer Normalernte. Damit fällt der vom Verband der Deutschen Fruchtsaftindustrie geschätzte Ernterückgang beim Streuobst von 65 Prozent in Baden-Württemberg noch gravierender aus. Während in einem guten Jahr im Land rund 500.000 Tonnen Äpfel geerntet werden, rechnet der Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft mit höchstens 100.000 Tonnen. Die Preise für Mostobst liegen zwar überall im deutlich zweistelligen Bereich, aber auch das hilft nicht viel - es gibt einfach kaum Obst.
Von Glück kann die Kelterei reden, die noch Restbestände aus dem Vorjahr in den großen Tanks lagert. Alexander Mayer von Stuttgarts einziger Kelterei ist sich aber sicher, dass der geschützte „Stuttgarter Apfelsaft“ im kommenden Jahr ausgehen wird. Die wenigen Tonnen Äpfel, die bisher angeliefert wurden, waren schneller gepresst als das Reinigen der Anlage im Anschluss gedauert hat.
Apfelsaft wird teurer
Die Knappheit wirkt sich am Markt aus. Weil auch in den anderen Obstregionen Europas ein deutlicher Ernterückgang zu verzeichnen ist, wird der Preis für Apfelsaft steigen. Einen kleinen Funken Hoffnung haben die Keltereien, wenn nach dem derzeit verhaltenen Wetter ein paar schöne Herbsttage anstehen. Vielleicht lädt das den einen oder anderen Obstwiesenbesitzer dazu ein, seine Äpfel aufzulesen. Einige Betriebe appellieren bereits an private Gartenbesitzer, ihr Obst abzuliefern. In diesem Jahr zählt jeder Apfel.
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