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Blick auf den Schweinemarkt 2017

Mastschweine und Ferkel unter Druck

Die Märkte für Schlachtschweine und Ferkel starten mit gedrückten Preisen ins neue Jahr. Die Rahmenbedingungen sind für beide Branchen nicht einfach. Die Afrikanische Schweinepest gilt als ernste Bedrohung, der Verbrauch von Schweinefleisch in der EU sinkt und das 2019 anstehende Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration könnte den Strukturwandel beschleunigen.
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Vor einem Jahr war zumindest die wirtschaftliche Lage der Schweinehalter besser. Das Jahr 2017 begann mit Preisen für Schlachtschweine über dem Niveau der Vorjahre. Die Preise stiegen im Frühjahr an und blieben bis zum Spätsommer über den Preisen der letzten Jahre.

Veränderte Lage im Spätsommer

Im September wurde der Preis von 2016 unterschritten. Am Ende des Jahres 2017 übte die Schlachtbranche wieder Druck auf die Preise aus. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften empfiehlt in der Kalenderwoche 52 einen Preis von 1,37 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Die Schlachtungen für das Weihnachtsgeschäft sind kurz vor dem Jahreswechsel bereits durchgeführt, durch die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage fallen für Schlachtbetriebe Schlachttage aus.
2017 wurden in Deutschland bis zur Kalenderwoche 49 rund 47,87 Millionen Schweine geschlachtet, die Zahl der Schweineschlachtungen lag damit bisher 1,1 Prozent unter dem Vorjahr. Von diesen Schweinen hatten in den ersten neun Monaten 93 Prozent eine inländische Herkunft, 7 Prozent kamen aus dem Ausland wie Belgien, Dänemark und den Niederlanden. Auch in der EU lagen die Schlachtungen mit 259 Mio. leicht unter dem Vorjahresniveau.


Weniger Schweinefleisch gekauft

Stärker ging nach Auswertungen des Marktforschungsunternehmens GFK die Nachfrage der privaten Haushalte in Deutschland zurück. Von den privaten Haushalten wurde 7 Prozent weniger Schweinefleisch nachgefragt, auch in der EU liegt der Verbrauch um 0,1 kg unter dem Vorjahr, in einigen Ländern ist die Nachfrage rückläufig. Bei einem positiven Außenhandelssaldo in Deutschland ist die Bedeutung des Exports für die Preisentwicklung bei Schlachtschweinen hoch.

International herrscht Preisdruck

Anbieter aus den USA, Kanada oder auch aus Brasilien bieten Schweinefleisch günstig an, der starke Euro macht den Wettbewerb für die EU-Mitglieder schwierig. 80 Prozent des Schweinefleischs, das in den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 aus Deutschland in Drittländer exportiert wurde, ging nach Asien. Nicht nur in China und Honkong werden Schweineprodukte geschätzt, sondern auch in Japan, Südkorea und auf den Philippinen. Die EU exportierte 2017 gut 25 Prozent weniger Schweinefleisch nach China und auch aus Deutschland wurden 55 Prozent weniger Fleisch in dieses Zielland exportiert, die chinesischen Behörden stoppten 2017 für dreieinhalb Monate den Export aus zwei deutschen Betrieben. Nach den Niederlanden und Italien ist China auch nach dem Rückgang der Ausfuhren 2017 eines der wichtigsten Zielländer für deutsches Schweinefleisch.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) stellt derzeit für die schweinehaltenden Betriebe in Deutschland eine ernste Gefahr dar. Der russische Einfuhrstop für Schweinefleisch aus der EU im Februar 2014 wurde mit dem Auftreten der ASP bei Wildschweinen in Litauen und Polen begründet, erst später wurde die Einfuhrsperre aus politischen Gründen fortgesetzt.

ASP hat EU-Grenze überwunden

Von der ASP sind im Tierseuchenmeldesystem der EU derzeit 258 Fälle beim Hausschwein und 3493 Fälle beim Wildschwein gemeldet. Mitte 2017 wurden erste Fälle der ASP bei Wildschweinen im Osten Tschechiens bestätigt, in Polen wurden Ende des Jahres Fälle bei Wildschweinen in der Nähe der Hauptstadt Warschau gemeldet.
Die Afrikanische Schweinepest hat sich weiter nach Westen vorgearbeitet und ist nur noch etwa 400 Kilometer von der Grenze Deutschlands entfernt. Bei einem Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch in Deutschland von über 120 Prozent – gegenüber 80 Prozent in den 1990er Jahren – stellt sich die Frage wie Importländer innerhalb und außerhalb der EU und der nationale Markt auf einen ASP-Fall beim Wildschwein in Deutschland reagieren werden.

Preisrutsch bei Ferkeln

Nach einem Start ins Jahr 2017 mit Ferkelpreisen über 55 Euro gab es bei den Preisen bis Juli eine stetige Entwicklung nach oben. Ab April kamen die steigenden Schweinepreise hinzu, sodass in der Kalenderwoche 9/2017 erstmals der Erlös von 60 Euro pro Ferkel überschritten wurde. Der Schlachtschweinemarkt spielte teilweise dem Ferkelmarkt zu, die Ferkelpreise folgten den Schlachtschweinepreisen. In der zweiten Jahreshälfte gingen die Ferkelerlöse zurück. Anfang Oktober fielen sie unter das Vorjahresniveau. Die Sauenherde hat sich nach der Viehbestandserhebungen im Mai dieses Jahres in Deutschland wie in Baden-Württemberg um 4 Prozent verringert. Im Land nahm die Zahl der Zuchtsauenhalter um 9 Prozent ab, inzwischen gibt es im Land nur noch rund 1000 Zuchtsauenhalter.

Die Grenzen der Mast

Aufgrund der sinkenden Temperaturen im Winterhalbjahr stallen zwar viele Schweinemäster schnell wieder Tiere ein, um ein Auskühlen der Gebäude zu vermeiden. Die Düngeverordnung kann für Mastbetriebe mit höherem Tierbesatz Düngungsobergrenzen ergeben, die zu beachten sind und die Einstallung von Ferkeln beeinflussen. Auch der Preisrückgang bei Schlachtschweinen zum Jahresende übt Druck auf die Ferkelpreise aus. Es ist zu befürchten, dass das 2019 anstehende gesetzliche Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration einen weiteren negativen Einfluss auf die Bestände und Zahl der Betriebe haben wird. Offen ist derzeit, ob Ferkelerzeuger die Zusatzkosten über den Markt erlösen können.

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