Zwiewuchs bremst den Gerstendrusch
- Veröffentlicht am

Im badischen Rheintal werden Winter- und Sommergerste, Weizen und Raps gedroschen; in Württemberg und Nordbaden waren zu Wochenbeginn vielfach Wintergerste und Raps geerntet. Die Getreideernte im badischen Rheintal bringt insgesamt durchschnittliche Erträge bei meist ordentlichen Qualitäten. „Es gibt nichts zu jammern, vor allem wenn man das mit der Lage in Nord- und Ostdeutschland vergleicht“, diese Ansicht wird von den Marktbeteiligten immer wieder geäußert.
Das Vorjahresniveau beim Winterweizen in Baden wird mehr oder weniger deutlich unterschritten, Landwirte und Erfasser berichten über Erträge, die zumeist im Bereich von 6,5 bis 8 Tonnen je Hektar (t/ha) liegen. In der Spitze werden 9,5 t, als unteres Ende 4,5 t/ha genannt – da fehlte dann auf leichteren Standorten das Wasser. Die Hektolitergewichte sind erfreulich: „76 Kilogramm und aufwärts“, stellt ein Erfasser fest. Die Proteinwerte liegen meistens, aber nicht immer, auf dem erwünschten Niveau.
Nichts zu beanstanden gibt es bei den Fallzahlen. Erhöhte Mykotoxin-Werte treten nur bei Einzelpartien auf, die teils vor der Ernte geäußerten Befürchtungen bewahrheiten sich offenbar nicht. Zügig geht die bereits in den letzten Junitagen gestartete Weizen-Ernte voran, kommende Woche startet sie auch in den späteren Gebieten in Südbaden.
Feste Preistendenz beim Weizen
Preislich geben die Meldungen über die regional sehr enttäuschende Ernte in Deutschland und schwache Ernten in anderen europäischen Ländern dem Markt eine feste Grundtendenz. Für B-Weizen an den Rheintäler Wasserplatz ließen sich am Dienstag, 10. Juli 2018, Erzeugerpreise von um die 165 Euro/t realisieren.
Auch bei der Winterfuttergerste sind die Hektolitergewichte gut, die Erträge liegen zwischen 6 und 8 t/ha, für das Rheintal ein zufriedenstellendes Niveau. Die Winterbraugerste drischt mit 6 bis 7 t/ha auf durchschnittlichem Niveau. Die Proteinwerte liegen im erwünschten Rahmen, in einzelnen Fällen gibt es Ausreißer nach unten. Auch die Sortierung passt meistens, bei einzelnen Partien sind allerdings Abstriche zu machen.
Weniger zufrieden ist man mit den Erträgen bei Sommergerste, die bisher ausschließlich im Rheintal geerntet wurde. Während im südlichen Rheintal noch von durchschnittlichen Erträgen berichtet wird, sieht es weiter nördlich knapper aus und Mindererträge von 25 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr treten auf. Die Proteinwerte sind tendenziell niedrig, mit Ausreißern in den sehr niedrigen Bereich. Die Preise sind auch hier fest, die Landwirte erfüllen Kontrakte, halten aber angesichts der Hoffnung auf eine weitere Preisbefestigung die restliche Ware fest.
Raps kommt nicht über 4 Tonnen hinaus
Beim Raps ist das Bild nicht ganz einheitlich: Es gibt viele Stimmen, die enttäuscht sind und von Erträgen um die 3 t/ha im Rheintal berichten. Andere Erfasser sprechen über Erträge von 3,5 bis 4 t/ha. Erste Meldungen deuten auf sehr stark streuende Ölgehalte hin, von 38 bis 46 Prozent ist alles dabei. In den etwas späteren Gebieten läuft die Ernte jetzt erst an. Marktseitig werden Hoffnungen auf feste bis steigende Preise durch die knappe EU-Rapsernte geäußert.
Wintergerste in Württemberg reift länger
In Württemberg erhält der Erfassungshandel teils weniger Winterfuttergerste als erwartet. Die Futtergerste wird zwar auch unter Landwirten direkt gehandelt. Dennoch bleiben die erfassten Mengen mancherorts hinter der Planung zurück. Zwei Gründe kämen für den Rückstand in Frage: Erstens wetterbedingt niedrigere Erträge als unter optimalen Bedingungen. Und zweitens Zwiewuchs, häufig in Fahrgassen zu sehen sowie auf Trockenstandorten, wo die Gerste nach lokalen Regenfällen nachgetrieben hat. Die noch grünen Körner der späten Triebe veranlassen die Landwirte, die Gerste länger reifen zu lassen als üblich. Ungleich reife Körner müssten getrocknet werden, sonst leidet die Lagerfähigkeit.
Im Kraichgau war die Wintergerstenernte zu Wochenbeginn schon fast beendet. Die Erträge streuen breit mit 6 bis 9 Tonnen pro Hektar (t/ha) und liegen gut fünf Prozent unter dem Vorjahr. Die „sehr gute“ Qualität zeige sich mit Hektolitergewichten im Schnitt von 66 bis 67 kg/hl, gefordert sind 63 kg/hl. Im württembergischen Unterland zwischen Heilbronn und Stuttgart bringt die Futtergerste 5 bis 8 t/ha. Dennoch sind die Mengen teils höher als befürchtet. Die Qualität passt mit Werten von 64 bis 72 kg/hl. In Hohenlohe waren die Mähdrescher bis auf Höhen von etwa 500 Meter vorangekommen. Die Wintergerste bringt dort mit 6 bis 7,5 t/ha mindestens 15 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr.
Preise: Vertragsfreie Winterfuttergerste ex Ernte, frei Gosse, taxierte der Handel zu Wochenbeginn auf rund 130 Euro/t, netto. Das ist etwas mehr als im Vorjahr. Die Ware kam überwiegend naturtrocken an die Gosse. Die Trocknungskosten bleiben überwiegend stabil, nur vereinzelt wurden sie angehoben. Winterbraugerste bringt in Württemberg eine gute, teils „überragende Qualität“, berichten Erfasser. Die Vollgerste liege deutlich über 90 Prozent, die Eiweißgehalte meist unter der Höchstgrenze von 11,5 Prozent. Die Erträge sind mit 5,5 bis 7 t/ha etwas niedriger als im Vorjahr. Preise wurden nicht genannt.
Rapspreis in der Warteschleife
Durchweg enttäuscht sind die Erfasser vom Raps. In frühen und mittleren Lagen Nordbadens und Württembergs bringt die schwarze Ölsaat keine Spitzenwerte: Die Spanne reicht von 2,5 bis 4 t/ha. Dagegen wird von höheren Ölgehalten berichtet, in Nordbaden etwa 42 bis 44 Prozent, gefordert sind 40 Prozent. Preise: Als mögliche Erzeugerpreise wurden für vertragsfreie Ware, ex Ernte, frei Gosse 315 bis 330 Euro/t genannt. Die Angaben seien aber kaum von praktischer Bedeutung, hieß es, weil zu diesen Preisen kein Landwirt verkaufen will. Nach Einschätzung der Erfasser sei „die Marktlage sehr unübersichtlich“. Aufgrund der europaweit wohl nicht bedarfsdeckenden Ernte müssten die Rapspreise steigen. Mit einem kurzfristigen Anstieg wird aber nicht gerechnet.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.