Deckungsbeitrag leicht gefallen
Im Rinderreport 2019 sind die Betriebszweigauswertungen von 333 konventionell sowie 33 ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieben aus den Beratungsorganisationen aus Baden-Württemberg zusammengefasst. Nach dem sehr guten Wirtschaftsjahr 2017/2018 haben sich die Ergebnisse 2018/19 wieder etwas verschlechtert. Gleichwohl liegt das ökonomische Ergebnis in 2018/19 immer noch über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Wichtige Kennzahlen finden Sie in der BWagrar-Printausgabe, Ausgabe 45.
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In Baden-Württemberg gab es Ende 2018 noch rund 6300 milchviehhaltende Betriebe mit durchschnittlich rund 50 Kühen pro Betrieb. Die vorliegende Auswertung beruht demnach auf Daten von etwa sechs Prozent der Milchviehbetriebe und zwölf Prozent der Milchkühe in Baden-Württemberg. Die Report-Betriebe sind mit im Schnitt 97 Kühen je Betrieb etwa doppelt so groß wie der Landesdurchschnitt. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse überdurchschnittlich sind und nicht eins zu eins auf die gesamte Milchviehhaltung im Land übertragen werden können.
Höherer Kraftfutteraufwand
Ein wichtiges Ergebnis ist: Der Deckungsbeitrag (DB) fiel um 120 Euro auf 2186 Euro pro Kuh. Das sind immer noch etwa 300 Euro mehr als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre mit 1875 Euro. Der Milchpreis (Bruttoauszahlungspreis Molkerei, inklusiv aller Zuschläge) lag bei 41,2 Cent/kg Milch und damit 0,7 Cent/kg niedriger als im Vorjahr. Die variablen Kosten stiegen um 95 Euro pro Kuh. Dies war im Wesentlichen bedingt durch einen höheren Kraftfutteraufwand (+82 Euro). Eine Ursache dürfte die Futterknappheit in vielen Regionen in den Jahren 2018 und 2019 sein.
Milchmenge leicht gestiegen
Nach dem deutlichen Anstieg im vergangenen Jahr ist die Milchleistung nochmals um 170 kg/Kuh auf 8607 kg ECM (Fett und Eiweiß korrigierte Milchmenge) gestiegen. Die Grundfutterleistung ist, bedingt durch den gestiegenen Kraftfutteraufwand, leicht auf 3556 kg pro Kuh gefallen.
Was zeichnet die erfolgreichen Betriebe aus?
Beim DB liegt ein Unterschied von rund 1000 Euro zwischen unterem und oberem Viertel oder je 500 Euro zum Durchschnitt vor. Die erfolgreichen Betriebe melken etwa 2200 kg Milch/Kuh mehr als die weniger erfolgreichen. Betrachtet man gleichzeitig den Aufwand (variable Kosten), so erkennt man, dass dieser bei den erfolgreichen Betrieben lediglich 110 Euro höher ausfällt als bei den weniger erfolgreichen. 2200 kg höhere Leistung mit 110 Euro mehr Aufwand, das scheint ein Schlüssel zum Erfolg. Es gibt aber noch weitere Unterschiede. Die Grundfutterleistung ist bei den erfolgreicheren Betrieben um 1500 kg höher und der Kraftfutteraufwand pro kg Milch um 35 g niedriger. Die besseren Betriebe haben eine um 3,2 Prozent geringere Bestandsergänzung; die kalkulierte Lebensleistung ist um 11.000 kg höher und die Kälberverluste liegen um zwei Prozent niedriger. Rechnet man die Differenz beim DB zwischen oberem und unterem Viertel (1000 Euro) auf den Durchschnittsbetrieb mit 97 Kühen hoch, ergibt sich ein Unterschied von rund 97.000 Euro pro Betrieb und Jahr. Diese Zahl legt die Potenziale in der Milchviehhaltung offen.
Weitere Erkenntnisse der Auswertung
- Je höher die Grundfutterleistungen desto höher die Deckungsbeiträge.
- Je älter die Kühe, desto höher der DB.
- Inzwischen melken rund 27 Prozent (Vorjahr 23 Prozent) der ausgewerteten Betriebe mit Robotermelktechnik. Die Roboterbetriebe haben im vorliegenden Auswertungszeitraum einen Leistungsvorsprung von rund 450 kg Milch/Kuh und einen um 45 Euro höheren Deckungsbeitrag.
- Von den 333 Betrieben hatten nur noch 13 Betriebe einen Anbindestall. Diese 13 Betriebe hielten im Durchschnitt 34 Kühe.
- Das bevorzugte Fütterungssystem ist die aufgewertete Mischration (circa 88 Prozent).
Wie liegen die Ökobetriebe im Vergleich?
Trotz geringerer Milchmenge liegt der DB der 33 Ökobetriebe um 150 Euro höher (Vorjahr: plus 280 Euro). Hauptgrund ist der höhere Milchpreis. Der Preisunterschied beträgt in der Auswertung 12,3 Cent/kg Milch (Vorjahr 12,6 Cent). Weiter haben die Ökobetriebe einen niedrigeren Kraftfutteraufwand/kg Milch und eine geringere Bestandsergänzung.
Ansatzpunkte zur Verbesserung
Die DB-Auswertung dient in erster Linie der Standortbestimmung des Betriebes. Sie liefert die Möglichkeit, Schwachstellen aufzudecken und bietet so Ansatzpunkte für Verbesserungen. Der Vorteil dieser DB-Auswertung ist zum einen eine zeitnahe Auswertung, im Vergleich zu Auswertungen auf Basis Buchführungsabschluss, und zum anderen sind die Auswertungsparameter leicht nachvollziehbar. Ist zum Beispiel der Kraftfutteraufwand zu hoch, kann schnell gehandelt werden. Für eine Betrachtung des Gesamtbetriebes wird im Rinderreport in einem zweiten Schritt bis zu den Vollkosten weitergerechnet. Dazu werden ausgehend vom individuellen DB Grundfutter-, Gebäude-, sowie Lohnkosten beziehungsweise Lohnansatz kalkulatorisch abgezogen. Kalkulatorisch bedeutet, es werden keine tatsächlichen Kosten auf den jeweiligen Betrieben erfasst, sondern es wird mit Durchschnittswerten gerechnet. Dies erlaubt, ausgehend von einzelbetrieblich ermittelten Deckungsbeiträgen, bis zu den Vollkosten/kg Milch weiter zu rechnen. Das Ergebnis wird als „kalkulatorisches Betriebszweigergebnis“ bezeichnet. Dieses lag im Schnitt der Betriebe bei 67 Euro/Kuh. Nur in sehr guten Jahren wurde hier in den vergangenen fünf Jahren ein positives Ergebnis erreicht (Tabelle 1). Aus dieser kalkulatorischen Betrachtung lässt sich ein kostendeckender Milcherlös aufzeigen, der im vergangenen Jahr im Durchschnitt der Betriebe bei 38,8 Cent/kg ECM lag.
Hinweis: Der Rinderreport 2019, 42 S., kann bei der LEL unter der Tel. 07171/917-100 zum Preis von 20 Euro angefordert werden.
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