Weizenerzeugung niedriger als der Bedarf
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Der Internationale Getreiderat (IGC) hat erstmals seine Prognose für das kommende Wirtschaftsjahr 2023/24 veröffentlicht. In seiner aktuellen Schätzung avisiert er die weltweite Weizenerzeugung auf rund 787 Millionen Tonnen. Damit dürfte die Welternte nach vier aufeinanderfolgenden Anstiegen erstmals wieder zurückgehen, aber dennoch auf überdurchschnittlich hohem Niveau bleiben.
Der Grund für das Minus zum Vorjahr ist die voraussichtlich kleinere globale Anbaufläche sowie die Erwartung, dass der Rekordertrag des Vorjahres nicht wiederholt werden kann. Die Weizenernte der acht wichtigsten Exporteure wird mit 387 Millionen Tonnen rund 14 Millionen Tonnen unter dem Vorjahr gesehen. Vor allem Russland dürfte seine Rekordernte 2022 mit 95,4 Millionen Tonnen im laufenden Kalenderjahr deutlich verfehlen. Infolge einer geringeren Anbaufläche und einer Rückkehr zu den Trenderträgen wird die Gesamterzeugung Russlands voraussichtlich auf 82,8 Millionen Tonnen zurückgehen.
Angesichts der Ungewissheit über die Anbauflächen in den unkontrollierten Gebieten in der Ukraine ist die Prognose des IGC zur Erzeugung von 20,2 Millionen Tonnen, was im Jahresvergleich ein Rückgang von 5 Millionen Tonnen wäre, mehr als vage.
Der weltweite Bedarf an Weizen soll trotz der geringeren Verfügbarkeit um 5 auf 794,3 Millionen Tonnen zunehmen. Das fußt auf den beträchtlichen Anfangsbeständen. Auch hier ist die Prognose bedingt durch den Krieg in der Ukraine und die äußerst unsicheren globalen Wirtschaftsaussichten mit Vorsicht zu genießen. Indes könnte das anhaltende Bevölkerungswachstum dazu führen, dass der weltweite Nahrungsmittelverbrauch im Wirtschaftsjahr 2023/24 um 1,4 Prozent auf 552,5 Millionen Tonnen steigt. Der größte Teil des Zuwachses wird in Asien erwartet, insbesondere in Indien, Iran, Pakistan und China.
Aufgrund der geringeren Verfügbarkeit und eines größeren Verbrauchs dürften die Vorräte zum Ende des Wirtschaftsjahres 2023/24 verglichen mit denen im Vorjahr um 7,3 auf 279 Millionen Tonnen schrumpfen. Allerdings wird für China ein erneuter Bestandsaufbau um 3,3 auf 143 Millionen Tonnen prognostiziert. Das kann den Abbau in anderen Ländern allerdings nicht kompensieren.
Potenziell geringere Exportüberschüsse in den Hauptlieferländern in Verbindung mit einem stärkeren Wettbewerb von Futtermittelalternativen könnten den Weltweizenhandel in der Saison 2023/24 eindämmen. Der IGC schätzt den Welthandel auf rund 194,9 Millionen Tonnen, das wäre ein Rückgang von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Russland wird mit voraussichtlich 42 Millionen Tonnen der weltgrößte Exporteur bleiben, auch wenn das 1,5 Millionen Tonnen weniger sind als im Wirtschaftsjahr 2022/23. Der Exportüberschuss wird zu einem weitaus größeren Anteil als früher aus den Vorräten gespeist. Demgegenüber wird das absehbar geringere Angebot die Ausfuhren aus Australien, Kasachstan und der Ukraine einschränken. Andere wichtige Exportländer könnten daher ihre Marktpräsenz möglicherweise ausbauen. So taxiert der IGC die Weizenexporte der EU-27 auf 33,5 Millionen Tonnen. Das ist ein Anstieg von 1 Million Tonnen gegenüber dem Vorjahr und markiert ein Vier-Jahres-Hoch.
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