Fruchtsaft
Kleine Streuobsternte geschätzt
Wassermangel, Wind und Frost setzen dem Streuobst in Deutschland zu. Deshalb hängt dieses Jahr wohl erneut nur eine kleine Ernte in den Bäumen.
- Veröffentlicht am

Der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e. V. (VdF) hat seine Fruchtbehangschätzungen diese Woche abgeschlossen und prognostiziert für den Herbst eine schwache Streuobsternte von rund 300.000 Tonnen. „In den vergangenen Jahren wiederholen sich leider zunehmend schwache Apfelernten im Streuobstbereich, was für die heimischen Fruchtsafthersteller die Apfelsaftproduktion erschwert, da sie ihre Lagertanks in den vergangenen Jahren nicht ausreichend auffüllen konnten“, beschreibt VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger den Ausblick auf die Streuobstsaison 2023.
Wassermangel, Wind und Frost
Wesentlicher Faktor für die schlechte Ernte ist die fehlende Wasserversorgung, aufgrund derer die Bäume nach vier trockenen Sommern mit unzureichenden Niederschlagsmengen nicht mehr ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt werden. So ist in einigen Gebieten der Grundwasserspiegel um ein bis zwei Meter gesunken, was es den Wurzeln unmöglich macht, diese Wasserspeicher zu erreichen. Zudem hat sich in den vergangenen Jahren der Beginn der Blüte um rund zwei Wochen vorverlagert, sodass die empfindlichen Blüten durch die kalten Nächte gefährdet waren. Diese Faktoren führten zusammen mit dem seit März nahezu permanent anhaltendem Wind zu einem verstärkten Abwurf von Früchten. Dieses Phänomen ist auch als Junifall bekannt, wenn die Bäume gesunde Früchte abwerfen, um die verbleibenden Äpfel ausreichend versorgen zu können.
Generell ist der Bestand der Streuobstwiesen durch die Auswirkungen des Klimawandels gefährdet. Durch die anhaltenden Hitzeperioden im Sommer und einem zunehmenden Wassermangel sind die Bäume geschwächt und anfälliger für Krankheiten, wie zum Beispiel dem schwarzen Rindenbrand, eine Pilzkrankheit, die zu schwarzen Stellen an der Baumrinde führt. und im schlimmsten Fall zum Absterben der Bäume führen kann. Zudem sind viele Streuobstbestände überaltert oder werden nicht mehr gepflegt und bewirtschaftet, was die Rohwarensituation für die Safthersteller von Jahr zu Jahr problematischer gestaltet.
Die Streuobstwiesen spielen jedoch nicht nur eine wirtschaftliche Rolle, sondern sind auch ein wertvolles Ökosystem mit einem botanischen Kulturgut. Über 5000 Tier- und Pflanzenarten finden hier einen Lebensraum, der dringend geschützt werden muss, fordert der Industrieverband. Die Vielfalt der Obstarten und ihre besonderen Geschmacksvarianten werden von den Fruchtsaftliebhabern geschätzt, die großen Wert auf die ausgeprägte, charakteristische Aromenvielfalt dieser meist naturtrüben Säfte legen.
Spezielle Angebote wie Streuobstwiesenapfelsäfte oder Quitten- und Birnensäfte erfreuen sich daher großer Beliebtheit, bestätigt der Branchenverband. Angesichts der großen Bedeutung des Ökosystems Streuobstwiese und des Erhalts alter Obstsorten unterstützen die Fruchtsafthersteller eigenen Angaben zufolge den Streuobstanbau unter anderem durch Pflanzaktionen oder Aufpreis-Modelle.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.