Israel, der Krieg und der Kartoffelmarkt
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Der Kartoffelanbau für den Export – und auch für die eigenen Versorgung – wird vor allem in der Negev-Wüste, nahe zum Gazastreifen betrieben. Genau dort erfolgten am 7. Oktober 2023 die Angriffe der Hamas und zwar zeitlich mitten in der Saison der Auspflanzungen für die Winterernte. Diese finden in der Regel von Mitte September bis Ende Oktober statt und bringen die größere von zwei Ernten hervor, die auch den Löwenanteil der Exporte stellt. Als Pflanzgut wird „Nachbau“ von importiertem Pflanzgut aus Europa verwendet, da so früh noch kein Material aus der Testung in Europa verfügbar ist. Der „Nachbau“ erfolgt in spezialisierten Betrieben in der sogenannten Frühsommerernte, die von Mai bis Juni geborgen wird.
Es gibt in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen Kibbuzim, die in nennenswertem Umfang Kartoffeln anbauen. Deren Flächen sind aktuell nicht alle zu erreichen, da sie nun in einem militärischen Sperrgebiet liegen. Pflegemaßnahmen und Bewässerung erfolgen nicht im erforderlichen Ausmaß. Außerdem war ein erheblicher Teil noch nicht gepflanzt. Das verbliebene Pflanzgut wurde jüngst in andere Regionen verbracht, um es dort auszupflanzen. Allerdings stehen da weniger sandige, sondern nur schwerere Böden zur Verfügung.
Arbeitskräfte fehlen
Viele ausländische Arbeitskräfte, vor allem Thailänder, haben das Land verlassen und stehen in der Landwirtschaft nicht zur Verfügung. Wegen des Arbeitskräftemangels wird von Beobachtern in den kommenden Monaten mit einer Nahrungsmittelknappheit auf dem lokalen Markt gerechnet. Besonders Gemüse ist betroffen. Im Kartoffelanbau fehlen sie aber auch, um die Bewässerung sicher zu stellen oder später die Kartoffeln aufzubereiten und zu sortieren.
Um die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen, werden Kulturen, die relativ einfach anzubauen und zu ernten sind, bevorzugt genutzt werden. Dazu gehören Kartoffeln. In ein paar Monaten könnte es dann weniger Kartoffelexporte und mehr Verkäufe auf dem lokalen Markt geben. Der wartet sowieso schon dringend auf Nachschub, auch ohne Krieg, denn der Sommerernte wurde einiges für Exporte nach Europa entnommen und nun sind die Läger weitgehend leer. Im Großen und Ganzen gehen Exporteure davon aus, dass zumindest die üblichen Programme in Deutschland aufgestellt und bedient werden können – mehr dann aber vielleicht nicht.
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