Preisanstieg nicht ausgeschlossen
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Bei einem virtuellen Yara-Scheunengespräch am 23. Januar begründete der Vertriebsleiter vor mehr als 200 Zuhörerinnen und Zuhörern seinen Ratschlag. Nach seiner Einschätzung müssten für die bevorstehende Düngesaison noch 360 Schiffe, 435 Bahntranporte und mehr als 17.000 LKW bewegt werden, um den Saisonbedarf an Stickstoffdüngern in Deutschland zum Handel und zur Landwirtschaft zu bringen. Brummert zweifelt nicht daran, dass das wie in den Vorjahren klappen wird. Aber: Ob die Lieferungen immer pünktlich vor Ort sein werden, das sei keineswegs sicher. Grundlage seien die Auslieferungszahlen deutscher Düngerhersteller von Juli bis November 2023, wonach damals erst rund die Hälfte der Ware bei den Kunden angekommen war.
Hinweis an Praktiker
Gründe für die Skepsis: In Deutschland seien LKW-Fahrer knapp, die Deutsche Bahn – auch die Güterbahn - werde im aktuellen Tarifkonflikt immer wieder bestreikt und das Hochwasser in Norddeutschland behindere den Schiffstransport. An die Praktiker unter den Zuhörern adressierte er den Hinweis: Wer bisher noch keinen Stickstoffdünger gekauft habe, sollte sich zumindest umgehend beim Handel erkundigen, ob der eigene Bedarf für die erste Gabe vorrätig sei. Und den Bedarf für die zweite Gabe solle man am besten auch gleich ordern.
Um das Preisrisiko beim Düngerkauf zu senken, empfahl der für die Südhälfte Deutschlands, die Schweiz und Österreich zuständige Vertriebsleiter, immer wieder kleinere Getreidemengen zu verkaufen und im Gegenzug Betriebsmittel einzukaufen. „Wer beim Betriebsmittelkauf alles auf eine Karte setzt, der zockt“, meinte Brummert. Um die Nährstoffeffizienz beim Düngen zu steigern, seien Stickstoff-Schwefel-Dünger hilfreich, da der Schwefel die Stickstoffaufnahme fördere. Auch die Streuqualität des Düngerstreuers im Blick zu haben, gehört für den Industrievertreter zur effizienten Düngepraxis.
Steigende Preise nicht ausgeschlossen
Beim Ausblick auf die mögliche Marktentwicklung seien höhere Stickstoffpreise nicht auszuschließen: „Ja, ich kann mir vorstellen, dass die Preise steigen“, sagte Kaufmann Brummert. Denn nach seiner Einschätzung sind die Zeiten des rückläufigen Verbrauchs mineralischen Stickstoffs vorbei. Bis im vergangenen Wirtschaftsjahr sank der Verbrauch von Reinnährstoff um 40 Prozent von einst 1,8 Mio. Tonnen auf 1,1 Mio. Tonnen, „die Talsohle ist erreicht“. Die Tierbestände schrumpfen, damit sinke der Anfall organischen Stickstoffs, der durch die mineralische Variante ersetzt werden müsse. Außerdem seien die N-min-Werte nach den umfangreichen Regenfällen niedrig. Die Grünlanddüngung schätzt der Westfale stabil ein.
Bei der obligatorischen Flächenstilllegung rechnet er mit einem Produktionsausfall von weniger als vier Prozent, da die Landwirte wohl nicht ihre produktivsten Flächen in die Brache einbringen werden. Welchen Stickstoffbedarf die im Frühjahr nach den Überflutungen frisch eingesäten Bestände haben werden, sei noch nicht abzuschätzen. Eine weitere Rolle spielt die internationale Nachfrage für Harnstoff, das weltweite Stickstoff-Leitprodukt. Je nachdem, welche Weltregion gerade einen höheren oder niedrigeren Harnstoffbedarf habe, desto höher oder niedriger fielen auch die Preise für Kalkammonsalpeter (KAS) aus. KAS sei laut Brummert schneller wirksam als Harnstoff, weshalb ein Prozent Stickstoff bei KAS um bis zu 30 Prozent teurer sei als beim Harnstoff. Für die Stickstoffpreise ebenfalls von Bedeutung sei die internationale Nachfrage nach Energie und Getreide.
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