Verkaufen mit weniger Mitarbeitern
Originelle Geschäftsideen, hochwertige Zukaufprodukte und innovative technische Lösungen gab es am 19. und 20. November auf dem Karlsruher Messegelände zu sehen. Mit knapp 5300 Besuchern zeigte sich ein großes Interesse an der Fachmesse für Direktvermarkter.
von Katja Brudermann Quelle BWagrar erschienen am 27.11.2025Ein Alpenpanorama ziert das Verkaufsfahrzeug, auf den Biertischen liegen karierte Tischdecken, ein Duft nach herzhafter Hüttenküche liegt in der Luft und sorgt in der Messehalle für Aufmerksamkeit. „Ich hatte schon lange die Idee, Knödel mal etwas anders zu gestalten“, erzählt Christoph Schrader, der sich nach Banklehre, Studium und Erfahrungen mit Schreibtischarbeit mit seiner Knödel-Idee selbständig gemacht hat. Im Alpenpanorama-Food-Truck werden Knödel erwärmt; bis zu 1000 Personen können damit verköstigt werden. Vakuumverpackt zu je vier Knödeln werden sieben verschiedene Rezepturen bundesweit und in die Nachbarländer vermarktet. „Die Zusammenarbeit mit Hofläden als Wiederverkäufer macht viel Freude – wir teilen die gleiche Philosophie, was Qualität der Lebensmittel angeht“, freut sich der Unternehmensgründer, der ursprünglich aus Hamburg stammt, seine Begeisterung für Knödel auf österreichischen Berghütten entdeckt hat und heute im Rheinland lebt. www.knoedelfein.de.
Vielfalt aus dem Bienenstock
Schwarzwälder Wurzeln hat die Imkerfamilie Kumm aus Bühl. Aus Begeisterung über die vielfältigen Produkte aus dem Bienenstock kamen zum eigenen Honig diverse Produkte hinzu, die Honig, Bienenwachs, Gelée Royal, Blütenpollen oder Propolis enthalten. „Unsere Hauptkunden sind Imker, die unsere Produkte als Ergänzung zum eigenen Honig ins Sortiment nehmen“, berichtet Vertriebsleiterin Uli Braun. Auf der ExpoDirekt zeigt sich, dass die „bienigen“ Produkte auch als Sortimentserweiterung für Hofläden interessant sind. www.imkergut.de.
Victoria Görlich hat aus dem Nebenerwerbsackerbau ihres Mannes und ihrem Schreck über die langen Zutatenlisten der Lieblingsmüslisorten ihrer Tochter ein Geschäftsmodell gestrickt. Unter dem Label Hafergut vermarktet sie verschiedene Müslisorten und andere Haferspezialitäten – aus eigenem Hafer, mit kindgerechten Zutaten. Der Betrieb liegt in Bünde in Westfalen und beliefert Hofläden bundesweit. www.hafergut.de.
Ob Süßigkeiten, Gewürze oder Feinkost – den Messebesuchern zeigt sich eine große Vielfalt von Zukaufprodukten. Die Anbieter, die selbst einen landwirtschaftlichen Hintergrund haben und in ihren Verarbeitungsküchen Produkte aus eigenem Anbau verwerten, dürften in der Minderzahl sein. Viele der hier ausstellenden Händler und Verarbeiter sehen die Verbindung zu den Hofläden in einer gemeinsamen Ausrichtung auf hochwertige Lebensmittel, die sich vom Standardprogramm der großen Lebensmittelketten abheben.
Personal ist knapp
Ein Schwerpunkt auf der Messe war zweifelsohne der personalreduzierte Verkauf. Fertige Verkaufscontainer einschließlich Zugangssicherung, Selbstbedienungs-Bezahlsystem und Warenwirtschafts-Software bieten beispielsweise die österreichische MyAcker GmbH und die Augsburger SmartStore24 GmbH. Terminals, an denen Kunden selbständig bezahlen können, gab es bei Perfect Money® und der LocaFox GmbH zu sehen. Auch diverse Anbieter klassischer Verkaufsautomaten waren vertreten. „Das Interesse an Verkaufsautomaten ist nach wie vor groß“, beobachtet Alois Eiberger, der seine Automaten seit vielen Jahren auf der ExpoDirekt zeigt. Neu im Sortiment hat er in diesem Jahr einen Tiefkühlautomaten. Dieser ist für viele Betriebe interessant, die ihren Kunden im Sommer Eis anbieten oder vakuumiertes Fleisch außerhalb der Grillsaison, das tiefgekühlt länger haltbar ist.
„Viele Direktvermarkter haben schon seit ein paar Jahren Interesse an Selbstbedienungs-Terminals“, beobachtet Castero-Chris Ndoma am Stand der LocaFox GmbH. „Auffallend ist in diesem Jahr: Viele, die sich ein paar Jahre mit der Thematik beschäftigt haben, kommen jetzt mit sehr genauen Vorstellungen und prüfen sehr konkret, ob unser System ihre Erfordernisse erfüllt.“ Neu im Sortiment ist bei LocaFox ein schlichtes Terminal mit Touchscreen und Holzverkleidung, das sich in die Atmosphäre eines Hofladens leichter einfügt als die voluminösen Modelle, die als SB-Kassen im Baumarkt eine gute Figur machen.
Die Ladeneinrichtungs-Firma Petzinger führt die verschiedenen Themenkreise der Messe gewissermaßen zusammen. Inhaber Daniel Kükenhöhner betont: „Als unabhängiger Berater geht es mir in erster Linie darum, ein stimmiges Konzept für jeden Hofladenbetreiber zu finden. Die Ziele müssen klar sein – dann gilt es, passende Kooperationspartner zu finden, die nach Bedarf mit Zukaufprodukten, Einrichtung, Hard- und Software sowie Marketing zum Erfolg beitragen.“
Innovationspreise
Zwei Innovationspreise wurden im Rahmen der diesjährigen ExpoDirekt vergeben: Eine integrierte, geeichte Waage im Verkaufsautomaten der Firma Non Stop Shop überzeugte die Jury. Der Automat bietet in seinem Inneren Platz für viele verschiedene Produkte, die dann auf Kundenwunsch mit entsprechender Technik an den Ausgang befördert werden. Dank der integrierten Waage können beispielsweise Schalen mit je ungefähr 500g Erdbeeren befüllt werden. Der Kunde kann im Menü des Automaten eine Schale auswählen; die Ware wird unmittelbar vorm Bezahlen gewogen und der Kunde bezahlt exakt die in der Schale enthaltene Menge. Nicht Teil des Innovationspreises, aber dennoch originell: Eine Kamera ist im Innenleben des Automaten installiert. Während der Kunde auf seine Produkte wartet, kann er auf dem Display anschauen, wie Greifarme und Fließbänder die Erdbeeren gen Ausgang befördern.
Der Nutzen des Verkaufsstände-Verwaltungs-Tools der Firma Frachtpilot erschließt sich beim Blick auf einen großen Bildschirm, auf dem eine Tabelle zu sehen ist. Das Tool ist geeignet für Betriebe, die mehrere Verkaufsstellen betreiben, wie etwa ein Erdbeer-Direktvermarkter, der während der Saison 20 Verkaufsstände betreibt, die mitunter mehrmals täglich Nachlieferungen bekommen. „Diese Tabelle gibt dem Betriebsleiter einen Überblick über alle Verkaufsstände und den jeweils aktuellen Warenbestand“, erklärt Dr. Sebastian Terlunen, der mit seinem Team anderthalb Jahre an der neuen Software gearbeitet hat. Es wird bei allen Ständen erfasst, welche Mengen jedes Produktes am Tagesanfang vorhanden waren; dann wird jeder Verkauf vom System erfasst. Der aktuelle Warenbestand wird mit einem Sollwert abgeglichen, der sich aus bis dato erfassten Daten berechnet. Je nach Bedarf kann die Software dem Betriebsleiter hilfreiche Informationen bereitstellen oder auch eigenständig Tourenpläne und Packlisten erstellen.










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