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Unterwegs in Kanadas Weite

Unendliche Weiten, riesige Landtechnik und zufriedene Milcherzeuger lernten Bachelor- und Masterstudenten der Vorlesungseinheit „Internationale Landwirtschaft“ aus Nürtingen und Hohenheim Ende Mai bei einer Exkursion nach Kanada kennen.
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Klausmann
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Das erste Ziel der Agrarstudierenden war Toronto in der Provinz Ontario. Von hier aus wurde zu unterschiedlichen Zielen gestartet. Beispielsweise zu einem Milchviehbetrieb mit 150 Holsteinkühen, auf welchem aktuell ein Nürtinger Student sein Praxissemester absolviert. Weiter ging es zu den Kie Farms in Lakeside. Familie Kiestra, die vor mehr als 20 Jahren aus den Niederlanden ausgewandert ist, milkt hier täglich bis zu drei Mal 440 Holsteinkühe. In einem weiteren Stall unweit der Hofstelle werden weitere 90 Holsteins von einem Mlone 2-Box-Melkroboter der Firma Gea gemolken. Er soll auf ein 4-Box-System erweitert werden und dann noch mehr Kühe melken.

Wer in Kanada Milch produzieren möchte, benötigt Quote. Wachsende Betriebe müssen kaufen. Eine Überlieferung ist mit empfindlichen Strafen belegt. Die Milchquote lautet auf ein Kilogramm Butterfett und kostet, je nach Bundesstaat, zwischen 15.000 und 35.000 Euro. Um eine Kuh mit einer Milchleistung von etwa 9500 Kilo Milch halten und melken zu können, muss etwa ein Kilogramm Butterfett gerechnet werden.
Der Milchpreis ist derzeit mit 0,42 Euro pro Kilo Milch zufriedenstellend. Erica Kiestra erklärte den Studenten, dass alle Arbeiten der Außenwirtschaft mit dem betriebseigenen Maschinenpark durchgeführt werden. Nur so könne eine ideale Futterqualität gewährleistet werden. Neben Silomais, spielt Luzernesilage eine wichtige Rolle in der TMR für die Milchkühe, die eine durchschnittliche Jahresmilchleistung von 11.500 Kilo erbringen.

Neben fachlichen Besuchen kam auch die Kultur nicht zu kurz. In Toronto wurden der CN-Tower, der dritthöchste Fernsehturm der Welt, sowie die Stadt besichtigt. Dann ging es zu den Niagara Wasserfällen.

Mit dem Flugzeug in den Westen
Die University of Guelph in der Provinz Ontario ist mit den beiden Hochschulen in Nürtingen und Hohenheim in langjähriger Partnerschaft verbunden. Bei einer Campus Tour durch die Fachgebiete erhielten die Studierenden Einblicke in die Forschung.

Per Inlandsflug ging es weiter nach Winnipeg in der Provinz Manitoba. Hier traf die Exkursionsgruppe den Auswanderer und ehemaligen „Hohenheimer“ Jörg Zimmermann. Er betreibt in der Provinz Manitoba ein Beratungsunternehmen für landwirtschaftliche Betriebe und hatte den zweiten Teil der Exkursion maßgeblich organisiert.

Am ersten Tag in Winnipeg besuchten die Studierenden eine Forschungsstation der University of Manitoba. Hier wird seit vielen Jahren ein Versuch zu unterschiedlichen Feldbewirtschaftungstechniken durchgeführt. Beim kanadischen Barbecue am Abend gab es dann die Gelegenheit sich mit kanadischen Studenten auszutauschen. Am folgenden Tag stand ein Besuch beim internationalen kanadischen Getreideinstitut auf dem Plan sowie der Besuch auf der Rosser Holstein Farm, einem großen Milchviehbetrieb. Nachmittags waren die Studiernden zu Besuch bei der Landhandelskette Coop, die mit Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Düngemitteln handelt.

Im weiteren Exkursionsprogramm besuchten die Studierenden die North American Food Ingredients Gesellschaft, eine der größten Getreidehändler Kanadas. Unweit davon wurde die Gruppe durch die Produktionstätten der weltweit bekannten MacDon Mähdrescherschneidewerke geführt.

Otto Kirchner und sein Sohn Christian sind vor zehn Jahren aus der Nähe von Nürnberg nach Kanada ausgewandert. Hier betreiben sie heute die Kirchner Farm in La Salle, ein Ackerbaubetrieb mit 1800 Hektar auf gerade einmal 18 Schlägen. Angebaut werden von den Kirchners neben Weizen und Hafer auch Raps und Soja. Bei Raps und Soja setzt der Betrieb auf die Herbizidtoleranten Sorten Liberty Link und Roundup Ready, welche in Kanada zum Anbau zugelassen sind. Aufgrund der kurzen Vegetationszeit in Kanada, die nur etwa von Mitte April bis Anfang Oktober reicht, werden fast ausschließlich Sommersaaten angebaut. Um Arbeitsspitzen zu brechen bauen die Kirchners zudem seit einigen Jahren Winterweizen an. Bei Wintermonaten in denen Temperaturen von -35°C ganz normal sind, ist die Gefahr der Auswinterung groß. Mit Erträgen von 6,0 Tonnen pro Hektar im Winterweizen und 4,3 Tonnen pro Hektar im Sommerweizen, sowie 2,3 Tonnen pro Hektar beim Raps, sind die beiden Betriebsleiter jedoch zufrieden mit ihrem Standort. Neu fertiggestellt wurde die Getreidesiloanlage mit einer Lagerkapazität von 7700 Tonnen Getreide.

Getreidetransport per Zug
Anschließend waren die Studierenden auf einem weiteren Ackerbaubetrieb mit 5800 Hektar zu Gast. Die Artel Farms Ltd. kann ihre Ernte ebenfalls zum größten Teil selbst einlagern. Dies ist typisch für Kanada: Etwa 95 Prozent der gesamten Ernte werden von den Landwirten selbst gelagert. Der Grund liegt in den oftmals langen Transportwegen zur abnehmenden Hand, die fast ausschließlich per Bahn erreicht werden kann.

Am Tag vor der Abreise besuchte die Gruppe einen Ackerbaubetrieb mit etwa 5000 Hektar, der sich auf den Anbau von weißen Speisebohnen spezialisiert hat.
Weiter ging es zum größten John Deere Händler in Manitoba, den Enns Brothers und zu einem Kartoffel verarbeitenden Betrieb. Weiterer Stop waren die North Field Farms, ein Pferdebetrieb, der Pferde aus Deutschland importiert, ausbildet und an kanadische Pferdefreunde weiterverkauft. Vor der Rückreise nach Deutschland, gab es im Manitoba Museum einen Einblick in die Geschichte der Region.

Alle Teilnehmer der Exkursion kehrten mit neuen und begeisternden Eindrücken zurück. Die Exkursion brachte den Studierenden nicht nur neue Erkenntnisse über die Landwirtschaft Kanadas, sondern förderte auch den Austausch unter den Studierenden der beiden Hochschulen.

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