Die Wiesenmeister stehen fest
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Die von den Landwirten angemeldeten Flächen wurden Mitte bis Ende Mai bonitiert. Daraus ergab sich eine Wiesen-Vorauswahl. Die Spitzenreiter wurde dann im Juni von der achtköpfigen Jury mit Vertretern aus den Bereichen Landwirtschaft und Ökologie gründlich beurteilt. Die Jury stützte sich dabei zum einen auf die Ergebnisse der vorangegangenen Bonitur, zum anderen auf den eigenen Eindruck bei einer ganztägigen Rundfahrt. Mit viel Sachverstand wurden die Wiesen begutachtet – Blumenvielfalt, Imkerwert und ökologischer Wert einerseits, Bestandszusammensetzung und Futterwert (Futterzusammensetzung und -qualität, Narbenschluss, Giftpflanzen) andererseits.
Die Sieger der Kategorien artenreiche Magerwiesen und artenreiche Fettwiesen
Artenreiche Magerwiesen sind üblicherweise ein- bis zweischürig. Es sind magere Futterwiesen. Wacholderheiden waren von der Begutachtung ausgeschlossen. Magerwiesen zeichnen sich durch einen lockeren Bestand aus. Sieger dieser Kategorie sind:
1. Preis: Dietmar Rapp, Ehingen-Granheim
Auf dem Naturlandhof von Dietmar Rapp in Granheim werden 78 ha im Nebenerwerb bewirtschaftet. Nicht nur die 31 ha artenreiche Wiesen zeichnen den Betrieb aus, sondern auch im Ackerbau legt Herr Rapp Wert auf eine durchdachte Bodenbearbeitung ohne Pflugeinsatz sowie den Anbau von Mischkulturen. Gedüngt werden die Wiesen in der Regel alle zwei Jahre mit Mist oder Gülle. Die Blumenwiesen sind Herr Rapps größter Stolz und die vielen Menschen, die anhalten um einen Blumenstrauß zu pflücken, seine Bestätigung, dass er alles richtig macht. Dabei kann der Strauß blumenbunt und artenreich werden: Margerite, Glockenblume, Rotklee, Salbei, Hahnenfuß, Ackerwitwenblume, Saat-Esparsette, Flockenblume, Wiesen-Bocksbart und viele mehr lassen sich finden. Der Aufwuchs der Wiesen wird als Bioheu und Öhmd verkauft. Mit dem Absatz gibt es keine Probleme – sein Heu wird wie eine Arznei eingesetzt und ist sehr begehrt. „Der sehr wohltuende Duft unseres Blumenwiesen-Heus von der Alb begeistert Mensch und Tier“, so Herr Rapp.
2. Preis: Dietmar Bez, Glems
„Ohne uns, gäbe es diese Wiese längst nicht mehr“, sagt Dietmar Bez aus Glems. Er ist Vorsitzender der Ortsgruppe Metzingen des Schwäbischen Albvereins. Die Ortsgruppe fühlt sich seit 40 Jahren dafür verantwortlich, die Wiese in steiler Hanglage zu erhalten. Das Gehen auf der Wiese ist schon schwierig, die Bewirtschaftung umso mehr, weshalb viel ehrenamtlicher Handeinsatz der Mitglieder gefordert ist. Doch der lohnt sich! Seltene Arten wie zum Beispiel die Fliegenragwurz und das Kreuzblümchen blühen in diesem artenreichen Magerrasen. Die Fläche wird ein Mal im Jahr, immer im Herbst, gemäht und das Mähgut abtransportiert, um die Wiese weiter auszuhagern. Um einer Verbuschung entgegen zu wirken müssen die aufkommenden Schlehen- und Eschentriebe beseitigt werden. Ab diesem Herbst wird auch die angrenzende Fläche mitgepflegt, um ein weiteres Vordringen der Waldränder und von Jakobskreuzkraut zu verhindern.
3. Preis: Gudrun Reger, Erbstetten
„Je nach Wetter ist die Farbenvielfalt der Wiese jedes Jahr eine Überraschung, mal dominiert das dunkle Pink des Rotklees, mal das helle Rot der Esparsette, mal erscheint die Wiese weiß, mal gelb“, schwärmt Gudrun Reger aus Erbstetten. Frau Reger hält Hobbypferde und nutzt ihre Wiesen für die Gewinnung von Pferdeheu. Daher ist die Sieger-Wiese eine der wenigen in der Umgebung, die bis zum Juli stehen bleibt. Die Wiese wird schon seit über 30 Jahren von der Familie bewirtschaftet und dabei packt die ganze Familie mit an – ob beim Mähen, Kreiseln, Schwaden oder zum Entfernen von Jakobskreuzkraut. Eine besondere Freude bereitet es Frau Reger, die Wiese im Jahresverlauf zu erleben – „jede Zeit hat ihre besonderen Reize“.
Kategorie artenreiche Fettwiesen
Als artenreiche Fettwiesen werden Wiesen bezeichnet, die in der Regel zwei bis drei Mal jährlich genutzt werden. Sie weisen durch ein ausgeglichenes Kräuter-Gräser-Verhältnis eine hohe Nutzungselastizität auf. Das Ertragsniveau dieser Wiesen liegt meist zwischen 50 und 70 dt Trockenmasse pro Hektar. Vom Wiesentyp handelt es sich hier im Gebiet Schwäbische Alb meist um trockene Salbei-Glatthaferwiesen und frische Glatthafer- bis Goldhaferwiesen. Die Sieger dieser Kategorie sind:
1. Preis: Jörg Schmid, Owen
Nicht nur die Jury der Wiesenmeisterschaft interessiert sich für die Fläche von Jörg Schmid aus Owen. Auch die Universität Hohenheim untersucht die Bestandszusammensetzung bei unterschiedlicher Bewirtschaftung. An seiner Bewirtschaftung muss der Vollerwerbslandwirt aber gar nichts ändern: unter Berücksichtigung des Standortes wird ein guter Futterwert erzielt, während gleichzeitig der ökologische Wert sehr hoch ist. „Wir machen eigentlich gar nichts Besonderes, die Arten kommen von selbst“, sagt Jörg Schmid bescheiden. Ohne die traditionelle sanfte Düngung mit Schaf-Festmist und eine späte Mahd sähen die Wiesen aber sicherlich ganz anders aus. Zum Vollerwerbsbetrieb gehören 137 ha wovon 40 ha als Mähweide genutzt werden, 67 ha als Schafweide mit vier Weidegängen pro Jahr. Auch 7,5 ha FFH-Wiesen (Flora-Fauna-Habitat-Wiesen, eine Art Naturschutzgebiet auf europäischer Ebene) werden von Herrn Schmid bewirtschaftet, wobei es, wenn es nach ihm ginge, gerne mehr sein dürften. Die 550 Merino-Mutterschafe und 100 Burenziegen dienen der Landschaftspflege; diese Arbeit wird durch eine maschinelle Pflege ergänzt. Verarbeitet werden nur die Lämmer und Ziegenkitze – neben Wurst, Salami oder Fleisch kann man sich auch bei der „Mauldasch to go“ oder dem „Teckburger“ von dem guten Geschmack überzeugen. Und auch Frau Schmid ist sich sicher, „wenn man unser Lamm und Zickleinfleisch isst, schmeckt man die Kräuter der artenreichen Wiesen!“
2. Preis: Walter Mollenkopf, Pfullingen
Die circa 450 Mutterschafe und 28 Wollziegen von Walter Mollenkopf aus Pfullingen pflegen nicht nur die Landschaft, sondern die Familie legt auch Wert auf eine Verwendung der Wolle. So liefert ein Teil der Schafe und Ziegen den Rohstoff für die Garnproduktion. Neben der zu Garn verarbeiteten und handgefärbten Wolle wird auch das Lammfleisch verkauft. Zudem gehört der Röthof zu dem Netzwerk „Lernort Bauernhof“, so dass Schulklassen herzlich willkommen sind. Insgesamt bewirtschaftet die Familie Mollenkopf 80 ha Fläche im Haupterwerb, wovon etwa 18 ha Ackerfläche sind. Die Gewinner-Wiese, eine Glatthaferwiese, zeichnet sich durch einen guten standortbezogenen Futterwert aus, der durch unterschiedliche Kräuter, wie Salbei, Flockenblumen, Margeriten, Glockenblumen und vielen andere ergänzt wird. Die Familie Mollenkopf freut sich besonders an ihren artenreichen Wiesen, denn sie sehen darin nicht nur eine Schafweide, sondern auch eine Augenweide und ein Lebensraum für Schmetterlinge, Eidechsen, Heuschrecken und andere Tiere.
3. Preis: Sven Hild, Neuffen
Zum Betrieb von Sven Hild, Jushof in Neuffen gehören circa 50 Rot-Bunte Milchkühe, etwa 50 Mutterschafe der Rasse deutsches schwarzköpfiges Fleischschaf und ein paar Hühner. Herr Hild bewirtschaftet 75 ha im Vollerwerb, 60 ha davon sind Grünland. Die mit vereinzelten Streuobstbäumen bestandene Gewinner-Wiese ist die artenreichste des Milchviehbetriebes. Traditionell wird die artenreiche Wiese schon immer als letzte gemäht; was nach den beiden Schnitten noch übrig bleibt, weiden die Schafe ab. Die Wiese ist reliefbedingt sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während in flacheren Bereichen ein guter Futterwert erzielt wird, dominieren in steileren Bereichen Magerkeitszeiger wie die Margerite und die Esparsette. So entsteht ein gutes Futter, bei dem der Artenreichtum nicht zu kurz kommt.
Kategorie artenreicher Gesamtbetrieb
In der Kategorie Gesamtbetrieb werden Betriebe ausgezeichnet, die mehrere artenreiche Wiesen oder Weiden angemeldet haben und diese mit einer guten Gesamt-Qualität bewirtschaften. Gute bis sehr gute Bonitierungsergebnisse der Einzelflächen und generell eine hohe Qualität des Grünlands im Gesamtbetrieb sind hier die zentralen Kriterien für die Preisverleihung. Die Sieger dieser Kategorie sind:
1. Preis: Familie Holzschuh, Hausen ob Urspring, Schelklingen
Zum Biolandbetrieb der Familie Holzschuh aus Schelklingen-Hausen gehören 130 ha, davon 77 ha Grünland und 53 ha Acker. Auf dem Acker werden neben Getreide auch Linsen für die Öko-Erzeugergemeinschaft Alb-Leisa angebaut. Das Grünland wird in abgestufter Nutzung bewirtschaftet: die hofnahen Flächen werden etwas intensiver, die weiter entfernten Flächen extensiver genutzt. So kann einerseits der Energiebedarf der 50 behornten Milchkühe gedeckt werden, andererseits kommt auch die Natur nicht zu kurz. Auf den flachgründigen Stellen der Wiesen sind einige seltenere Arten wie die Teufelskralle oder der Knöllchen-Steinbrech zu finden. Aber auch die intensiveren Flächen werden im Vergleich zu anderen Betrieben noch extensiv bewirtschaftet und bestechen durch ihre Artenvielfalt. Dabei hat die Familie Holzschuh ihren gesamten Betrieb auf die extensive Bewirtschaftung ausgerichtet – schon vor einigen Jahren haben sie beispielsweise ihre Milchkuhherde von Schwarz-Bunten auf Fleckvieh umgestellt, da diese besser mit dem Aufwuchs der Blumenwiesen zurechtkommen. Dabei ist es Familie Holzschuh besonders wichtig, ihren Verpächtern für die Treue zu danken, denn „auch sie setzen sich dadurch für den Erhalt der artenreichen Blumenwiesen ein und leisten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz!", betont Tanja Holzschuh.
2. Preis: Edith Hascher, Schmiechen
Edith Hascher aus Schelklingen-Schmiechen bewirtschaftet 30 ha im Haupterwerb, etwa 16 ha davon sind artenreiche Wiesen. Die Landwirtin hat eine Mutterkuhherde und züchtet Kaltblutpferde. Gemäht wird der Aufwuchs der Wiesen nur zur Heu- und falls möglich Öhmdgewinnung – und das schon seit vielen Jahren. Dabei wird darauf geachtet, dass auf jeder Fläche jährlich abwechselnd ein früherer und ein späterer Schnitt erfolgen. Dadurch können auch die spät blühenden Blumen auf jeder Wiese mindestens alle zwei Jahre erblühen. Gedüngt werden die Wiesen nur mit Festmist. Diese besondere Bewirtschaftung wird mit einem Reichtum an Arten auf den Wiesen belohnt. Die Wiesen sind abwechslungsreich, stellenweise sehr mager mit aromatischen Kräutern wie Thymian, Oregano und Wiesenknopf, stellenweise wüchsig mit einem guten Futterwert. Wie Frau Hascher weiß, macht sich das artenreiche Heufutter auch in der Qualität des Fleisches bemerkbar.
3. Preis: Christoph Röhner, Lenningen-Gutenberg
Christoph Röhner bewirtschaftet in Lenningen-Gutenberg einen Betrieb mit 105 ha im Nebenerwerb. Von den 100 ha Grünland sind ca. 40 ha Weideland und etwa 60 ha Mähflächen für Heu, Öhmd und Silage. Herr Röhner hält Schafe, etwa 300 Merino-Muttertiere, sowie 70 Zeburinder und setzt diese zur Landschaftspflege ein. Zudem wird die Landschaft auch manuell und mit Spezialmaschinen gepflegt. Weitere Betriebszweige sind die Brennholzverarbeitung sowie die Vermarktung der Wurst vom Schaf und Zebu bzw. des Lamm- und Zebu-Fleischs. Die Wiesen von Herrn Röhner sind so schön und artenreich, dass für 20 ha Verträge nach der Landschaftspflegerichtlinie mit dem Landkreis Esslingen abgeschlossen worden sind. Familie Röhner liegen artenreiche Wiesen besonders am Herzen – und das merkt man: auf den Wiesen wird man von so einem bunten Blütenmeer umgeben, dass man gar nicht weiß, wo man als erstes genauer hinschauen soll. „Es ist der Mühe wert, die Blumenwiese mit Liebe und Herzblut zu pflegen“, ist sich Herr Röhner sicher.
Sonderpreis artenreiche Weide
Sonderpreis für die artenreichste Wiese
Für die artenreichste Weide wurde ein Sonderpreis vergeben. Nur von einem Landwirt wurden verschiedene Weiden zur Wiesenmeisterschaft angemeldet. Diese konnten nicht mit den Mähwiesen verglichen werden. Trotz Problemen mit dem Aufkommen von Herbstzeitlose wird die schönste der Weiden in der schwierigen Hanglage gut geführt, was sich in einer dem standortangepassten Vegetationsausprägung zeigt. Die Jury war sich einig, dass diese Weide einen Sonderpreis verdient hat.
Gewinner: Kuch GbR, Sulzburghof Lenningen
Die Landwirtschaft des Sulzburghofs in Unterlenningen wird von Michael Kuch geführt. Der Betrieb ist vielseitig aufgebaut, neben der Landwirtschaft mit 145 ha Fläche, 50 Stück Milchvieh, Kartoffelanbau und einigem Streuobst gehört zur Kuch GbR eine Direktvermarktung mit Hofladen, Café und Bäckerei. Abgesehen von den eigenen Backwaren, Kartoffeln, dem Apfelsaft und der Milch wird auch ein Mittagstisch angeboten. Herr Kuch bewirtschaftet 100 ha Grünland, davon sind 18 ha FFH-Fläche (Flora-Fauna-Habitat). Die für die Wiesenmeisterschaft angemeldeten artenreichen Flächen dienen den Rindern als Weide. Die Gewinnerfläche wird zwei Mal im Jahr abgeweidet und ist typisch im Bestand ausgeprägt – durch die Trittstellen und die örtliche Düngergabe der Kühe ergibt sich ein kleinräumiges Mosaik. Flockenblumen, Witwenblumen, Primeln, Milchkräuter und weitere Blumenarten lassen sich hier finden.
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