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Landessortenversuche (LSV) 2022

Dinkel: Frühe Ernte, gute Erträge

Dinkel hat 2022 in Baden-Württemberg zwar etwas an Fläche verloren, ist aber mit 36.800 ha noch das drittstärkste Wintergetreide im Anbau. Wie schnitten die Sorten in diesem Jahr ab?

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Reifender Dinkel auf dem Versuchsstandort Döggingen (Schwarzwald).
Reifender Dinkel auf dem Versuchsstandort Döggingen (Schwarzwald).Müller-Belami
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Kaum ein Getreide steht so für Natürlichkeit und Regionalität wie Dinkel. Die Nachfrage ist hoch. In Baden-Württemberg verliert der Spelzweizen im Vergleich zu 2021 zwar knapp 8 % an Fläche. Mit einem Anbauumfang von 36.800 ha ist er aber das anbaustärkste Wintergetreide nach Wintergerste und -weizen im Land, schwerpunktmäßig in der Main-Tauberregion (6.700 ha).

In Baden-Württemberg wird Dinkel an fünf Standorten geprüft und mit drei bayerischen Landessortenversuchen über den Großraum Süddeutschland verrechnet. Zwölf Sorten standen 2021/22 zur Prüfung an, darunter die altbewährte Sorte Franckenkorn, die in der Praxis aufgrund ihrer Qualitäten nach wie vor eine Rolle spielt, sowie die hochertragreichen, vielversprechenden Neuzulassungen Alboretto, Badenglanz und Stauferpracht.

Dinkel wurde 2021 bei guten Bedingungen ausgesät. Das Herbstwetter erlaubte einen gleichmäßigen Aufgang mit Ausnahme am Standort Eiselau. Hier gab es bis Ende November erhebliche Lücken durch mangelhafte Keimung. Die trockene Witterung im Mai und heiße Tage im Juni beschleunigten die Abreife und sorgten für eine frühzeitige Ernte. Die Bestände blieben lange relativ gesund. Vorherrschende Blattkrankheiten waren Blattseptoria und Braunrost. Mehltau und Gelbrost traten nur vereinzelt auf. Erst in der Abreife gingen vor allem die langstrohigen Sorten in der unbehandelten Variante ins Lager.

Die durchschnittlichen Erträge 2021/22 über acht Versuche fielen mit 87 dt/ha in der unbehandelten Variante V1 (Verzicht auf Fungizide und Wachstumsregulatoren) und 94 dt/ in der behandelten Variante V2 vergleichsweise gut aus (2021: V1 68 dt/ha; V2 94 dt/ha). Ertragsstärkster Versuch war der bayerische Standort Günzburg mit 103 dt/ha (V1) und 109 dt/ha (V2).

Etliche Sorten überzeugen mit Ertragsstärke

Albertino erzielt mit 102 % (V1) und 104 % (V2) sehr hohe Relativerträge. Mehrjährig ist das Ertragsniveau niedriger. Albertino ist ein Korndichtetyp mit früher Abreife. Aufgrund seiner Wuchslänge neigt dieser Dinkel zu Lager (4,3*). Er ist überdurchschnittlich anfällig für Mehltau (2,8*) und für Braunrost (4,1*). Die Qualitätsparameter Kernausbeute, Fallzahl, Sedimentationswert und Mehlausbeute sind in der BSL mit je 7 sehr gut bewertet.

Alboretto: Die neue Prüfsorte liegt in der behandelten Variante mit 102 % Relativertrag weit vorn. In der reduzierten Variante kommt sie auf 99 %. Deutliche Schwächen hat der Dinkel bei der Stroh- und Halmstabilität (jeweils 4,3*) sowie der Blattgesundheit. Die Sorte hat eine frühe Abreife und ist bei Fallzahl und Sediwert sehr gut eingestuft (BSL 7).

Badenglanz: Die kurze Sorte überzeugt im ersten Prüfjahr mit ausgezeichneter Standfestigkeit (1,2*) und Halmstabilität (2,0*), überdurchschnittlich guter Blattgesundheit und hoher Gelbrosttoleranz (1,0*). Entsprechend ertragsstark zeigt sich der Dinkel in der reduzierten Variante mit 104 % (V2:100 %). Fallzahl (BSL 7) und Rohproteingehalt (BSL 6) sind hoch. Kernausbeute (BSL 4) und Sediwert (BSL 4) fallen niedrig aus.

Badenkrone beeindruckt 2022 über die fünf Prüfstandorte hinweg mit 107 % (V1) und 111 % (V2) Relativertrag. Auch mehrjährig zeigt der Dinkel sein hohes Leistungsvermögen. Die kurzwüchsige Sorte ist durchschnittlich standfest (2,9*). Die Blattgesundheit ist 2022 mit sehr guter Mehltautoleranz (1,0*) und geringem Braunrostbefall (2,8*) besser als erwartet. Die Blattseptoria-Einstufung (BSL 6) zeigt sich dieses Jahr nicht (4,5*). Fallzahl (BSL 6) und Mehlausbeute (BSL 6) sind gut.

Badensonne ist der längste Dinkel im Prüfsortiment. Überraschend gut sind 2022 die Standfestigkeit (3,1*) und Halmstabilität (2,5*). Die Sorte schiebt die Ähren spät und reift spät ab. Mehltau- (2,0*) und Braunrostanfälligkeit (3,9*) liegen überdurchschnittlich hoch. Bei Blattseptoria hinterlässt der Dinkel einen sehr guten Eindruck. Das Ertragsniveau liegt ein- und mehrjährig in V2 deutlich über dem Durchschnitt, in V1 bleibt die Sorte im Mittelfeld. Badensonne hat laut BSL eine hohe Kernausbeute (7) und ist auch bei Fallzahl (6) und Mehlausbeute (6) gut aufgestellt.

Franckenkorn: Die 1995 zugelassene Sorte ist in der Praxis aufgrund ihrer sehr guten Qualitäten wie Fallzahl (BSL 7), Rohprotein (BSL 6) und Sediwert (BSL 6) immer noch bedeutsam. Ertraglich kann sie mit den anderen Prüfsorten nicht mithalten. Franckenkorn ist wegen seiner Wuchslänge lageranfällig (3,9*). Die Blattgesundheit ist solide, die Gelbrosttoleranz sehr gut (BSL 2).

Franckentop hat hervorragende Qualitäten. In der BSL sind Kern- und Mehlausbeute (je 7), Sedimentationswert (8) und Fallzahl (9) hoch eingestuft. Die Erträge liegen ein- und mehrjährig im Mittelfeld. Die Sorte hat eine frühe Reife und trotz Länge eine zuverlässige Standfestigkeit (2,2*) sowie Halmstabilität (2,3*). Bis auf den deutlichen Mehltaubefall (1,8*) ist sie durchschnittlich blattgesund.

Hohenloher: Die langjährig geprüfte Sorte kommt 2022 mit 97 % bei V1 und 99 % bei V2 Relativertrag nicht ganz auf ihr Niveau in der BSL (7/7). Mehrjährig liegen die Kornerträge höher. Sie ist leicht lageranfällig (3,2*) und durchschnittlich anfällig für Blattkrankheiten. Fallzahl (BSL 7) und Proteingehalt (BSL 6) sind sehr gut bewertet.

Stauferpracht: Die neue Prüfsorte ist 2022 mit 106 % (V1) und 103 % (V2) der relativ ertragsstärkste Dinkel im Sortiment mit sehr guter Stroh- (1,4*) und Halmstabilität (2,5*). Sie besticht mit guter bis sehr guter Blattgesundheit mit Ausnahme des Blattseptoriabefalls (4,6*). Fallzahl (BSL 8), Sediwert (BSL 7) und Proteingehalt (BSL 6) sind sehr gut. Die Kernausbeute (BSL 4) ist verhältnismäßig niedrig.

Zollernfit: Der Low-input-Dinkel liefert in der reduzierten Variante 2022 mit 105 % relativ höchste Kornerträge. Auch langjährig bleibt er in V1 auf sehr gutem Ertragsniveau. In V2 platziert er sich im Mittelfeld. Die kurzstrohige Sorte hat eine ausgezeichnete Standfestigkeit (1,4*). Bis auf eine leichte Septoriaanfälligkeit (4,7*) ist Zollernfit sehr blattgesund. Die BSL bescheinigt der Sorte eine sehr hohe Qualität bei Fallzahl (7), Sediwert (7), Proteingehalt (6) und Mehlausbeute (6).

Zollernperle: Das Ertragsvermögen liegt ein- und mehrjährig in beiden Varianten bei etwa 99 % relativ. Die Sorte hat ein umfassend gutes Resistenzprofil. Agronomisch zeigen sich Schwächen bei Standfestigkeit (3,1*) und Halmstabilität (4,3*). Die Sorte ist ein ausgesprochener Kerndichtetyp. Die BSL bescheinigt ihr eine hohe Kern- (7) und Mehlausbeute (6), gute Fallzahlen (6) und Sediwerte (6).

Zollernspelz ist seit 2006 zugelassen und die bedeutendste Sorte im Praxisanbau. Das Ertragsniveau liegt ein- und mehrjährig in V1 im Mittelfeld, in V2 niedriger. Standfestigkeit (1,4*), Halmstabilität (2,3*) und Blattgesundheit sind gut. Die Neigung zu Ährenfusarium (2,3*) ist im Auge zu behalten. Hervorzuheben ist die sehr hohe Fallzahl (BSL 8). Auch der Rohproteingehalt (BSL 7) ist gut bewertet.

Erläuterungen: * = Mittelwert 2022 über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde. Skala 1 bis 9: je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung. Sonstige Qualitätsparameter laut Beschreibender Sortenliste (BSL) 2022. 

Empfehlungssorten:

Für den Anbau 2021/22 empfiehlt das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) folgende Sorten: Albertino, Badenkrone, Zollernfit; auslaufende Empfehlung für Badensonne und Zollernspelz.  

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