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Landessortenversuche 2022/2023

Ergebnisse zum Öko-Winterweizen

Die Wahl der richtigen Winterweizensorte in Abhängigkeit von Standort, Fruchtfolge und Produktionsziel hat in Zeiten niedriger Öko-Futterweizenpreise eine übergeordnete Bedeutung. Der Ertrag über alle Standorte und Sorten lag im Jahr 2023 bei 52,2 dt/ha und damit leicht über dem Durchschnittswert für 2022. Die Qualitäten liegen 2023 unter den Werten der Vorjahre.
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Verena Preußner/LTZ Augustenberg
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Seit April 2021 fällt Winterweizen in die Kategorie 1, wodurch der Einsatz von konventionellem Saatgut über eine Ausnahmegenehmigung oder eine allgemeine Genehmigung ausgeschlossen wird. Die Datenbank organicXseeds.de gibt einen Überblick über das verfügbare Angebot an ökologisch vermehrtem Saatgut, die entsprechenden verfügbaren Sorten und Bezugsquellen. Derzeit sind über 60 verschiedene Sorten (Qualitätsstufen A, B, C und E) in ökologischer Qualität erhältlich.

Bestandteil der Öko-Landessortenversuche in Baden-Württemberg sind 26 dieser Sorten, darunter sechs neue Sorten, die an sechs ökologisch bewirtschafteten Standorten geprüft werden (Karlsruhe-Grötzingen, Stuttgart-Hohenheim, Forchheim am Kaiserstuhl, Crailsheim, Maßhalderbuch und Ochsenhausen). An den Standorten Stuttgart-Hohenheim und Karlsruhe-Grötzingen finden zusätzlich Wertprüfungen des Bundessortenamts zur Prüfung der Zulassung neuer Sorten statt.

Die Aussaat erfolgte an allen Standorten unter guten Bedingungen um den 20. Oktober, in Crailsheim bereits eine Woche früher. Der Feldaufgang verlief gleichmäßig und vollständig ohne Mängel. Nach einem milden Winter ohne witterungsbedingte Ausfälle setzte der Vegetationsbeginn Anfang März ein. Die Monate März und April zeigten sich zumeist niederschlagsreich und kühl. Ab Mai folgte eine trockene Phase mit höheren Temperaturen. In Maßhalderbuch und Ochsenhausen traten teilweise Schäden durch Mäusebefall auf.

Krankheiten

  • Gelbrost trat in geringem Ausmaß lediglich am Standort Hohenheim auf (Boniturnote1-4), wobei die Sorten Rübezahl und Montalbano im Durchschnitt mit 4 bonitiert wurden, alle anderen Sorten lagen zwischen 1 und 3.
  • In Forchheim a. K. und in Hohenheim konnte ein leichter Befall mit Braunrost festgestellt werden, außer bei der Sorte SU Mangold, die einen starken Befall (Ø-Boniturnote 8 in Forchheim a. K. und 6 in Hohenheim) aufzeigte.
  • DTR-Blattdürre trat in geringem Umfang in Crailsheim bei den Sorten Wiwa und Campesino auf.
  • An den Standorten Crailsheim (Ø-Boniturnote 4, am stärksten betroffen Wiwa Ø-Boniturnote 7) und Forchheim a. K. (Ø-Boniturnote 2, am stärksten betroffen Wiwa, Asory, Montalbano mit jeweils Ø-Boniturnote 4) wurde in geringem, in Ochsenhausen (Ø-Boniturnote 5, Aristaro, Wiwa, Prim, Exsal mit jeweils Ø-Boniturnote 6) in mittlerem Umfang ein Befall mit Blattseptoria festgestellt.
  • In Maßhalderbuch wurde ein Befall mit Zwergsteinbrand festgestellt, ausgelöst durch eine kurzzeitige Schneedecke Anfang bis Mitte Dezember. Am stärksten betroffen waren die Sorten Curier (Ø 5 befallene Ähren/m²) und Knut (Ø 4 befallene Ähren/m²).
  • An keinem der Standorte wurden Ährenfusariosen festgestellt.

Stabile Erträge, niedrigere Qualitäten

Der Ertrag über alle Standorte und Sorten lag im Jahr 2023 bei 52,2 dt/ha und damit leicht über dem Durchschnittswert für 2022. In Karlsruhe-Grötzingen wurde der Ertragsdurchschnitt des Vorjahres deutlich unterschritten. In Forchheim a. K. wurde ebenfalls ein geringerer Durchschnittsertrag erzielt, in Crailsheim lag der Wert um knapp 24 % über dem Durchschnitt im Vorjahr. Die Erträge der einzelnen Sorten sowie die Durchschnittswerte der Standorte für 2023 sind in Tabelle 1 aufgeführt. 

Ertragsstärkste Sorte war, wie im Vorjahr, KWS Keitum (Relativertrag 129,9 %, Qualitätsgruppe C), dicht gefolgt von der Sorte Debian (Relativertrag 129,1 %, Qualitätsgruppe B), seit 2023 neu im Sortiment. Die Sorte RGT Dello (Relativertrag 123,2 %, Qualitätsgruppe C), ebenfalls neu im Sortiment, und die Sorte Campesino (Relativertrag 122,7 %, Qualitätsgruppe B), sowie die Sorten SU Mangold (Relativertrag 119,9 %, Qualitätsgruppe B) und Asory (Relativertrag 117,2 %, Qualitätsgruppe A) erreichten ebenfalls gute Erträge. Ertragsstärkste Sorten in der Qualitätsgruppe E waren Aurelius (Relativertrag 114,8 %), Exsal (Relativertrag 114,4 %, neu im Sortiment) und Christoph (Relativertrag 108,8 %). 

Durch die diesjährige verspätete Ernte liegen noch nicht alle Versuchsdaten des Anbaugebiets Süd (länderübergreifend Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz) zur Berechnung der mehrjährigen Mittelwerte vor. Deshalb werden in Tabelle 2 die dreijährigen Ergebnisse für Baden-Württemberg dargestellt. Der demnächst erscheinende Versuchsbericht, der auf der Internetseite des LTZ Augustenberg unter www.ltz-augustenberg.de veröffentlicht wird, enthält dann auch die Großraumauswertung mit mehrjährigen Werten. 

Qualitäten

Die Qualitäten liegen 2023 unter den Werten der Vorjahre. Der durchschnittliche Feuchtklebergehalt von 18,6 % liegt um ca. 7 % unter dem in 2022. Der Rohproteingehalt liegt knapp 3 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. Die Sorten Wiwa (24,3 % Feuchtklebergehalt, 11,8 % Rohproteingehalt) und Prim (23,7 % Feuchtklebergehalt, 11,6 % Rohproteingehalt) erreichten hier die höchsten Werte, lagen aber auch deutlich unter den Ergebnissen der Vorjahre. Da noch nicht alle Qualitätsdaten vollständig vorliegen, kann es noch zu leichten Verschiebungen der Ergebnisse kommen. Eine Übersicht der Durchschnittswerte zu den Qualitäten liefert Tabelle 3.

Sortenbeschreibungen 2023

Absolut (A) neu: Zulassung 2022. Standfeste Qualitätsweizensorte mit früher Reife. Gute Resistenzeigenschaften gegenüber Gelb- und Braunrost. Züchtung / Vertrieb: Saatzucht Streng – Engelen / I.G. Pflanzenzucht.

Argument (B): Zulassung 2018. Lange Sorte mit etwas späterer Reife. Geringe Anfälligkeit für Braunrost und Ährenfusarium. Gutes Ertragspotential mit geringen Qualitäten. Züchtung / Vertrieb: Saatzucht Streng – Engelen / I.G. Pflanzenzucht.

Aristaro (E): Zulassung 2016. Biologisch-dynamisch gezüchtete, begrannte Sorte. Steinbrand- und Zwergsteinbrandresistent. Hohe Blattgesundheit bei geringer Flugbrand-Anfälligkeit. Geringes Ertragspotential, aber sehr gute Qualitäten. Züchtung / Vertrieb: Dottenfelderhof.

Asory (A): Zulassung 2016. Mittlere Pflanzenlänge mit sehr guter Standfestigkeit. Gute Blattgesundheit. Ertragsstarke Sorte mit hohem Kompensationsvermögen und geringen Qualitäten. Züchtung / Vertrieb: Secobra.

Aurelius (E): Zulassung 2016 (Österreich). Begrannte Sorte mit sehr hoher Gelbrostresistenz, aber Schwäche bei Septoria tritici Blattdürre. Standfeste Sorte mit guten Qualitätseigenschaften und einem der höchsten Ertragspotentiale der geprüften E-Weizensorten.  Züchtung / Vertrieb: Saatbau Linz / I.G. Pflanzenzucht.

Campesino (B): Zulassung 2019. Kurze Sorte mit guter Standfestigkeit, geringe Anfälligkeit für Braunrost, mittlere Anfälligkeit für Blattseptoria, Gelbrost und Ährenfusarium. Sehr hohes Ertragspotential bei eher geringen Qualitätseigenschaften. Züchtung / Vertrieb: Secobra. 

Castado (E): Zulassung 2021. Lange Sorte mit guten Resistenzeigenschaften gegenüber Gelb- und Braunrost. Mittleres Ertragspotential, aber sehr gute Qualitäten. Züchtung / Vertrieb: Dottenfelderhof.

Christoph (E): Zulassung 2018 (Österreich). Frühreifende, begrannte Sorte mit geringer Lagerneigung. Gutes Ertragspotential bei guter Backqualität. Gute Resistenzeigenschaften gegenüber Gelb- und Schwarzrost, höhere Anfälligkeit für Septoria und DTR. Züchtung / Vertrieb: Saatzucht Donau / Natur-Saaten.

Curier (E): Zulassung 2019. Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte. Standfester E-Weizen mit hoher Resistenz gegen Gelbrost und Flugbrand. 2023 Zwergsteinbrand am Standort Maßhalderbuch mit durchschnittlich 5 befallenen Ähren pro m². Züchtung / Vertrieb: Dottenfelderhof / Bioland-Handelsgesellschaft, Esslingen.

Debian (B) neu: Zulassung 2022. Hohes Ertragspotential. Resistenz gegen Orangerote Weizengallmücke, gute Resistenzeigenschaften gegenüber Gelb-, Braunrost und Blattseptoria, mittlere Anfälligkeit für DTR und Ährenfusarium. Durchschnittsertrag 2023: 62,1 dt/ha (128,1 % Relativertrag). Züchtung / Vertrieb: Deutsche Saatveredelung AG.

Effendi (E): Zulassung 2019. Sehr lange Sorte mit stark ausgeprägter Neigung zu Lager. Spätere Abreife, gute Blattgesundheit. Mittleres Ertragspotential mit sehr guten Qualitätseigenschaften. Züchtung / Vertrieb: Saatzucht Firlbeck / LG Seeds.

Exsal (E) neu: Zulassung 2023. Kurze Sorte mit geringer Lagerneigung. Gute Blattgesundheit. 2023 mit das höchste Ertragspotential unter den geprüften E-Weizensorten bei guten Qualitätseigenschaften. Züchtung / Vertrieb: Deutsche Saatveredelung AG.

Grannosos (E): Zulassung 2020. Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte. Sehr lange, begrannte Sorte mit guter Standfestigkeit. Hohe Resistenzen gegenüber Gelb- und Braunrost, zudem hohe Steinbrand- und Flugbrandresistenz. Gute Qualität, fallzahlstabil bei unterdurchschnittlichen Erträgen. Züchtung / Vertrieb: Dottenfelderhof / Bioland-Handelsgesellschaft, Esslingen.

Illusion (A): Zulassung 2019 (Tschechien). Mittlere Pflanzenlänge mit guter Standfestigkeit und guter Blattgesundheit. Züchtung / Vertrieb: Saatzucht Selgen / Natur-Saaten.

Knut (B) neu: Zulassung 2021. Mittlere Pflanzenlänge mit mittlerer Lagerneigung. Gute Blattgesundheit und Resistenz gegen Orangerote Weizengallmücke. Hohes Ertragspotential. 2023 Zwergsteinbrand mit durchschnittlich 4 befallenen Ähren/m² in Maßhalderbuch. Züchtung / Vertrieb: Sejet / IB Sortenvertriebs GmbH.

KWS Keitum (C): Zulassung 2020. Futterweizen. Mittellange Sorte mit leichter Lagerneigung. Sehr hohes Ertragspotential. Geringe bis mittlere Anfälligkeit für Blattkrankheiten. 2023 ertragsstärkste Sorte. Züchtung / Vertrieb: KWS Lochow.

Liocharls (Population): Zulassung 2016. Ertragsstabiler, gesunder, qualitätsbetonter Winterweizen mit guter Unkrautunterdrückung, hohe Steinbrand- und Gelbrost-Widerstandsfähigkeit. Züchtung / Vertrieb: Dottenfelderhof.

Montalbano (E): Zulassung 2018 (Schweiz). Begrannte, kurze Sorte mit guter Blattgesundheit und Standfestigkeit. Gute Ertragsleistung bei durchschnittlicher Qualität. Züchtung / Vertrieb: Natur-Saaten 

Moschus (E): Zulassung 2016. Mittellange, standfeste Sorte mit guten Resistenzen gegenüber Mehltau, Gelbrost und Ährenfusarium. Gutes Ertragspotenzial und hohe Fallzahl mit guter Fallzahlstabilität. Züchtung / Vertrieb: Strube / I.G. Pflanzenzucht.

Prim: Zulassung 2019 (Schweiz). Lange, sehr frühreife Sorte mit roter Halmfärbung bei der Abreife. Gute Blattgesundheit und Standfestigkeit. Ertrag leicht unter dem Durchschnitt bei guten Qualitäten. Züchtung / Vertrieb: Getreidezüchtung Peter Kunz / Sativa Rheinau

RGT Dello (C) neu: Zulassung 2023. Futterweizen mit sehr hohem Ertragspotential. Geringe Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost, mittlere für Blattseptoria, DTR und Ährenfusarium. Kurze standfeste Sorte mit später Abreife. Züchtung / Vertrieb: RAGT

Rübezahl (A) neu: Zulassung 2022. Lange Sorte mit guter Standfestigkeit. Geringe Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost, mittlere für Blattseptoria, DTR und Ährenfusarium. Züchtung / Vertrieb: Secobra 

SU Mangold (B): Zulassung 2020. Mittellange Sorte mit geringer Neigung zu Lager und hohes Ertragspotenzial. Braueignung. Hohe Resistenzeigenschaft gegenüber Gelbrost, aber anfällig für Braunrost. 2023 in Hohenheim und in Forchheim a.K. einzige Sorte mit starkem Befall. Züchtung / Vertrieb: Saaten-Union.

Thomaro (E): Zulassung 2018. Stein- und Flugbrandresistenz, geringe Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost, Schwäche bei DTR. Mittleres Ertragspotential bei guten Qualitätseigenschaften. Züchtung / Vertrieb: Dottenfelderhof.

Wendelin (E): Zulassung 2018. Lange, standfeste Sorte mit hoher Gelbrostresistenz und mittleres Ertragspotential. Züchtung / Vertrieb: Secobra / Natur-Saaten

Wiwa: Zulassung 2005. Biologisch-dynamisch gezüchtet. Niedriges Ertragsniveau bei sehr guter Qualität. Lange, standfeste Sorte mit mittlerer Abreife. Gute Resistenzeigenschaft gegenüber Gelbrost, Schwäche bei Braunrost. Zeigt im Frühjahr z.T. starke Vergilbung im Blattbereich, die sich ab dem Schossen aber wieder verwächst. Züchtung / Vertrieb: Getreidezüchtung Peter Kunz / Sativa Rheinau AG; Bioland Handelsgesellschaft.

In den Downloadlinks finden Sie die Tabellen zu den Ertrags- und Qualitätsdaten.

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