Tapfere Helferlein im Milchviehstall
Die Milchviehhaltung ist ein wichtiger Produktionszweig der Landwirtschaft, der aktuell noch wenig in der Kritik steht. Vor allem in Hinblick auf die Diskussionen zur Anbindehaltung sind jedoch auch hier Maßnahmen zu mehr Tierwohl zu ergreifen. Können Automatische Melksysteme (AMS) einen Beitrag dazu leisten?
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Die Motivation in ein AMS zu investieren kann unterschiedlich sein. Erste Betriebe beschäftigen sich mit dem Ersatz des Altgeräts, da es in die Jahre gekommen ist. Andere Betriebe wollen sich neu aufstellen und deshalb in die stählernen Helfer investieren. Hier spielt mit Sicherheit auch das Argument der nur schwer verfügbaren Arbeitskräfte für wachsende Familienbetriebe eine wichtige Rolle. Andere, jedoch nicht zu vernachlässigende Argumente, sind die Themen Tierwohl, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz. Diesen wird künftig bei der Weiterentwicklung der Haltungstechnik eine gesteigerte Rolle zukommen. Allerdings darf auch hier die Wirtschaftlichkeit nicht außen vor gelassen werden. Für den ein oder anderen Betrieb mag deshalb auch der Einbau eines Gebrauchtgeräts interessant sein.Seit über 20 Jahren gibt es AMS in deutschen Milchviehställen. In dieser Zeit hat sich viel getan. Wurde die Technik anfangs noch belächelt, so ist sie heute etabliert und entspricht den Anforderungen von Precision Dairy Farming. Vor allem in den Bereichen der Kontrolle von Milchqualität und Eutergesundheit hat sich durch den Einsatz diverser Sensoren viel getan. Aber auch der Melkprozess wurde kontinuierlich verbessert, was unter anderem der Weiterentwicklung der Erkennungssysteme der Zitzen zu verdanken ist.Wie funktioniert ein Roboter?Im Vergleich zu einem Stall mit konventioneller Melktechnik spielt das Stalllayout bei einem AMS-Betrieb eine deutlich wichtigere Rolle. Nur wenn der Kuhverkehr gut durchdacht ist, kann der Roboter die geforderte Leistung abliefern. Messlatte für die Leistung ist oftmals die Anzahl der Melkungen pro Tag. Die genannten Zahlen können jedoch schnell unter- oder aber auch überschritten werden, da diese Zahl von der Herde (Milchleistung, Melkbarkeit,…) und dem gewählten Kuhverkehr abhängt. Viel aussagekräftiger ist deshalb die Angabe zur Milchmenge, die das automatische Melksystem täglich ermelken kann. Um die Position des AMS im Stall noch vielfältiger zu gestalten, setzen die Hersteller auf mehrere Möglichkeiten, wie die Kuh das System betreten kann: gerader oder seitlicher Zu- und Ausgang sind die Varianten. Wie das AMS im Stall positioniert wird, hängt vom gewählten Kuhverkehr ab. Hier haben sich freier Kuhverkehr und Feed First gegenüber dem einfachLesen Sie weiter auf Seite 30(Fressbereich kann nur über Melkbox erreicht werden) und selektiv gelenktem Kuhverkehr (Weiterentwicklung des einfach gelenkten Kuhverkehrs; Kühe, die kein Melkanrecht haben, können jederzeit zum Fressbereich) durchgesetzt.Der Irrglaube, dass die Kühe wegen dem Euterdruck zum Melken in das AMS gehen, ist weitestgehend ausgeräumt. Hier zieht vor allem die Lockfütterung. Das angebotene Futter im Roboter muss schmackhaft sein, sodass die Kühe freiwillig zum Melken gehen und sich die Anzahl der nachzutreibenden Kühe reduziert. Konnte in den ersten Modellen der AMS nur Kraftfutter gefüttert werden, so sind heute oftmals pelletiertes und nicht-pelletiertes Kraftfutter aber auch Flüssigkomponenten wie Glycerin oder Propylenglycol einsetzbar. Damit die Lockfütterung nicht an seinerAttraktivität verliert, ist auf die Rationsgestaltung am Futtertisch zu achten.Kein Schnäppchen schlagenDer Preis sollte nicht das entscheidende Kaufkriterium sein. Was hilft einem ein „Schnäppchen“, wenn sich daraus im Praxiseinsatz Probleme ergeben? Zuallererst ist darauf zu achten, dass das AMS die Funktionen bietet, die man selbst an das Gerät stellt: Was kann der Roboter, was der andere vielleicht nicht kann? Welcher Arbeitsweise lasse ich welche Bedeutung zukommen? Ganz außen vor sollte man die Wirtschaftlichkeit jedoch nicht lassen. So spielen unter anderem die laufenden Kosten eine Rolle. Dazu zählen die Kosten für die Verbrauchsmaterialien, den Bedarf an Wasser, Strom und Verbrauchsmaterialien aber auch die Kosten für den Servicevertrag. Das Thema Service ist bei der Kaufentscheidung von hoher Bedeutung – vor allem dann, wenn man erstmalig in ein AMS investiert. Ist der Service zuverlässig, schnell erreichbar und gut ausgestattet? Das bestätigt uns auch MatthiasUhrenbacher aus Inzigkofen (Kreis Sigmaringen), der seine heute 200 Kühe mit drei VMS von DeLaval melkt. Das erste VMS wurde vor elf Jahren installiert. Ein Argument für den schwedischen Hersteller waren die guten Geschäftsbeziehungen zum örtlichen Agrardienst. Zudem sprachen arbeitswirtschaftliche Gründe für den Roboter als Ersatz für den Melkstand. Der Stall wurde nach dem Feed First-Prinzip geplant, sodass möglichst viele Kühe von selbst die Melkstation aufsuchen. Uhrenbacher würde sich heute wieder für das gewählte System entscheiden.Im Zuge der Modernisierung seines Kuhstalls wurden bei Thomas Gamb aus Emmingen-Liptingen (Kreis Tuttlingen) automatische Melksysteme zum Thema. Für ihn war es nicht nur wichtig, dass er seinen eigenen Arbeitsalltag verbessert, sondern auch, dass er eine Lösung für den Fachkräftemangel schafft. Seit einem Jahr ist nun der GEA R9500 installiert. Überzeugt haben den Landwirt die Kombination des automatischen Melkens mit einer Melkgrube, sodass beispielsweise Jungkühe bei Bedarf weiterhin in der ersten Tagen von Hand angesteckt werden können.
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