Pflanzenschutz ist ein komplexes Thema
Bevölkerungswachstum, neue Mittelschichten, die mehr tierische Produkte verzehren und knappe Faktoren wie Land und Wasser erschweren die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Welchen Beitrag Pflanzenschutz leisten kann, darüber diskutierten Ende August 2015 Wissenschaftler aus 90 Ländern auf dem International Plant Protection Congress (IPPC) in Berlin.
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Pflanzenschutz wird ein wichtiger Baustein sein, der nach David Bergvinson, Generaldirektor des International Crop Research Institute for the semi-arid tropics (ICRISAT), auch in zehn Zielen der Sustainable Development Goals (SDG) von der Hunger- und Armutsbekämpfung über den Schutz von Gewässern bis zur Ausbildung berücksichtigt wird.
Bakterien, Insekten oder Pilze vernichten nicht nur die Pflanze als solche, sondern führen auch zu qualitativen Ertragsminderungen. Clayton Hollier von der Louisiana State University hat die Verluste quantifiziert und mit der Kalorienkaskade dargestellt. Die Ernteprodukte weisen rechnerisch zum Reifezeitpunkt durchschnittlich 4.600 kcal pro Kopf und Tag auf. Tatsächlich geerntet werden nur noch 4.000 kcal, nach der Verarbeitung kommen lediglich 2.400 kcal heraus. Der Konsument verzehrt am Ende nur noch 2.000 kcal. Den größten Kalorienverlust gibt es bei Ernte und Lagerung.
Einfach mehr Pflanzenschutzmittel verkaufen und anwenden ist offenbar keine Lösung. Das Thema ist viel komplexer. Schließlich werden die Bauern weltweit seit Jahrzehnten über Techniken für bessere Anbaumethoden zur Steigerung der Erträge unterrichtet. Dennoch gibt es ein Ertragsdefizit, obwohl beispielsweise Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen, beklagt David Guest von der Universität in Sydney. Den Bauern in Indonesien standen seinen Studien zufolge über mehrere Jahre in verschiedenen Entwicklungsprojekten mehr als 30 Workshops für eine bessere Pflanzenproduktion zur Verfügung. Die haben sie auch alle besucht. Dennoch bleiben die Erträge am Ende niedrig. Guest hat eine "Armutsfalle" entdeckt, aus der die Bauern kaum herauskommen: Die Lebensmittelpreise in den Städten müssen niedrig bleiben. Niedrige Preise führen dazu, dass den Bauern Investitionskapital für Innovationen fehlt.
Darüber hinaus stehen sie mit ihren Produkten im Wettbewerb mit Importen und ihnen fehlt der Zugang zu meist teuren Inputressourcen.
Guest monierte auch die Arbeit der Agrarkonzerne. Sie bieten Ausbildung und Beratung oftmals nur für Cashcrops an. Die Gewinne sind für den einzelnen Bauern gering, aber für die Konzerne durch die an den Input gebundene Beratung lohnend. Die Bauern könnten mit Kakao mehr Gewinn erzielen, erhalten aber nur Beratung für den Anbau von Reis. Für die Erarbeitung effektiver und praxistauglicher Bekämpfungsstrategien von Pflanzenschädlingen und -krankheiten werden qualifizierte Phytomediziner benötigt. Deren Zahl ist jedoch rückläufig. Susanne Weigand berichtete vom 2010 eingeführten Studiengang an der Georg-August-Universität in Göttingen, wo der M. Sc. Crop Protection die Lücke auffüllen will. Derzeit gibt es jährlich 20 Plätze für den zweijährigen Studiengang, in dem chemisch-biologische Grundlagen, Lebenszyklen der Schädlinge sowie Interaktionen der Pflanzen mit den Angreifern erarbeitet werden.







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